10. Tag
Kochi, oder auch Cochin, entstand 1341, als eine Überschwemmung die Mündung des Periyar verschob und so ein sicherer Naturhafen entstand. Muziris (jetzt Kodungallur, 50 km nördlich gelegen) wurde als Haupthafen der Malabar-Küste verdrängt. 1405 verlegte die königliche Familie ihren Hof von Muziris nach Kochi.
Die schnell wachsende Stadt zog christliche, arabische und jüdische Siedler aus dem Nahen Osten an. Die Geschichte der Europäer in Kochi beginnt im frühen Jh. mit den Portugiesen gefolgt von den Holländern und später den Briten. Sie stritten alle um die Kontrolle des Hafens und seines ertragreichen Gewürzhandels.
Die Stadt unterlag von 1812 bis zur Unabhängigkeit einer Reihe von diwans (Finanzminister). In den 20-er Jahren des letzten Jh. wurde der Hafen von den Briten ausgebaut, um ihn für die neuen Ozeanriesen schiffbar zu machen. Dabei entstand durch die Aufschüttung des Materials aus den Ausbaggerarbeiten Willingdon Island zwischen Ernakulam und Fort Cochin.
In Old Kochi, an deren Nordspitze die Einfahrt zum Hafen der Stadt liegt, konzentrierten sich die Handelsaktivitäten der Europäer. Da heute nur auf der Seite des Hafens in Ernakulam Hochhäuser erlaubt sind, blieben in den beiden Bezirken Fort Cochin und Mattancherry zahlreiche Gebäude aus den frühen Kolonialzeiten erhalten.
Wir fahren an LKW, die auf Ladung aus dem Hafen warten, vorbei; werfen einen Blick in eine Wäscherei und sehen verschieden Kaufmannsresidenzen, bis wir bei der St. Francis Kirche, die erste von Europäern erbaute Kirche Indiens, ankommen. Die Rundbogenfassade wurde zum Vorbild der meisten christlichen Kirchen Indiens. Vasco da Gama wurde hier 1524 begraben. Später wurde sein Leichnam nach Portugal überführt.
Vorbei an vielen Verkaufsbuden und einem Schlangenbeschwörer spazieren wir zu den riesigen chinesischen Fischernetzen, die das Nordufer von Fort Cochin säumen. Sie sollen vom Hof Kublai Khans mitgebracht worden sein und sind auch überall in den Backwaters weiter südlich zu sehen. Hier werden auch frische Fische zum Kauf angeboten, die man sich an einem der provisorischen Stände in der Nähe mit Meersalz, Knoblauch und Zitrone gewürzt grillen lassen kann.
Unser nächstes Ziel ist der Mattancherry Palace. Der zweistöckige Palast, unter der Bezeichnung „Dutch Palace“, wurde von den Portugiesen als ein Geschenk an den Raja von Cochin (1537-61) erbaut. Erst später fügten die Holländer einige Details hinzu. Von außen scheint er nicht vielversprechend, doch das innere lohnt einen Besuch. Die recht gut erhaltenen Wandgemälde zählen zu den schönsten Beispielen der keralischen Malschule.
Mit dem Besuch der Jew Town, die einst die blühende jüdische Gemeinde von Cochin beherbergte setzen wir unsere Besichtigung fort. Bevor die meisten Gemeindemitglieder nach Israel emigrierten, war die Pardesi- (weißjüdische) Synagoge das wichtigste Gotteshaus der Gemeinde. Wir durften hier, genauso wie zuvor in der St. Francis Kirche und im Mattancherry Palast, nicht fotografieren.
In der Umgebung der Synagoge reihen sich viele Läden aneinander, in denen vor allem unsere Mitreisenden, die uns morgen in Richtung Deutschland verlassen, nochmals ausgiebig nach Mitbringsel und Erinnerungsstücke Ausschau halten können, bevor wir wieder in unser Hotel zurückkehren.