7. Tag:
Pünktlich fahren wir am Morgen aus Telavi los. Heute ist Donnerstag und wir haben nur noch drei Urlaubstage vor uns, bevor es zurück in die Heimat geht. Auch für unsere Tage in Georgien gibt es ein straffes Programm, das es „Abzuarbeiten“ gilt. Da die Reise immer weiter geht, kann keiner sich eine Auszeit nehmen.
Unser Übernachtungshotel Old Telavi hat nicht bei allen Gästen Begeisterung her vorgerufen. Da die vielen Zimmer, für 6 Paare und 19 Einzelpersonen sehr unterschiedlich ausgefallen sind, kam nicht bei allen ungeteilte Freude auf. Alfred und ich hatten wieder ein gutes und großes Zimmer „erwischt“ und für unsere Ansprüche war das Frühstück völlig ausreichend.
Der strahlend blaue Himmel versöhnte alle Gemüter schnell, und nach wenigen gefahrenen Metern gab es bereits den ersten Stopp. Direkt unterhalb des Reiterstandbildes von König Erekle II vor der östlichen Mauer des Schlosses Batonisziche hielt der Bus. Anano führte uns zu einer über 900 Jahre alten Platane, die mit 46 m Höhe und 12 m Umfang gigantisch vor uns stand. Dann lag Telavi hinter uns, und das religiöse Zentrum Georgiens in Alawerdi vor uns. Die von weitem imposant anzusehende Anlage, in deren Mitte die Alawerdi-Kirche thront, überraschte nicht nur mit ihren Ausmaßen, sondern auch mit ihrer Lage in der Ebene. Seit dem 16. Jahrhundert war Alawerdi ein Mönchskloster, später ei n Frauenkloster. Heute ist es wieder als Mönchskloster aktiv.
Normalerweise müssten die Frauen Röcke über die Hosen anziehen, aber zu der frühen Stunde war das Equipment des Klosters noch nicht zugänglich. Mit mehr oder weniger improvisierten Kopfbedeckungen und der Ermahnung, dass im Gotteshaus striktes Fotografier Verbot gilt, betraten wir die 56 m hohe Georgs-Kathedrale. Zum Zeitpunkt ihrer Erbauung war die Kirche im 11. Jhd. das höchste Gebäude in Georgien. Die Kirche war über und über mit Fresken ausgemalt, die im 19. Jahrhundert weiß übertüncht wurden. Erst ab 1966 hat man angefangen, größere Teile zu restaurieren.
Zur Wehrkirche Gremi steigen wir beim nächsten Halt auf. Die Festungsanlage thront von weitem sichtbar auf einem Felsen und hat vor kurzem eine gründliche Restaurierung erhalten. Wir schnaufen die steilen Stufen im Schatten der Bäume bis zum Eingang zur Engelskirche empor, in der uns wieder schön erhaltene Fresken überraschen. Es handelt sich um eine Kreuzkuppelkirche mit auf Säulen stehender Kuppel, die im Jahre 1565 erbaut worden war. Neben der Engelskirche steht ein dreistöckiger Glockenturm, dessen zwei untere Etagen noch älter als die Kirche selbst sind. Im unteren Geschoss befindet sich ein kleines Museum und durch das Museum hindurch gelangt man in das Schloss, dessen Geschosse über abenteuerliche Treppen erstiegen werden können. Im Obergeschoss kann man eine Toilette aus dem 16. Jahrhundert bestaunen, deren zugige Öffnungen im Winter bestimmt für unangenehme Frische sorgten. Der Blick durch die Fenster des Schlosses ins Alasani-Tal ist grandios und die Fernsicht genial. Nach dem Abstieg lohnt ein kurzer Abstecher ins kleine Museum am Fuße des Felsens.
Über eine gut ausgebaute Pass-Straße lässt sich der Weg nach Tiflis (Tbilisi) um viele Kilometer abkürzen. Die Reisegruppe soll auf einem Rundgang in der Altstadt der Hauptstadt von Georgien die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gezeigt bekommen. Die Sonne brennt heiß vom Himmel und vor dem Start wird in den zahlreichen Straßencafés und Restaurants im Schatten eine Pause gemacht. So wie das Wetter die letzten Tage auch gewesen ist, zogen pünktlich zum Stadtrundgang ein paar bedrohlichen Regenwolken auf. Kurzerhand statteten sich alle mit ihren Regenjacken aus, und wie immer, wenn man sie dabei hat, regnet es meistens doch nicht. Der Mix aus Sonne und Regenschauern blieb uns auch in Georgien fast jeden Tag treu.
Wir starteten bei der Mecheti-Kirche und dem Reiterstandbild von König Wachtang Gorgassali, des Gründers der Stadt Tbilisi. Die Schwefelbäder und ihre sehenswerten Bauwerke faszinierten uns im Bäderviertel genauso, wie im Anschluss die älteste Kirche, die Antschischati-Kirche aus dem 6. Jhd.. Sie beherbergt die goldene Ikone des Erlösers aus dem heute türkischen Dorf Antschi.
Interessant war der Besuch der Synagoge. Vorbei am sehenswerten, neuen staatlichen Puppen- und Marionettentheater mit seinem schiefen Turm, ging es bis zum ältesten Standesamt an der Barataschwili Straße. Unterwegs gab es noch einen kurzen Blick in die älteste Bäckerei der Stadt.
Der bekannte Lampenanzünder bekam genauso die notwendige Aufmerksamkeit wie die Plastik „Berikaoba“. Solche Plastiken sind an vielen Ecken der Stadt zu entdecken und lösen manches Schmunzeln aus. Aus der Ferne sahen wir den Präsidentenpalast, die futuristische Friedensbrücke und die Festung, die majestätisch über der Altstadt thront. Das Denkmal „Mutter Georgiens“ steht weithin sichtbar und erhaben auf der Anhöhe neben der Festung. Die 20 m hohe Statue aus Alu wurde 1958 anlässlich des 1.500-Jährigen Stadtjubiläums eingeweiht. Sie soll das Selbstverständnis der Georgier ausdrücken: in der rechten Hand das Schwert gegen den Feind und die Schale mit Wein in der linken, von Herzen kommenden Hand für den Freund und Gast. Wir besuchten die Schatzkammer im Simon-Dschanaschia-Museum und erhielten ausführliche Beschreibungen zu den zahlreichen Exponaten aus Gold und Silber.
Zum Abendessen fuhren wir quer durch die Stadt. So begeistert wie ich gestern vom Essen war, so desinteressiert traf es mich heute. (Es schmeckte gut, aber vom Hocker hat es mich nicht gehauen). Einige Gäste kompensierten das mit dem anscheinend sehr guten und preiswerten weißen Hauswein.
Auch dieser Tag endete, müde und mit unzähligen neuen Eindrücken ging es zurück ins Übernachtungshotel. Morgen geht es bis zum hohen Kaukasus. Hoffentlich spielt das Wetter mit.
Gruß Margita