August 2013

Reisebericht: Minikreuzfahrt & Baltikum-Rundreise

Erkunden Sie mit unserer Chronistin Inge während der Minikreuzfahrt die Ostsee und anschließend Litauen, Lettland und Estland. Im Baltikum erwarten Sie Highlights wie das mittelalterliche Stadtzentrum von Tallinn und die Kurische Nährung.

Chronistin Inge auf einer Mini-Kreuzfahrt
Mein Tipp

Die Vielfalt des Baltikums und der Ostsee entdecken

Inge, Berge & Meer Chronistin

Ich bin Inge und lebe in Köln.

Zum Glück bin ich in der Situation, viel Zeit mit einigen bevorzugten Tätigkeiten verbringen zu können, z. B. Reisen und Lesen. Mit anderen Worten: Ich bin in Rente.

Schon als Kind  hatte ich bestimmte Reiseziele, aber je mehr Reisen ich unternehmen konnte, umso mehr Ziele kamen dazu, und ich denke nicht, dass ich so alt werden kann, alles abzuhaken.

Inge

1. Tag

Anreise & Fahrt nach Klaipeda

Der Urlaubsbeginn gestaltet sich oft sehr spannend, vor allem, wenn man mit der Bundesbahn unterwegs ist. Man muss mittlerweile mit allen möglichen Hindernissen rechen, wie kaputte Züge, betriebsbedingte Störungen, Selbstmordkandidaten u. ä. Und auch mit dem besonderen Zufall, dass man - oh staune - pünktlich, wie in meinem Fall, in Kiel ankommt. Zwar mit einem Ersatz-ICE, dem 3 Waggons fehlen, aber mit diesem Makel lief die DB zu ungeahntem Leistungsvermögen auf.

Die Einschiffung auf die DSDF-Fähre verlief problemlos und die Seestrecke von Kiel an Laboe vorbei in die Ostsee nach Klaipeda ebenfalls, also eine geruhsame, entspannende Einstimmung auf eine Rundreise. Als Einzelreisender bekommt man natürlich nur eine winzige Innenkabine, aber alles Überlebensnotwendige ist vorhanden. Vereinsamen braucht man auch nicht, denn aufgrund der dünnen Isolierung bekommt man viel Familienleben mit.

An Bord gibt es viele Möglichkeiten, sich in den Bars oder Restaurants auszuruhen, die Getränke z. B. Wein und Kaffee sind sehr preiswert und gut. Der Preis für eine Tasse Kaffee ist international ein zuverlässiges Währungsbarometer. Da ich keine Lust auf Schlangestehen vor dem abendlichen Buffet hatte, bestellte ich mir ein Menü mit Wein im wunderschön gedeckten Restaurant für 20 €.

In der Nacht erklangen auf den Schiffsgängen verzweifelte Laute. Waren es Hilferufe in der Not oder doch Begeisterungsrufe im Wodkarausch? Über dieser Überlegung schlief ich wieder ein.

2. Tag

Klaipeda

Laba diana - Guten Tag,

nach Ankunft der Fähre in Klaipeda wurden wir von unserer liebenswürdigen Führerin Andra empfangen. Sie ist von Beruf Lehrerin, und ihre Erfahrung mit Schulkindern wird unserer Gruppe von 25 ''älteren Herrschaften'' sicher gut bekommen.

Klaipeda, das alte Memel, ist eine großzügig angelegte Stadt. Die Bausünden aus der sowjetischen Zeit werden durch gepflegte Grünflächen und sogar kleine Wäldchen gemildert. Dort stehen viele moderne Skulpturen, die Figuren aus Volkslieder repräsentieren. Folklore ist in allen baltischen Staaten sehr beliebt und stärkt das Nationalbewusstsein.

Es gibt nur eine kleine Altstadt mit wenigen Fachwerkhäusern und Speicherbauten aus Backstein. Einige Jugensdstilhäuser wurden renoviert und vermitteln einen Vorgeschmack auf die Bauten in den Hauptstädten. Im Zentrum befindet sich ein Denkmal für den Dichter des Liedes ''Ännchen von Tharau''. Das erinnert mich an den Autoren Axel Hacke und seinen ''Weißen Neger Wumbaba'', der stattdessen ''Entchen von Tharau'' singt.

Etwas weiter findet man die alte Taubenpost, die allerdings stillgelegt wurde. Ich vermute, die ''Postboten'' bekamen das falsche Futter. In der Nähe unseres Hotels ist ein Supermarkt mit Gebäck- und Tortentheken, die mich begeistert haben. Man stelle sich vor, mehr als 10 m voller Kuchen und das auch noch in 3 Lagen übereinander.

3. Tag

Nehrung

Laba diana,

heute früh überquerten wir im Bus mit einer Fähre das kurische Haff und besuchten die kurische Nehrung. Sie entstand aus mehreren Inseln, die durch Anschwemmungen einer Meeresströmung zu einer schmalen ca. 95 km langen Halbinsel verbunden wurden.

Es ist ein Naturparadies besonderer Art. mit bewaldeten Hügeln, Dünenlandschaften und einsamen Stränden. Auf der schnurgeraden Straße begleiten uns auf der einen Seite die Wasser der Ostsee und auf der anderen Seite die Wasser des Haffs.

Auf der Nehrung leben ca 2.000 Menschen, allerdings mehr als doppelt so viel Kormorane und Graureiher, die den Einwohnern in doppelter Hinsicht Probleme bereiten: Sie fressen viel Fisch und dank der reichlichen Kost verursachen die entsprechend reichlichen Ausscheidungen der Vögel ein Waldsterben der besonderen Art.

Außer diesen Bewohnern gab es in der 1. Hälfte des 20. Jh. einige prominente Gäste: eine Künstlerkolonie expressionistischer Maler wie Corinth und Pechstein, und vor allem Thomas Mann mit seiner Familie. Er baute sich auf dem ''Schwiegermutterberg'',ein typisch kurisches Holzhaus in den Farben dunkelrot und leuchtend blau. Hoch oben vom Schwiegermutterberg auf die Dünenlandschaft schauend soll er - für Syltliebhaber interessant - gesagt haben ''Kennen Sie die Dünen bei List auf Sylt? Man muss sie sich verfünffacht denken, man glaubt, in der Sahara zu sein.''

Diese 52 m hohe Parnidis-Düne haben wir auch erklommen, wo auf dem Plateau eine moderne Skulptur als Sonnenuhr und Kalender errichtet ist. Man soll die Stunde, den Monat, Sonnen- und Mondaufgang und die Tag- und Nachgleichen ablesen können. Warum habe ich es aber nicht geschafft, vielleicht hat man nicht auf Sommerzeit umgeschaltet???

Zur Mittagszeit kehrten wir in Hauptort Nida ein, wo ich mir ein typisch litauisches Gericht bestellte Zeppelinas, d. h. Klöße aus roh geriebenen Kartoffeln in Zeppelinform mit Quarkfüllung und Schmandsosse. Das dazugehörende lokale Bier konnte mich als Kölschtrinkerin durchaus begeistern. Im Zentrum wird an allen Ecken und Enden Bernstein verkauft , der im Baltikum häufig vorkommt und sich gut als Mitbringsel eignet. Außerdem hängt über dem Ort der würzige Duft von Räucherfisch, der ebenso oft angeboten wird.

Vor einigen Häusern stehen auf Pfosten bunte Wimpel von Kurenfischer. Gemäß einer Verordnung aus dem 19.Jh musste ''jeder Berechtigte zur Ausübung der Fischere'' einen solchen vorweisen können. Die letzte Station auf der Nehrung war der Hexenberg. Ich denke, man soll keine voreiligen Schlüsse daraus ziehen, dass wir dort hochwandern sollten. Im dichten Wald stehen ca. 90 Figuren aus Eichenholz von Hexen, Teufeln und Helden aus litauischen Märchen. Sie wurden in den letzten Jahren von litauischen Schnitzern hergestellt.

Bis bald.

4. Tag

Kaunas

Laba diana,

bei der Fahrt über Land von Klaipeda über Kaunas nach Vilnius erfuhren wir Einiges über Land und Leute. Die Litauer, die von den Sowjets enteignet wurden, haben mittlerweile ihr Eigentum an Land zurückbekommen, aber viele sind zu arm und müssen es zumeist an ausländische Investoren verkaufen.

Noch erlebt man also eine weitgehend unberührte Natur mit brachliegenden Felder und weiten, unbebauten Wiesenflächen. Dazu besteht etwa die Hälfte der Landesfläche aus Wald, es sind vielfach Laub - oder Mischwälder. Es gibt vor allem Birken, deren Blätter im besonderen Licht der nordischen Sonne blinken.

Man sieht wildromantische, vom Menschen nicht veränderte Flussläufe, unzählige Seen mit Schilf bewachsenen Ufern und immer wieder Orte, die liebevoll mit Blumen bepflanzt wurden. Blumen spielen für alle Balten eine große Rolle ebenso alles, was mit dem Sommer zu tun hat. In dieser Jahreszeit wird das Leben in vollen Zügen genossen und man versucht, viele Aktivitäten auf den Sommer zu verlegen.

Dazu gehört auch, dass man Neugeborenen möglichst den Namen eines Heiligen gibt, dessen Gedenktag in den Sommermonaten liegt. Denn traditionsgemäß feiert man im katholischen Litauen eher Namenstag statt Geburtstag. Dann komme als Gast, wer auch immer mag, Hauptsache, er bringt etwas Essbares mit.

Mein erster Eindruck der alten Stadt Kaunas war ein Riesenkran mit anhängender Plattform. Ich kannte dieses Gebilde nicht, konnte dann aber eine Reklametafel lesen:'Diner in the Sky. Man kann dort für viel Geld in luftiger Höhe essen.

In der Altstadt konnten wir einige alte Gebäude besichtigen, gotische und barocke Kirchen, ein Bürgerhaus mit spätgotischem Backsteindekor, eine restaurierte mittelalterliche Burg uvm. Eine wunderschöne Kirche mit barockem Interieur wurde von den Sowjets zur Traktorfabrik vergewaltigt. Jetzt wird sie wieder restauriert.

Die Stadtväter in Kaunas haben eine alternative Methode gefunden, herrenlose, wild abgestellte Fahrräder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Außerdem haben sie ihrem barocken Rathaus auch einen stolzen, phantasievollen Namen gegeben: Weißer Schwan.

Eine Pause in der Fußgängerzone gab uns nicht nur Gelegenheit zu Kaffee und Kuchen, sondern auch zum interessierten, kritischen Beobachten der Passanten.

Bis bald.

5. Tag

Vilnius

Labdien - Guten Tag,

bei wunderbarem Wetter haben wir am Vormittag Vilnius erleben können. Das Wappen der Stadt stellt den Großherzog von Vilnius mit Namen Vytautas dar - er lebte im 15. Jh. und noch heute laufen viele kleine Vytautas-se durch das Land. Sie werden auf diesen Namen getauft, um ihnen symbolisch eine ebenso große Macht zu verschaffen.

Es gibt im inneren Stadtkern eine Vielzahl von Kirchen in den Stilrichtungen von Gotik bis Klassizismus und auch russisch-orthodoxe Gotteshäuser. In ihren besonderen Ausprägungen sind sie alle wunderschön, aber hier möchte ich Besonderheiten schildern, die mir begegneten.

Im barocken Innenleben der St. Peter-und -Paulkirche ist eine Überfülle von Stuckelementen zu entdecken, beachtich ist aber das Nebeneinander vom Leiden Christi und einer Vielzahl nackter, weiß leuchtenden Puttenpopos. Daneben wacht der elegant gekleidete Sensenmann.

An der Außenfassade der St. Stanislaus Kathedrale ist mir eine Statue des Moses aufgefallen. Aus Moses Haupt wachsen Strahlen, was der korrekten hebräischen Übersetzung seiner Personenbeschreibung entspricht, und nicht wie Michelangelo ihn mit Hörnern darstellte, weil ihm eben die falsche Übersetzung vorlag.

Im gotischen Viertel findet man 2 Kirchen eng beieinander gebaut. Die spätgotische Annakirche gefiel angeblich Napoleon so gut, dass er sie seinen Beutezügen hinzufügen und eigenhändig nach Paris bringen wollte.

In der Heilig-Geistkirche habe ich einen überraschenden Stilmix von orthodoxem Interieur mit einem barocken Hochaltar gefunden - und das in laubfroschgrün. Dazu aber auch noch Antonius, Johannes und Eustachius, die unter einer Decke stecken. Eine Hilfe zum Suchbild dieser 3 Märtyrern sei der Hinweis: 6 Füße.

Unter den weiteren orthodoxen Kirchen hat mir die Nikolauskirche mit ihrer bescheidenen Ikonostase gefallen. Entlang der Hauptstraße gibt es die schicken Läden, die in jeder Hauptstadt zu finden sind, auch Restaurants und Straßen-Cafes alles in allem vermittelt die fröhliche Atmosphäre ein mittelmeerländisches Lebensgefühl.

Vilnius ist eine Hauptstadt, in der auch mit viel Energie restauriert wird, was in der Sowjetzeit vernachlässigt wurde, aber es entstehen in den neuen Vierteln auch moderne Gebäude von jungen Architekten. Nach dieser mit Höhepunkten vollgepackten Besichtigung haben wir Litauen in Richtung Sigulda in Lettland verlassen.

Sigulda liegt in der lettischen Schweiz, denn hier gibt es Berge, etwa 100 m hoch. Deswegen ist der Ort bei den Letten im Winter, wenn die Temperatur oftmals bis -30°C fällt, äußerst beliebt zum Ski-Abfahrtslaufen aber auch Langlaufen und Rodeln.

Unser gemütliches Hotel mit mehreren Nebengebäuden könnte auch in unseren Hochgebirgen liegen.

Bis bald

6. Tag

Von Sigulda über Tartu nach Tallinn

Tere - Guten Tag,

in unserem ''Schweizer''Hotel gab es ein schmackhaftes Abendessen und Gelegenheit, eine lettische Spezialität zu probieren. Unsere liebenswerte Reiseleiterin empfahl uns: Schwarzen Balsam. Die Bedienung brachte uns 5 hoch gefüllte Schnapsgläser und wir erwarteten entsprechend dem Namen eine sanfte wohltuende Spezialität. Allerdings straften mich der Gesichtsausdruck der Mittrinker Lügen. In Wirklichkeit heißt der Balsam Trauktine und schmeckt so kratzig, wie ich es aussprechen würde. Aber dank der Überwindung dieser bitteren Pille haben wir einen fröhlichen Abend verbracht.

Bei der Fahrt über Land können wir weitere Informationen zu Land und Leuten erfahren. Die Landschaft ist ähnlich wie in Litauen. Vereinzelt sehen wir einsam gelegene Gehöfte, immer umgeben von einem sorgsam gepflegten Gemüsegarten und üppig blühenden Sommerblumen.

Auf den großen Weidenflächen nahe der Häuser beobachtete manches Mal ein einsames Rindvieh unseren Reisebus. Alle Balten lieben Bäume, vor allem Eichen. Sie werden sorgsam gehütet, liebevoll bestrickt und warm eingepackt.

Bei unseren Stadtbummeln konnten wir viele ausgesprochen junge hübsche junge Leute beobachten. Bei allem Fortschritt in den baltischen Staaten herrscht wohl aber eine Textilknappheit, aber es erfreut manches Auge.

Wir wissen ja schon, dass die Balten gerne feiern und, da sie gläubige Christen sind, wird in vielen Kirchen viel geheiratet und viel getauft. Die Großfamilie wird festlich eingekleidet und auch festlich transportiert. Schon bald kommen wir zum nächsten Grenzübergang, d. h. nach Estland.

Estland ist das kleinste baltische Land, aber am weitesten entwickelt, dank der Nachbarschaft mit Finnland, wohin immer rege Beziehungen bestanden, vor allem weil die Sprachen sehr verwandt sind. Sie gehören zu derselben Sprachfamilie wie ungarisch. Die Landschaft ist den anderen baltischen Staaten sehr verwandt. In Tartu, einer hübschen Universitätsstadt mit einer langen geschichtlichen Tradition konnten wir eine Mittagspause einlegen, aber erst nach dem Pflichtbesuch der St. Johanniskirche im Stil der Backsteingotik. Bei strahlendem Wetter kamen wir in Tallinn an.

Bis bald.

7. Tag

Tallinn

Tere - Guten Tag,

zur Stadtbesichtigung in Tallinn gehörten folgende Highlights: das Schloss Katharinental, das der Zar Peter der Große errichten ließ in einem der Vororte Tallinns, wie immer in einem wunderbar angelegten Park.

Um der Sangesfreude der Balten gerecht werden zu können, gibt es einen besonderen Ort, wo regelmäßig Konzerte stattfinden. In diesem weiten Rund findet die baltische Seele eine ideale Ausdrucksform ihres Nationalbewusstseins. Dort treten auch ebenso viele Chöre anderer Nationalitäten auf.

In der Altstadt war die Besichtigung eine zweischneidige Angelegenheit. Natürlich ist die Altstadt ein interessanter Ort, wovon wir uns aber schon am Vorabend überzeugt haben. Es herrschte rund um den Rathausplatz eine fröhliche sommerliche Stimmung, die uns zum Genuss von Honigbier und Zimtbier verführt hat. Es ist nicht jeder Manns Geschmack und wir Deutschen hängen natürlich am Reinheitsgebot.

An diesem Morgen legten aber einige Kreuzfahrschiffe an, die bestimmt mehr als Tausend Passagiere auf die kleine Altstadt losließen, sodass ein dichtes Gedränge herrschte. An den Aussichtsterrassen musste ich mich vor vielen kleinen Japanern und anderen Photo begeisterten Touristen vorbei drängen, um ein gutes Panoramafoto der Altstadt zu bekommen. In den Kirchen war vielfach auch das Fotografieren verboten oder aber durch die Menge der Menschen unmöglich.

Stellvertretend soll die orthodoxe Kirche Alexander-Newsky gezeigt werden. Aber ich kann von andere Spezialitäten berichten, die wir trotz des Rummels in einer Oase nahe beim Rathausplatz gefunden haben.

Tallinn ist bekannt für köstliche Schokolade und ausgezeichnetes Marzipan. Gerne habe ich mich opferbereit einem Selbstversuch unterzogen. Das ''Maikrahv'' nahe dem Rathaus vermittelt Wiener Kaffeehausatmosphäre mit einer besonderen Attraktion: ein Riesenrad dekoriert mit Sammeltassen und Kaffeelöffeln.

Nach einem sonnigen Vormittag starteten wir am Nachmittag in Richtung Riga.

Bis bald

8. Tag

Riga

Lab dien -  Guten Tag,

mit Riga haben wir den Höhepunkt der Baltikumreise erreicht, vor allem wenn man den Jugendstil mag. Hier findet man auf engstem Raum besonders viele Häuser, die wieder liebevoll restauriert wurden. Riga wird in 2014 europäische Kulturhauptstadt.

Bei der Besichtigung der ''Neustadt'' ist es angeraten, wie ''Hans guck in die Luft'', hoch erhobenen Hauptes durch die Straßen zu gehen, um die Fassaden besser zu würdigen. Ich denke, die Autofahrer haben sich schon auf diese seltsamen Touristen eingestellt. Der Fassadengestaltung ist so vielfältig, dass man die ganze Welt dort wieder zu finden glaubt: Von der Pflanzenwelt ins Tierreich, Gestalten aus der Mythologie oder Geschichte, Fabelwesen, vielfältige Ornamente, aber vor allem glaubt man, an einem FKK-Strand , bei einem Bodybuilding-Wettbewerb oder ''Germany's next top Model'' zu sein.

Nach dem Verlassen der Neustadt hatte ich einen steifen Nacken, habe aber nicht darüber gejammert. Der Rathausplatz in der Altstadt wird geprägt vom Schwarzhäupterhaus. Das wurde von den unverheirateten Gildemitgliedern errichtet, die sich den Hl. Mauritius zum Schutzpatron gewählt haben. Der hatte doch wahrhaftig ein „Schwarzes Haupt, den er kam aus Afrika.

Die Schwarzhäupter haben angeblich die Tradition des Weihnachtsbaumes begründet, aber es wird von der Stadt Tallinn auch für sich beansprucht. Durch die engen Gassen an einigen Kirchen vorbei kommt man zum Gildenplatz. Auf dem Dach eines Hauses gegenüber der ''Großen Gilde'' sieht man Katzen. Natürlich wird dazu auch wieder eine besondere Geschichte erzählt.

Das Haus und die Katzen ließ ein reicher Kaufmann errichten, der nicht in der gegenüberliegenden ''Großen Gilde'' aufgenommen wurde, verärgert darüber streckten die Katzen auf dem Dach ihr Hinterteil zum Gildenhaus hin. Das wurde aber per Gerichtsbeschluss später verboten und die Katzen mussten sich umdrehen.

Die weiteren Besichtigungen möchte ich zusammenfassen: der Dom und ein wunderschönes kurzes Orgelkonzert der Großmarkt in den ehemaligen Zeppelin Hallen, eine Bootsfahrt über Kanal und Düna, eine orthodoxe Kirche und als Abschluss die Fahrt zum 26. Stock eines Hotels in die schwindelnden Höhen der Sky Bar. Ein wunderbarer Ausblick auf die Stadt in der Sonne, den wir mit dem Genuss von Caipirinha und Red Passion gefeiert haben.

Bis bald

9. Tag

Abreise - Transfer nach Klaipeda

Laba diana - Guten Tag,

nach der Abfahrt von Riga und dem Grenzübertritt nach Litauen haben wir am Berg der Kreuze Halt gemacht. Auf flachen Hügeln ist eine Gedenkstätte für die Opfer all der Kriege errichtet worden, in denen Balten ihr Leben gelassen haben.

Hier stehen abertausende Kreuze in allen Größen und Materialien, schlichte und prächtig ausgeschmückte. Die Sowjet versuchten, diesen Ort dem Erdboden gleich zu machen, aber immer wieder wurden über Nacht neue Kreuze aufgestellt. Heute bringt man auch zu erfreulichen Anlässen ein Kreuz. Es kommen Pilger aus aller Welt. Sogar Papst Johannes Paul II hat diesen Ort besucht - seine Mutter war Litauerin - und später ein Kreuz aus Rom dort hin bringen lassen.

Danach begann die lange Fahrt nach Klaipeda zurück zur Fähre. Man sagt von den baltischen Staaten, sie seien Brüder ohne miteinander verwandt zu sein. Es gibt Vieles, was sie von einander trennt, die Sprache, die Währung, die Religion und lange Geschichtsperioden. Aber ebenso Vieles haben sie gemeinsam: die Liebe zur Natur, die in allen Staaten weitgehend vom Menschen unverschandelt ist. Es gibt weite Strände mit feinem Sand, gepflegte Parks und Gärten, sogar die Städte sind sehr sauber.

Natürlich ist der Bernstein für alle Staaten wichtig, als Schmuckstein oder Gebrauchsgegenstand, sogar als Bernsteinschnaps. Folklore und die Tradition, ein unerschöpflicher Märchen - und Legenden Schatz, der liebevoll und mit viel Witz erzählt wird.

… und alle Balten sind sich einig, dass sie nicht Balten, sondern Esten, Letten und Litauer genannt werden wollen.

Diesmal nicht bis bald sondern goodbye.

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