5. Tag
Labdien - Guten Tag,
bei wunderbarem Wetter haben wir am Vormittag Vilnius erleben können. Das Wappen der Stadt stellt den Großherzog von Vilnius mit Namen Vytautas dar - er lebte im 15. Jh. und noch heute laufen viele kleine Vytautas-se durch das Land. Sie werden auf diesen Namen getauft, um ihnen symbolisch eine ebenso große Macht zu verschaffen.
Es gibt im inneren Stadtkern eine Vielzahl von Kirchen in den Stilrichtungen von Gotik bis Klassizismus und auch russisch-orthodoxe Gotteshäuser. In ihren besonderen Ausprägungen sind sie alle wunderschön, aber hier möchte ich Besonderheiten schildern, die mir begegneten.
Im barocken Innenleben der St. Peter-und -Paulkirche ist eine Überfülle von Stuckelementen zu entdecken, beachtich ist aber das Nebeneinander vom Leiden Christi und einer Vielzahl nackter, weiß leuchtenden Puttenpopos. Daneben wacht der elegant gekleidete Sensenmann.
An der Außenfassade der St. Stanislaus Kathedrale ist mir eine Statue des Moses aufgefallen. Aus Moses Haupt wachsen Strahlen, was der korrekten hebräischen Übersetzung seiner Personenbeschreibung entspricht, und nicht wie Michelangelo ihn mit Hörnern darstellte, weil ihm eben die falsche Übersetzung vorlag.
Im gotischen Viertel findet man 2 Kirchen eng beieinander gebaut. Die spätgotische Annakirche gefiel angeblich Napoleon so gut, dass er sie seinen Beutezügen hinzufügen und eigenhändig nach Paris bringen wollte.
In der Heilig-Geistkirche habe ich einen überraschenden Stilmix von orthodoxem Interieur mit einem barocken Hochaltar gefunden - und das in laubfroschgrün. Dazu aber auch noch Antonius, Johannes und Eustachius, die unter einer Decke stecken. Eine Hilfe zum Suchbild dieser 3 Märtyrern sei der Hinweis: 6 Füße.
Unter den weiteren orthodoxen Kirchen hat mir die Nikolauskirche mit ihrer bescheidenen Ikonostase gefallen. Entlang der Hauptstraße gibt es die schicken Läden, die in jeder Hauptstadt zu finden sind, auch Restaurants und Straßen-Cafes alles in allem vermittelt die fröhliche Atmosphäre ein mittelmeerländisches Lebensgefühl.
Vilnius ist eine Hauptstadt, in der auch mit viel Energie restauriert wird, was in der Sowjetzeit vernachlässigt wurde, aber es entstehen in den neuen Vierteln auch moderne Gebäude von jungen Architekten. Nach dieser mit Höhepunkten vollgepackten Besichtigung haben wir Litauen in Richtung Sigulda in Lettland verlassen.
Sigulda liegt in der lettischen Schweiz, denn hier gibt es Berge, etwa 100 m hoch. Deswegen ist der Ort bei den Letten im Winter, wenn die Temperatur oftmals bis -30°C fällt, äußerst beliebt zum Ski-Abfahrtslaufen aber auch Langlaufen und Rodeln.
Unser gemütliches Hotel mit mehreren Nebengebäuden könnte auch in unseren Hochgebirgen liegen.
Bis bald