11. Tag
Unser zweiter Safari-Tag begann sehr früh. Wir mussten bei Sonnenaufgang am Eingangstor des Parks sein. Inkludiert war die Safari im Bus, auf Wunsch konnten wir aber auch gegen einen Aufpreis auf einen Geländewagen upgraden. 9 Personen, darunter auch wir, buchten den kompletten Tag mit dem Jeep für umgerechnet etwa 51 €. Einige buchten den halben Tag im offenen Fahrzeug für etwa 38 €. Einige fuhren mit dem Bus und ein paar nutzten den Tag dazu, in unserer Lodge zu entspannen. Wir wollten so viel Safari-Abenteuer wie möglich und hatten auch in Südafrika die Erfahrung gemacht, dass die Safari im Geländewagen einfach schöner ist.
Als wir pünktlich zum Sonnenaufgang das Eingangstor erreichten war es noch angenehm kühl. Wir stiegen in unsere Jeeps und fuhren wie auch gestern nach Okaukuejo, um den Eintritt zu zahlen. Auf dem Weg dorthin haben wir unser erstes Highlight gesehen: eine Fleckenhyäne. Der Tag fing vielversprechend an.
Nachdem der Eintritt bezahlt war startete das Abenteuer Etosha Nationalpark. Insgesamt umfasst der Park eine Fläche von 22.275 m². Am ersten Wasserloch tranken Zebras, Springböcke, Kudus, Strauße und Oryx-Antilopen. Was für eine friedliche Idylle. Da alle Jeeps mit dem Buschfunk ausgestattet sind, funken sich die Fahrer an, wenn einer etwas Tolles sichtet. So wurden wir zu einer weiteren Fleckenhyäne gelotst. Plötzlich gab es große Aufregung und unser Ranger raste in einem Affentempo von dannen und wir wurden vermutlich nur noch als riesige Staubwolke wahrgenommen. Was war denn jetzt los? Wir hörten etwas von "lion" und uns dämmerte, dass wir wohl in Kürze einer großen Raubkatze begegneten. Wir fuhren zum gleichen Wasserloch, an dem wir eben noch gehalten hatten. Und tatsächlich, dort verzehrte gerade eine Löwin einen kleinen Springbock, den sie sich zum Frühstück gerissen hatte. Alle anderen Tiere waren vom Wasser zurückgewichen und beobachteten ähnlich wie wir ebenfalls gebannt die Löwin. Die Rangordnung war klar. Es war faszinierend zu sehen, wie viel Respekt sie vor dem König aller Tiere hatten. Als die Löwin ihr Mahl beendete, startete unser Fahrer ein rasantes Wendemanöver und fuhr zur nahegelegenen Brücke. Er wusste, dass die Löwin den Unterschlupf unter der Brücke aufsuchen würde, um nun satt und zufrieden ein Schläfchen zu halten. Er signalisierte uns, die Kameras bereitzuhalten. Wir sahen die Löwin lässig auf uns zukommen, dann verschwand sie unter der Brücke. Dieses Schauspiel aus nächster Nähe zu erleben war ziemlich aufregend.
Am nächsten Wasserloch des Morgens lag im Hintergrund unter einem Baum auch ein männlicher Löwe samt Familie. Noch beeindruckender waren die vielen Elefanten, die sich mit ihren Jungen hier versammelt an. Es war eine große Herde. Wir beobachteten das Treiben bis sie schließlich von der Leitkuh angeführt aus der Kulisse zogen. An ihrer Stelle kamen nun zahlreiche Impalas zum Wasser. Es war einfach traumhaft, soviel Glück zu haben. Der Vormittag verflog ihm Nu‘. Wir sahen noch einen Schakal, einen weiblichen Sekretaris Vogel, eine Herde Elenantilopen sowie Gnus und Zebras, die häufig im Verband zusammen umherziehen. Die "Big Five" kennt jeder. Wussten Sie, dass Gnus zu den "Ugly Five", den fünf hässlichsten Tierarten, gehören? Die anderen vier sind Warzenschwein, Marabu, Hyäne und Geier.
Unsere Mittagspause verbrachten wir im Okaukuejo Camp. Da sich vor dem Imbiss schon eine lange Schlage gebildet hatte, kauften wir Obst, Cracker und Getränke am Kiosk und machten uns auf den Weg zum nahegelegenen Wasserloch. Dort suchten wir uns eine Bank im Schatten. Wir genossen die Ruhe und den Anblick der vielen Springböcke und Zebras, die zur Mittagszeit das Wasserloch besuchten. Nach etwa einer Stunde bestiegen wir unseren Geländewagen zum Nachmittag-Teil der Safari. Unser Fahrer hatte gerade die Nachricht erhalten, dass an genau dem Wasserloch, dass wir gerade vor 10 Minuten verlassen hatten, nun ein Breitmaulnashorn badete. Wir steuerten das Wasserloch erneut an. Und richtig, dort stand es, mitten im Wasser. Etwa 10 Minuten später trottete es gemächlich davon und auch wir setzten unseren Weg fort.
Unsere Route ging Richtung Etosha-Pfanne. Die Etosha-Pfanne ist ein ehemaliger See im Norden Namibias, der 4.760 km² groß ist und aus einem weißen salzigen Boden besteht. Daher leitet sich auch der Name Etosha ab. Er stammt aus der Ovambo-Sprache und bedeutet so viel wie "großer weißer Platz". Unterwegs sahen wir viele weitere Tiere. Darunter einen männlichen Sekretaris. Der Vogel ist in der Lage, durch starkes Aufstampfen mit seinen Beinen eine Schlange (Schlangen sind seine Lieblingsnahrung) zu töten. Unglaublich! Direkt am Wegesrand ruhte sich ein Schakal in seinem Bau aus. Als schließlich die endlose Salzfläche der Etosha-Pfanne vor uns lag, waren wir erneut sehr beeindruckt. Für Gäste ist es strengstens verboten, auszusteigen. Den Rangern ist es auf eigene Gefahr gestattet. Auch, wenn in der Weite vermeintlich keine Tiere sichtbar sind, ist die Gefahr zu groß und der Park möchte verständlicherweise kein Risiko eingehen. So holte unser Fahrer jedem von uns etwas Salz, dass zum Kochen geeignet ist. Ich war vorbereitet und hatte ein 100 ml Fläschchen im Rucksack, dass ich eigentlich für Sand mitgenommen hatte. Salz geht natürlich auch und ich erhielt mein Fläschchen bis oben hin gefüllt zurück. Das ist auf jeden Fall eine besondere Erinnerung.
Nach dem Besuch der Etosha-Pfanne neigte sich der Nachmittag so langsam dem Ende entgegen. Unsere Rücktour ging deshalb schon in Richtung unseres Treffpunktes am Eingang des Parks. Zwischendurch machten wir noch ein paar Stopps, um weitere Tiere zu beobachten. Mehrere Giraffen, auch wieder eine sitzende im Nickerchen-Modus, waren tolle Abschiedsmotive. Zum Schluss kamen noch zahlreiche Perlhühner hinzu. Unser Bus nahm uns in Empfang und brachte uns zur Lodge zurück. In Etotongwe angekommen, konnten wir uns noch eine ¼ Stunde im Pool abkühlen bevor es Abendessen-Zeit war. Wir ließen den Abend in geselliger Runde in der Bar ausklingen.