3. Tag
Obwohl das Abendessen gestern mehr als reichlich war und der Hotelmanager uns mit allerlei kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt hat, bin ich der erste am Frühstückstisch. Mit viel Liebe zum Detail werden immer mehr Tiegelchen mit irgendwelchen Leckereien an den Tisch gebracht und um die Teller angeordnet. So gibt es zum Beispiel dünne Teigtaschen mit Apfel und Zimt oder Oliven für diejenigen, die es am Morgen etwas Würziger mögen. Zum Trinken gibt es frisch gepressten Orangensaft, leckeren Kaffee oder süßen Pfefferminztee.
Derart gestärkt geht es in ein Geschäft für Gewürze, wo wir eine informative Einweisung in die verschiedenen Gewürze und ihre Wirkungsweisen erhalten. Der junge Angestellte macht seinen kurzweiligen und unterhaltsamen Vortrag zu einem Erlebnis für alle Sinne, wir dürfen riechen, cremen und kaufen - vom teuren Safran bis über die Gesichtscreme gegen Narben und Akne bis zur Seife gibt es hier alles zum Verzehren, Riechen und besser fühlen.
Mit dem Bus geht es zur Koutoubia Moschee, deren Minarett wir bereits aus der Ferne sehen können. Der Stadtpalast im Anschluss zeichnet sich durch seine wunderschönen Innenhöfe aus, die wir zu so früher Stunde nur mit wenigen anderen Touristen teilen. An den Wänden sind viele farbenprächtige Mosaike und an den Decken aufwändige Schnitzereien aus Zedernholz zu bestaunen.
Zu Fuß geht es durch die engen Gassen der Medina von Marrakesch, in der wir uns sicherlich ohne Führer verlaufen hätten. Ab und zu schießen Jugendliche auf ihren Mopeds um die Ecken und zirkeln mit Haaresbreite an uns vorbei, hier heißt es einfach cool bleiben. Bei weit über 20 Grad fällt das zwar nicht gerade leicht, ist aber die einzige Lösung.
Unser nächster Programmpunkt ist die Teilnahme an einem Kochkurs. Nachdem uns alle Zutaten erklärt wurden, werden die Kochschürzen umgebunden und es geht los. Jeder bereitet dabei sein eigenes Menü zu, bestehend aus einem Tomaten-Gurken-Salat mit Zwiebeln, einer Paste aus Aubergine und Gewürzen sowie Hühnchen in einer leckeren Sauce. Das Dessert wird dagegen von den richtigen Köchinnen gezaubert. Erstaunt muss ich feststellen, dass ich kochen kann. Wir haben alle unseren Kochkurs erfolgreich absolviert und erhalten ein persönliches Zertifikat als Chefkoch.
Mit gefüllten Bäuchen geht es zum Hammam und zur Massage. Um Jahre verjüngert, erkunden wir im Anschluss mit unserem Guide die Medina und den Platz der Gaukler und Schlangenbeschwörer und sind erstaunt, was dort alles verkauft wird. Das Abendessen nehmen wir in einem Lokal ein, das wir dort niemals vermutet hätten - wieder mit einem wunderschönen Innenhof ausgestattet. Bei Musik und Bauchtanz schmeckt es doch gleich viel besser. So langsam bin ich dann auch soweit, denn Bauch wäre schon mal da. Zum Glück werde ich aber verschont und jemand anderes aus unserer Gruppe darf seine Hüften mitschwingen.
Ein langer, ereignisreicher Tag geht zu Ende. Die Finger riechen nach Knoblauch und sind von Kurkuma gelb gefärbt wie bei einem Kettenraucher, der Rest des inzwischen müden Körpers duftet undefinierbar nach Hammamschlamm, aber für heute ist mir das alles ganz egal. Gute Nacht!