2. Tag
Heute ist Besichtigung in Amman und Jerash angesagt. Diese Stadt wurde auf sieben Hügeln erbaut, wie jede Stadt, die auf sich hält, aber inzwischen hat man mehr als 20 Hügel besiedelt. Naturgemäß sind die Straßen recht steil, der Verkehr ist chaotisch. Man hat wohl versucht, Ordnung in den Straßenverkehr zu bringen, indem man das deutsche Verkehrssystem einführte. Nachdem deswegen aber mehr als 35.000 Fahrer ihren Führerschein verloren, ist man freudig ins Chaos zugekehrt.
In der Frühe konnten wir die König Abdullah Moschee besichtigen. Die Frauen müssen sich sehr „kleidsame“ schwarze Umhüllungen samt Kapuze anziehen, nur so und ohne Schuhe dürfen wir den imposanten Innenraum betreten. Die Kuppel ist mit leuchtenden Mosaiken ausgelegt und darunter hängt ein tonnenschwerer, vergoldeter Leuchter. In der direkten Nachbarschaft stehen einige christliche Kirchen. Es herrscht ein tolerantes Religionsgemisch von allerlei christlichen und islamischen Glaubensrichtungen. Danach fahren wir nach Jerash, das bedeutet „Wald“. In antiker Zeit war das also eine sehr grüne bewaldete Gegend. Von Bäumen und Wald ist nichts mehr zu sehen, heute sieht man an den Straßenrändern zahlreiche Gärtnereien mit einer Fülle leuchtender Blumen.
Jerash ist das alte Gerasa, eine der größten römischen Ausgrabungen in Nahost. Die beeindruckenden Reste z. B. der Hadriansbogen, die Säulen bestandene „Hauptstraße“ und mehrere Tempel inmitten blühender Frühlingsblumen, Wiesen und weidenden Schafen bilden eine großartige Kulisse vor der modernen Stadt. Hier habe ich die schönsten korinthischen Kapitelle gesehen. In einem der Theater werden wir von einem typischen, jordanischen „Tattoo“ überrascht: Drei Musiker spielen auf Trommeln und Dudelsack, dessen Ursprung wohl in Mesopotamien zu suchen ist und nicht in Schottland.
Nach dem Mittagessen kehren wir nach Amman zurück und fahren dort auf die Zitadelle mit einem umwerfenden Rundumblick. Die Häuser der Stadt scheinen aus einem Baukastensystem - quadratisch praktisch gut - zu bestehen bieten aber einen homogenen Eindruck, weil alle aus einem hellen Stein erbaut wurden.
Auf der Zitadelle selbst findet man wiederum Überreste vieler antiken Hochkulturen, die das kleine Jordanien irgendwann einmal überrollt haben, auch islamische Spuren der Omayyaden, seien es Tempel, Moscheen oder Statuen. Von einer kolossalen Herkulesstatue sind - sage und schreibe - drei Finger und ein Arthrose freies Kniegelenk erhalten.
Das benachbarte Museum ist ein kleines, verstaubtes Schatzkästchen, mit Zeugen aus der frühen Menschheitsgeschichte. Besonders hervorheben möchte ich eine neolithische Ton Figur von Zwillingen, die mit fragenden Mandelaugen und gerümpften Stupsnasen ihren Betrachtern begegnen.
Das beherrschende Thema an diesem Tag ist das Wasser. Die Jordanier haben zu wenig davon. Das geht soweit, dass man in Amman nur einmal in der Woche für 24 Stunden Wasser vom Wasserwerk bekommen kann. Dann rauscht es aus allen Hähnen, ansonsten muss man sich mit riesigen Wasser- Behältern behelfen. Wir haben an diesem Tag für unseren Geschmack zu viel davon. Denn wir haben - hoffentlich vorübergehend - das mitteleuropäische Aprilwetter importiert. Es schwankt zwischen stürmischen Regenschauern, Dauergefiesele und strahlendem Sonnenschein, der sogar Sonnenbrand verursachen kann. Zum Abschied gehen wir, auch bei strömendem Regen, durch malerische Altstadtviertel und Märkte.
Mai alslama