9. Tag
Abfahrt vom Hotel Quatermain. Am ersten Tag mit Komy erfahren wir mehr als in der ganzen Woche zuvor. Johannesburg ist mit 1.753 m die höchste Erhebung, dann Pretoria mit 1.450 m. Besonders für Auslänger ist es in Johannesburg gefährlich. Darum sieht man wenig Weiße im Stadtzentrum. Der 1. Schwarze Präsident war Nelson Mandela. Ein kluger Mann, der mit den Weißen gearbeitet hat. Er verbrachte 27 Jahre im Gefängnis. In der Politik gab es zwei Flügel: politisch und bewaffnet. Mandela war heimlich in der kommunistischen Partei und galt daher als gefährlich, auch ein Grund für die lange Haftzeit. Er bekam Tuberkulose. Einmal im Jahr war Besuch gestattet. 1990 wurde er aus der Haft entlassen, 1994 zum Präsidenten gewählt, am 5.12.2013 gestorben.
Es gab Zulukämpfe in Johannesburg, Mandela wollte mit Schwarzen und Weißen zusammenarbeiten. An seiner Seite waren immer starke Frauen, die erste war Evelyn Mase. Von 1957 bis zur Trennung 1992 war Winnie Mandela seine Ehefrau, die als "Mutter der Nation" verehrt wurde. Das Paar hatte zwei Mädchen, die heute in Botschaften tätig sind. Mandelas dritte Frau war Graca Machel und kam aus Mosambik. Dort war sie auch eine Präsidentengattin und kämpfte für die Menschenrechte. Nach Mandela wurde Thabo Mbeki Präsident und der 4. Präsident war Jacob Zuma, ein Zulu, der 2018 zu Gunsten Cyril Ramaphosa (ANC) zurücktrat. Korruption ist ein Thema in Südafrika. 75 % des Landes gehören immer noch den Weißen. Die Khoisan (Khoikhoi und San = Khoisan) waren die ersten Bevölkerungsgruppen in Südafrika und Namibia. Aber die Schwarzen können alleine nicht die Farmen und die Wirtschaft erhalten. Bildung und Mentalität spielen eine große Rolle. Selbst bei gleicher Ausbildung, wird der Weiße immer noch höher angesehen. Nach der Zeit der Apartheid sind noch mehr Schwarze arm, 90 % der hohen Arbeitslosenquote sind Schwarze. Trotzdem machen sie nichts dagegen, sie haben das Vertrauen verloren. Die jungen Leute wählen nicht mehr ANC.
Soweto = South Western Township ist ein Zusammenschluss verschiedener Townships in der Nähe von Johannesburg. Soweto hat das größte Stadion in Afrika mit 90.000 Plätzen, das drittgrößte Krankenhaus, jedoch leben hier 65000 Schwarze zusammengepfercht. Im Sommer ist es heiß in den Häusern, im Winter eiskalt, nicht alle haben Strom. Manches Mal kommt es zu Großbränden, wenn illegal der Strom angezapft wird. Die meisten Leute dort haben aber gar kein Geld für Häuser. Es werden Ausflüge nach Soweto angeboten, dies ist aber nicht ungefährlich.
Im Jahr 1976 mussten alle Leute Afrikaans sprechen. Es besteht Schulpflicht in Südafrika mit Schuluniform. Diese Uniform muss aber selbst bezahlt werden, darum können nicht alle Kinder zur Schule gehen. Es gibt zwar auch staatliche kostenlose Schulen, die aber bei weitem nicht so gut sind. Es gibt 11 Sprachen, 9 Mio. Menschen haben Zulu als Muttersprache.
Auf unserem langen Weg (ca. 480 km) erfahren wir sehr viel über Land und Leute. 90 % der Energie wird aus Kohlekraftwerken gewonnen. Pretoria ist Verwaltungshauptstadt von Südafrika. Den Namen bekam die Stadt durch den Holländer Pretorius (1855). Er hatte die Zulu in der Schlacht am Blood River vernichtend geschlagen. Pretoria wird aufgrund der vielen Jakarandas auch "Jacaranda City" genannt. Dort ist heute die beste Universität.
1910 gab es die Rassentrennung durch die Holländer, 1948 die Apartheid. Das bedeutete z.B. getrennte Eingänge und Busse für Schwarze und Weiße. Bis September 1989 gab es in Südafrika die Todesstrafe. Auch im Gefängnis gab es die Apartheid: Schwarze bekamen nur einmal im Jahr Brot, 30 Schwarze wurden in 1 Zelle untergebracht, die nur für 1 Person gedacht war. Dadurch gingen die Gelenke kaputt und diese Menschen konnten nicht mehr laufen. Im Apartheids-Museum in Johannesburg gibt es ein Bild von Neil Armstrong auf dem Mond. Was soll es uns sagen? Die Weißen haben die Macht, weil sie besser und schlauer sind…! Früher kamen die Weißen mit der Bibel, die Schwarzen hatten das Land. Heute ist es umgekehrt. Mandela sagte: wir vergeben, aber wir vergessen nicht! Es gibt viele Museen in dieser Hinsicht, damit die jungen Leute heute auch verstehen. Übrigens sieht man auch keine Hunde oder Fahrräder, außer bei Weißen - kostet Geld.
Wir erreichen Belfast. Diese Region liegt sehr hoch und ist dadurch am kältesten. Hier fanden im 2.Burenkrieg heftige Gefechte statt - Holländer gegen Briten, u. a. am Monument Hill. Briten errichteten während des Krieges Konzentrationslager. Mittagspause in Dullstroom, Hauptstadt des Fliegenfischens, mit kleinen Läden und Restaurants. Inzwischen sehen wir die Drakensberge, die bis zu 3.482 m hoch sind und sich über 1000 km ziehen. Sie führen durch Südafrika, Lesotho und Swasiland. Wir passieren Lydenburg "Stadt des Leidens". Die Holländer wurden hier sehr krank und viele starben. Es war Malaria, aber sie wussten es nicht. Hier steht dann der sogenannte "Fieberbaum", eine Akazienart, die hauptsächlich in Flussniederungen mit Moskitovorkommen wächst. Die weißen Siedler glaubten, dass dieser Baum die Ursache für die Krankheit war:
Wir befinden uns auf der Panorama Route, am nördlichen Teil fällt das Inlandsplateau abrupt und steil ab, fantastische Ausblicke auf die tiefer gelegenen Ebenen. Spektakulär ist der Blyde River Canyon, der weltweit dritttiefste Canyon, der dem Grand Canyon sehr ähnlich ist. Er ist 26 km lang und bis 800 m tief und gilt als eines der großen Naturwunder Afrikas. Die drei "Rondavels", runde Felsen, erinnern an die Hütten der Einheimischen. Weiter geht es zum nächsten Highlight des Tages, den Bourke’s Luck Potholes, benannt nach dem Goldsucher Tom Bourke, mit Wasserfällen und dem Fluss Blyde. Durch die Erosion und Auswaschungen sind tiefe Strudellöcher entstanden, so als hätte jemand die Löcher mit einem großen Bohrer erschaffen. Sehr beeindruckend. Dann geht es zu unserem Nachtquartier bei Hazyview, der Safari-Lodge "Hippo Hollow Country Estate", nahe dem Krüger-Nationalpark, Häuser mit Reeddach am Fluss Sabie. Wie der Name sagt, hier gibt es Hippos! Wir sehen eine Flusspferdmutter mit ihrem Baby und auch ein Krokodil direkt am Fluss. Abends werden hier die Tore geschlossen, damit die Hippos keinen Spaziergang direkt durch das Restaurant machen können.