8. Tag:
Das war’s. Nach ewig langem Wünschen, fast ebenso langem Suchen, vielen gedanklichen und gegenständlichen Reisevorbereitungen und - nicht zuletzt - ungeheuer vielen neuen Eindrücken ist unser Skandinavientrip zu Ende. Schon zu Ende, leider.
Heute geht es nach Hause, für den einen oder anderen bestimmt schon wieder mit neuen Plänen im Kopf! Erst einmal schlafen wir im Hotel ungewohnt lange und nehmen ein etwas chaotisches Frühstück zu uns - wie das halt nun mal so ist, in einem Garni-Hotel zwischen quengelnden Kindern und unausgeschlafenen Eltern: laut, unaufgeräumt, überfordertes Personal und zermanschtes Buffet.
Wir flüchten uns für den Vormittag in die Stadt, konstatieren ein allgemein astronomisches Preisniveau, wobei wir immer die Kosten ins Verhältnis zum Nutzen setzen. Allmählich wird uns klar, warum uns deutsche Urlauber fast nur im Wohnmobil begegnen: Die Geschichte vom mitgeschleppten Proviant für 14 Tage, 3 Wochen ist kein Märchen, sondern traurige Notwendigkeit. Dann noch ein, zwei Kinder im Schlepptau und der Mini-Lkw ist ein Muss.
Und nicht nur den Proviant würde ich mitnehmen: Akkus, Toilettenartikel, Getränke, Lebensmittel, T-Shirts, Mückenspray, einfach alles - nur Ansichtskarten sollte man vor Ort kaufen (oder besser: Lappi mitnehmen, Email mit Anhang heimschicken!!!).
Trotzdem war es für uns eine besonders schöne Woche, wir haben (wirklich nur) ein wenig vom Norden kennengelernt: unglaubliches, blaues Licht, eine Zeit ohne Dunkelheit, Sonne um Mitternacht, ''wilde'' Rentiere, fremdes Essen (aus Rentieren!), Öko-Freaks, die mit Energie umgehen, als wenn es genug davon gäbe, unaufdringlich freundliche Skandinavier, die größtenteils auf Anhieb Englisch sprechen und -am allerschönsten- wir haben Landschaft gesehen.
Unendlich weite Landschaften, in denen sich Himmel und Erde tatsächlich am gesamten Horizont trafen, ohne Häuser, Türme, Masten, Autos, Straßen, Lampen, Plakate. Landschaften, in denen es so still war, dass wir Vögel hörten und den Nordwind, der uns um den Kopf heulte - sonst nichts. Wir haben wieder einmal gelernt, dass es mehr gibt, als was wir für erstrebenswert halten. Wie es uns erschien, sind die Skandinavier sich sehr wohl ihres Lebens bewusst, denken an sich und ihr Volk und dessen Wohlergehen. Da kommt auch schon mal die in Deutschland über alles gepriesene Globalisierung zu kurz….
Das finnische Bildungssystem ist ein Beispiel: Die Eltern kaufen nur die Schulmappe - alles andere der Staat und jeder Schüler (!) hat seinen eigenen PC. In solchen Staatsgefügen hat eben auch das Volk schon mal das Recht, den Beitritt zur EU zweimal nacheinander abzulehnen. Volkes Wille…! Verhütet -nebenbei gesagt- auch die Kunstwährung ''Euro'' - der wirtschaftliche und soziale Erfolg (3% Arbeitslosigkeit…!) gibt dem dann auch irgendwie recht. Wir haben aber auch gelernt, dass man in einer Woche Busfahrt kein Land kennenlernt, keine Menschen. Die Zeit war definitiv zu kurz, viel zu kurz.
Gern hätten wir mehr davon gehabt, aber das ist eine Frage der Organisation, hinter der wiederum eine vertretbare Kalkulation stehen muss. Ein Teufelskreis! So lassen wir sie denn zurück, die Trolle, Elche, Ölquellen, Nils Holgersons, die Rentiere, Amundsens, Nobels, den Weihnachtsmann, Wollgräser und Pippi Langstrumpfs in ihrer Mitternachtssonne, deprimierte und deprimierende Krimi-Kommissare, die letzten Nomaden Europas unter und über dem Polarkreis, Die Nordkap- und Polarkreis-Diplome, die vielen schönen Orte mitten im Nichts - an all das und noch viel, viel mehr werden wir uns noch lange und gern erinnern.