8.-15. Tag
Erholsame Verlängerungswoche mit einigen Abstrichen. Der Wechsel vom Aufnahme/Speicher in den Erholungsmodus verlief etwas holprig. Stand man eben noch in römischen Kathedralen, vor griechischen Tempeln oder in sizilianischen Souvenirläden, so befand man sich plötzlich in einer großzügig angelegten und schon etwas im saisonalen Abtakeln begriffenen Ferienanlage. Kein Hop-On, Hop-Off aus dem bequemen Komfortbus, Reiseleiterin Guisi nicht mehr da - stattdessen langes Anstehen beim Einchecken, große Essensäle, uniforme Ferienwohnungen mit solider, aber den vorherigen Hotelzimmern nicht vergleichbarer Ausstattung.
Links und rechts neben uns schnappen wir leises, teils aber auch lautes Murren, kritische Wortfetzen auf. Es wird halt gemeckert - aber stopp! Hatten einige ihre Reiseprospekte nicht richtig gelesen, eventuell zu viel erwartet für den relativ günstigen Aufpreis für die Verlängerungswoche mit Vollpension? Ich glaube schon! So legt sich im Erfahrungsaustausch der Urlauber auch so manch Unmut, relativiert sich die Kritik.
Fangen wir mit dem Positiven an: Das „Athena Resort“, in der Nähe des kleinen Badeortes Scoglitti an der Südküste Siziliens gelegen, ist ein sauberes und wie ein kleines Städtchen konzipiertes Feriendorf mit gepflegten Grünanlagen, einem imposanten Schwimmbad, kleinem Pool direkt am Haupthaus, Amphitheater, Fußball- und Tennisplatz, Golf- und Minigolfanlage und sogar einer Bimmelbahn, die durch die Anlage fährt. Die meisten Gäste wohnen in zweistöckigen Ferienhäusern, die mit Balkon bzw. Terrasse, bequemen Betten, Klimaanlage, Kühlschrank, Bad mit Dusche, WC, Bidet, Fön sowie ausreichend Unterbringungs- und Ablagemöglichkeiten, einem verschließbaren Wertfach, großen TV-Geräten mit Satellitenempfang, mindestens zwei deutschen Programmen (ARD und ZDF) und Teletext ausgestattet sind. Die Zimmer werden täglich gereinigt, Handtücher ausgetauscht.
Die Verpflegung mit wechselndem Büffet-Angebot ist vielgestaltig und reichlich, Hauswein (rot und weiß) sowie Wasser sind während der variablen Essenszeiten kostenfrei. Frisches Obst ist immer im Angebot. Exklusive Spezialitäten sollte man bei dem moderaten Reisepreis nicht erwarten. Die Tische im Restaurant mit halboffenem Terrassen Bereich sind immer sauber eingedeckt, das Personal ist aufmerksam und hilfsbereit.
Im Halbstundentakt gibt es einen Bus-Shuttle zum hauseigenen Strand, der allerdings ca. 5 km entfernt und zu Fuß nicht zu erreichen ist. Kostenfreie Liegen und Sonnenschirme sind ausreichend vorhanden, es gibt einen kleinen Imbiss-Stand mit eingeschränktem Angebot, ein gutes WLan-Netz und sogar einen Rettungsschwimmer. Badetücher können für 7 € und einer Kaution an der Rezeption erworben werden.
Außerdem fährt ein kostenfreier Bus zweimal täglich ins ca. 8 km entfernte Scoglitti, wo man den kleinen Ort mit Yachthafen, schönen Stränden, kleinen Cafés und Eisdielen, von denen allerdings nur noch wenige geöffnet haben, besuchen kann. Es ist eben Nachsaison, und das ist überall deutlich spürbar. Die Zahl der Urlauber hält sich trotz der für unsere Verhältnisse immer noch hochsommerlichen Temperaturen in Grenzen - und damit auch der Service. Wer aber Ruhe und Entspannung sucht, vielleicht mit seinen Enkeln in den Herbstferien noch ein paar Strandtage genießen will, der ist hier - auch zu dieser späten Jahreszeit - genau richtig. Wer ein pulsierendes Strand- oder gar Nachtleben mit viel Abwechslung, Animation, Diskotheken und Bars sucht, natürlich nicht.
Dennoch gibt es auch jetzt noch ein paar optionale Angebote. Wer das Wanderpaket nicht schon vorher gebucht hatte, kann sich auch vor Ort noch kurzfristig entscheiden. Und deshalb auch gleich noch zum eher Negativen: 40 Euro im Schnitt sind für eine geführte Wanderung - trotz einstündiger Bus Anreise - ein zu hoher Preis, dem man jedoch ausgeliefert ist, will man in dieser Verlängerungswoche mal seine Siedlung verlassen und ein wenig mehr von der Umgebung kennen lernen.
Wir haben es am Donnerstag, bei der letzten von drei Gelegenheiten, einmal ausprobiert und erlebten einen schönen, interessanten Wandertag mit dem sympathischen, ortskundigen und sehr gut deutsch sprechenden Reiseleiter Mario. Die knapp 5-stündige und ca. 12 km lange, dennoch einfache Wanderung führte durch die Cava d’Ispico, eine vom Tourismus nahezu noch unberührte Karstschlucht des über die Jahrhunderte ausgetrockneten gleichnamigen Flussbettes. Hätten wir auf dieses Angebot verzichtet, fehlten jetzt die Fotomotive von vor- und frühchristlichen Felsgräbern, Höhlenwohnungen und -kirchen mit Resten von altertümlichen Wandfresken auf unseren Erinnerungsfotos.
Gut, dass wir Regenjacken und Schirme im Gepäck hatten, denn unterwegs wurden wir dann doch von einem leichten Nieselregen überrascht. Einen typisch italienischen Ausklang offerierte uns der witzige und um Episoden aus seiner eigenen Großfamilie nicht verlegene Mario mit dem Besuch der inzwischen landesweit bekannten Eisdiele „Blue Moon“ im bekannten Badeort Donnalucata, wo nicht wenige Wanderfreunde mindestens vier Sorten „Gelato“ ausprobierten und gleich noch einen Espresso oder Cappuccino hinterher schoben, aber natürlich auch selbst bezahlten. Wenigstens diese „kleine Zugabe“ sollte im stolzen Teilnehmerpreis enthalten sein können.
Eine weitere Alternative wäre, sich einen Mietwagen (ab 69 € pro Tag) zu leisten und selbst auf Erkundung zu gehen. Wir haben das einmal gemacht und damit in kompakter Form einen Eindruck der erstaunlich dicht besiedelten und durchaus sehenswerten Barockstädte wie Vittoria, Comiso, Ragusa, Modica und Scicli gewinnen können.
Würde man den spärlichen Informationen des offenbar noch etwas unerfahrenen Reiseleiters Giovanni uneingeschränkt glauben, dann gäbe es in der Feriensiedlung einen zumindest stundenweise geöffneten Mini-Markt, einen Tabakladen oder ein Souvenirgeschäft. All dies ist in Wirklichkeit allerdings geschlossen. Selbst an der Hotelrezeption bekommt man weder eine Ansichtskarte, noch eine Briefmarke - dafür aber immerhin ein paar spärliche Informationen über regionale Busverbindungen in einige Ortschaften der näheren Umgebung.
Unter dem Strich bleibt - zumindest bei uns - trotz einiger kleiner Mängel ein positiver Gesamteindruck, gemessen am Preis/Leistungs-Verhältnis, das für diesen (Zusatz)Urlaub völlig in Ordnung ist.
Ciao, Italia - Arrivederci, Sicilia!