17. Tag
Heute kann ´mal – fast – ausgeschlafen werden; erst um 09:30 Uhr geht´s los mit dem Besuch des kaiserlichen Sommerpalastes, eines durch Seen und Kanäle, Parkanlagen, Brücken, ungezählte Gebäude, Türme, Laubengänge, Skulpturen und weitere Elemente gestalteten über 300 Hektar großen Komplexes abseits des Stadtzentrums.
Obwohl der Besuchereingang schon am Sonntagvormittag von einer Menschentraube belagert wird, versteht es „Schneeflocke“, uns ohne Aufenthalt flugs an diesen vorbei in das dem gemeinen Volk in alter Zeit verbotene Reich zu lotsen. Hinter der das ganze Gelände umgebenden hohen Mauer verteilen sich die Besucherscharen rasch und manchenorts kann man sich für Augenblicke gar allein wähnen. Im Schatten oft Jahrhunderte alter hoher Bäume ist nahe den ausgedehnten Wasserflächen deren kühlende Wirkung deutlich spürbar und man versteht, warum die Herrscher diesen Ort, der auf demselben Breitengrad wie die türkische Hauptstadt Ankara liegt, gerade im Sommer besonders bevorzugten. Von der schon bald Hals und Nase reizenden, offensichtlich hoch Schadstoff belasteten Luft, die sich bereits auf wenige 100 Meter Distanz als feiner grauer Schleier auch optisch bemerkbar macht und bei manchen Reisegenossen zu Atembeschwerden führt, hatten die früheren Herren ja noch keine Ahnung.
Die sich nach dem Mittagessen anschließende Fahrt zum „Vogelnest“, der Eröffnungs-Sporthalle der Olympischen Sommerspiele des Jahres 2008, und weiteren markanten Gebäuden des Olympiageländes stellte dann auch der schlechten Luftqualität wegen kein sonderliches Vergnügen dar. Der Besuch einer Seidenmanufaktur dagegen, in der nicht nur die aus den Kokon-Fäden der Seidenraupe gefertigten Produkte bewundert und erworben, sondern die zu Anschauungszwecken gehaltenen Tierchen beim Genuss ihrer Lieblingsspeise – Maulbeerblätter – beobachtet und sogar gestreichelt werden können, findet – dank der dort offensichtlich gefilterten Raumluft – allgemein Anklang. Unsere Zeit im Reich der Mitte neigt sich langsam ihrem Ende zu und bei mir sowie Anderen kommt Vorfreude auf heimische Gefilde auf.