7. Tag
Nach erholsamen Schlaf empfing uns Marokko mit, wie auf der gesamten Rundreise, Sonnenschein und angenehmer Wärme. Heute steht Marrakesch auf dem Programm, die letzte der vier Königsstädte.
Wie sich am Abend herausstellt, wurde dieser Tag zu einem wirklich herausragenden Erlebnis. Entspannend und trotzdem sehr informativ. Nach dem Frühstück fuhren wir entlang der Stadtmauer, im Ganzen 18 km lang, zur Koutoubya Moschee. Besichtigung erfolgte nur von außen. Hier stellte sich uns der einheimische Führer vor. Er konnte kein Englisch und hatte seine Sprache verloren, so dass er uns nichts erklären konnte und nur neben uns herlief. Wir dachten schon wieder eine Ausrede um nichts sagen zu müssen. Wie sich später herausstellte machte er seine Aufgabe als Bewacher der Gruppe sehr gut. Auch wir konnten ihn im Souk gut gebrauchen. Er führte uns nach einem Einkaufsstopp, Kekse für die Enkel, wieder an die Gruppe heran und bestand beim Bezahlen auf die korrekte Rückgabe des Kleingeldes vom wendigen, marokkanischen Verkäufer. Das war uns einen Backschich wert.
Nach kurzem Rundgang um die Moschee warteten wir vor dem Bahia Palast auf Einlass. Um Punkt 9:00 Uhr ging das Tor auf und Rachid rief: „Deutschland stürmen!“ So waren wir die Ersten im Palast. Augenblicklich war von den Außengeräuschen, mit Ausnahme der Touristen, nichts mehr zu hören. Die Räume des Riads (altes Haus mit Garten) waren reich mit Ornamenten, Stuck, Fliesen und Zedernholzvertäfelungen geschmückt. Schöne Innenhöfe mit blühenden Büschen rundeten das geschmackvolle Gesamtbild ab.
Nächster Programmpunkt waren die Saadiergräber. Ein Mausoleum in dem sieben Sultane begraben sind. Auch hier besticht die schlichte Eleganz und doch ist etwas besonders vorhanden. Neben den Herrscher hatten die kleinen Prinzen ihre Ruhe gefunden. Die Frauen und Mädchen hatten ihr eigenes Mausoleum. Die Dienerschaft wurde im Freien beerdigt. Ein kleiner Spaziergang durch die Mellah, ehemals jüdisches Viertel, brachte uns zum Bab Agnaou, dem schönsten Tor Marrakeschs. Mit dem Königspalast, dieser durfte nicht fotografiert werden, im Rücken bewunderten wir die Ornamente und Verzierungen an dem Tor und hielten diese als Bilder fest.
Nach dem Mittagessen und angenehmer Ruhezeit ging es dann ins pralle Leben von Marrakesch. Dem Souk El Jadid und auf den Place Jemaa el Fna (Platz der Geköpften). Zuerst schlenderten wir durch den Souk, Welcher auf die gleiche Art wie der Souk in Fes aufgebaut war, nämlich nach Zünften, nur etwas weitläufiger mit breiteren Gassen und touristischer im Warenangebot. Trotzdem immer wieder ein Genuss alles in sich aufzunehmen.
Die Gassen verführten die Jugendlichen mit ihren Rädern und Mopeds durch diese zu rasen. Das taten sie dann auch ohne Rücksicht auf Verluste. Unsere Ärztin bekam das hautnah zu spüren. Die besten Gewürze bekommt man nach Aussage von Rachid in der Berberapotheke. Also besuchten wir eine solche. Dort wurde uns dann erklärt für was die einzelnen Kräuter und Salben gut sind. Für alles. Die Verkäuferin, eine waschechte Marokkanerin mit sehr guten Deutsch-Kenntnissen und einer flinker Zunge, pries die Waren so an, dass fast jeder etwas kaufte.
Nachdem wir aus dem Souk wieder aufgetaucht waren standen wir plötzlich auf dem Gauklerplatz. Tagsüber war noch nicht so viel los. Für uns war es schon in Ordnung so. Wir drehten eine Runde um den Platz. Jeder pries seinen Waren lauthals an und wollte nur unser Bestes. Wir gingen ins Kaffee und beobachten das muntere Treiben der Einheimischen, Touristen und Verkäufer. Ein Gaukler wollte ständig, dass wir seinem Affen die Hand reichen.
Dann ging es ins Hotel zurück zur Vorbereitung fürs Abendprogramm. Das Abendessen nahmen wir im Restaurant Ksar El Hamra ein. Es war ein typisches marokkanisches Restaurant, von außen unscheinbar. Geht man hinein, betritt man eine andere Welt. Wir saßen in einem schönen Innenhof und labten uns am sehr guten Essen. Die Tische waren mit schönem Geschirr gedeckt und Rosenblättern geschmückt. Über uns in den Bäumen saßen und zwitscherten unzählige Vögel. Das Abendessen bestand aus verschiedenen marokkanischen Vorspeisen, Hühnchen-Tajin, einer Blätterteignachspeise und Keksen. Dazu hörten wir die ganze Zeit Musik dargebracht von zwei Musikern mit einer Art Gitarre und Trommel. Am Schluss trat noch einen Bauchtänzerin auf. Etwas hüftsteif, aber schön anzuschauen.
Anschließend besuchten wir noch einmal den Place Jemaa el Fna bei Nacht. War am Tag nicht soviel los, so ging jetzt der Punk ab. Es schien als wäre hier ganz Marrakesch auf den Beinen. Die Garküchen brutzelten was das Zeug hergab. Die Händler übertrafen sich in der Lautstärke beim Anpreisen der Waren. Da gab es Musikgruppen, Schlangenbeschwörer, Witzeerzähler – alle lachten, wir verstanden nichts -, marokkanisches Bingo – es werden Münzen auf ein mit Zahlen vorgefertigtes Brett geworfen und Flaschenziehen – 1,5 L Flaschen Sprite etc. mittels einer Angel hochheben.
Den besten Blick hatte man vom Claciercafe, hoch oben über dem Platz. Grandioser Überblick. Wir knipsten und filmten noch einmal was die Ausrüstung hergab.
Ein gelungener Abschluss eines wunderbaren Tages.