November - Dezember 2019

Reisebericht: Transatlantik-Kreuzfahrt mit der MSC Seaview von Barcelona bis Santos.

Gehen Sie zusammen mit unserer Chronistin an Bord der neuen MSC Seaview und freuen Sie sich auf eine unvergessliche Kreuzfahrt. Erkunden Sie zunächst die Schätze des westliches Mittelmeeres bevor es über den Atlantik bis nach Brasilien geht.

Chronisten Andrea & Johanna auf der Transatlantik-Kreuzfahrt mit der MSC Seaside
Mein Tipp

Unvergessliche Transatlantik-Kreuzfahrt

Andrea und Johanna, Berge & Meer Chronisten

Liebe Globetrotter – und alle, die es werden wollen,

sicher kennen Sie das „alte Fieber“, das einen beim Durchblättern von Reisekatalogen überkommt. Im Januar 2019 haben wir, Andrea und Johanna, die Ausschreibung einer Transatlantik-Kreuzfahrt von Berge & Meer erhalten und schon uns das Fieber überfallen; ich musste sofort zum Telefon greifen und buchen.

Reisetagebücher habe ich, sehr subjektiv, schon immer geführt und durfte nun auch für Berge & Meer zwei Mal über unsere Erlebnisse berichten.

Bald geht es an Bord! Wir freuen uns auf die Seaview, das neueste Flaggschiff der MSC und auf viele schöne und interessante Begegnungen und Entdeckungstouren, die unsere Reiseroute für uns bereithält.

Vielleicht überkommt Sie beim Lesen auch das Reisefieber – wir würden Sie sehr gerne anstecken!

Viel Spaß beim In-Gedanken-Mitreisen wünschen

Andrea und Johanna

1. Tag: Anreise

Anreise

Die ganze Woche haben wir die Streiks am Frankfurter Flughafen verfolgt und gebangt, ob wir pünktlich loskommen. Und wir haben Glück. Der Flug mit Lufthansa ist pünktlich und nach zwei Stunden schweben wir über Barcelona ein. Der Flughafen Barcelona-El Prat Airport liegt ca. 12 km südwestlich der Innenstadt und ist nach Madrid der zweitgrößte Flughafen Spaniens.

Nach der Gepäckabholung machen wir uns auf die Suche nach dem Transfer-Bus, der uns zum Hafen bringen wird. Nicht ganz einfach. Die beiden Herren mit ihrem MSC-Schild sind schwierig zu finden. Aber die Abholung ist dann doch sehr angenehm. Wir sind nur 5 Passagiere und fahren mit einer geräumigen Limousine.

Nach ca. 15 Minuten erreichen wir den Kreuzfahrthafen. Und da liegt sie: unser Zuhause für die nächsten drei Wochen. Die MSC Seaview. Am 04.06.2018 wurde das neue Flaggschiff der MSC-Cruise auf der Fincantieri-Werft in Monfalcone, Italien offiziell übergeben. Gigantisch, wie sie mit ihren 72 Meter vor uns aufragt. Sie fällt sofort ins Auge und unterscheidet sich deutlich von den anderen Kreuzfahrtschiffen im Hafen. Durch die riesige Plattform am Heck, auf der zwei durch eine Brücke verbundene Türme spektakulär in den Himmel ragen, ist sie zwar sehr imposant, ähnelt aber kaum mehr einem Schiff, „schwimmendes Hotel“ trifft es eher. 5.300 Passagiere können beherbergt werden. Die Besatzung fasst 1.413 Seelen (wie es früher bei der Seefahrt hieß).

Als wir an der Seaview vorbeifahren, sehen wir eine kilometerlange Schlange rund um den Kreuzfahrtterminal. Aber wir haben eine Balkon-Kabine der Kategorie C gebucht und es heißt, wir würden beim Check-In bevorzugt. Was wir nicht wissen: der bevorzugte Check-In beginnt erst im Terminal. Draußen nicht.

Wir erreichen gegen 16.40 Uhr unsere Kabine und müssen um 17.00 Uhr zur Seenot-Rettungsübung.

Diese ist schnell erledigt. Wir treffen uns alle im Theater, es wird ein Film vorgeführt und Crew-Mitglieder zeigen, wie man die Rettungsweste anlegt.

Unsere Koffer sind noch nicht da, aber wir müssen endlich mal was essen und trinken. Vom Theater ist am Schnellsten das Golden Sand Restaurant, das uns zugeteilt wurde, erreichbar.

Bei Buchung der AUREA-Welt ist My-Choice-Dining inklusive und so können wir um 17.45 Uhr endlich etwas zu uns nehmen.

Heute bin ich einfach zu müde, mehr zu schreiben. Es ist jetzt 19.50 Uhr und unsere Koffer komme gerade.

Ein holpriger Start. Aber wir sind guten Mutes.

Das wird ein schöner Urlaub – keine Frage!

2. Tag:

Ajaccio, Korsika

„Man kann mir die Augen verbinden und die Ohren verschließen und ich würde meine Heimat Korsika alleine am Duft erkennen.“ (Napoleon Bonaparte)

Korsika, die viert-größte Insel im Mittelmeer, eine der schönsten und abwechslungsreichsten, trägt nicht umsonst den Beinamen "Ile de Beauté" - "Insel der Schönheit". Seinen besonderen Reiz verdankt Korsika der großen landschaftlichen Vielfalt: schöne Sandstrände und einsame Buchten wechseln sich mit schroffen Klippen und bizarren Felsformationen ab. Die Macchia, wie der immergrüne Buschwald genannt wird, bedeckt die Hälfte der Insel und verströmt den Duft von Thymian, Majoran, Rosmarin, Basilikum und Myrte und veranlasste Napoleon zu seiner Aussage.

Getreu einem Sprichwort der Korsen „Auch kleine Leute können lange Schatten werfen“, ist der „Größte“ und zugleich umstrittenste aller Korsen, Napoleon Bonaparte. Nachdem er erkennen musste, dass er auf seiner Insel „nichts werden konnte“ wandte er sich Frankreich zu. Korsika hatte ihn enttäuscht, und seine Enttäuschung schlug in Bitterkeit um; seine Feinde sagen: in Rachsucht. Als Napoleon 1793 die Insel mit seiner ganzen Familie endgültig verließ, soll er seiner Mutter anvertraut haben: „Questo paese non e per noi.“ (Dieses Land ist nichts für uns.) Für ihn mag das zutreffen, wir freuen uns auf Korsika. Gegen 12.00 Uhr legen wir in Ajaccio an. Boarding-Time ist um 18:00 Uhr. Der Hafen liegt nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Wir wollten zwar auf eigene Faust los, aber laut den Angaben im Internet fahren die Hop-on-Hop-off-Busse und die Bimmelbahn nur bis 15.11.2019.

Um möglichst viel zu sehen, haben wir uns für einen 5 ½ stündigen Ausflug mit der MSC entschieden. Der Ausflug startet zwar eine halbe Stunde später als geplant, ist aber wunderschön und abwechslungsreich. Wir sind eine gemischte, kleine Gruppe mit Franzosen und Deutschen. Jeder hätte einen Fensterplatz haben können. Alles sehr gemütlich. Patrick, unser Guide, unterhält uns während der gesamten Fahrt – und sie ist sehr lange - auf Französisch und sehr gutem Deutsch. Es wird keinem von uns zu viel, er hat eine sehr angenehme Stimme und weiß viel zu erzählen. Egal ob geschichtlich, dem Alltagsleben, Bräuche und Gewohnheiten, alles ist sehr interessant.

Wir starten in Richtung Norden nach Cargèse, einem kleinen malerischen Ort. Der Weg führt uns vorbei an atemberaubenden Foto-Motiven, wie dem Golf von Sagone und den Pass von San-Bastiano. Hier sollte man Zeit und einen Mietwagen haben. Die Aussicht ist so wunderschön und wir würden so gerne an jeder Ecke einen Foto-Stopp einlegen. Auch die kleinen Dörfer, an denen wir vorbeifahren, laden zu einer genaueren Erkundung ein. So ist das eben auf Kreuzfahrt. Man kann sich nur Appetit holen, aber das hat ja auch seinen eigenen Reiz. In Cargèse legen wir einen kurzen Halt ein. Das kleine Örtchen hat eine jahrhundertealte Vergangenheit. In der Folge nahm ein Teil der Griechen, die dort wohnhaft waren, den römisch-katholischen Ritus an, während der andere Teil dem griechisch-katholischen treu blieb. Deshalb hat der Ort bis heute zwei Kirchen: die römisch-katholische Auferstehungskirche (erbaut 1825–1828) und die griechisch-katholische Kirche Saint-Spiridon (1852–1872). Leider kommen die Kirchenbesichtigungen etwas zu kurz.

Weiter geht es zum – für uns – Höhepunkt der Fahrt: der Bucht Calanques de Piana. Wind, Wasser, Sonne und die salzhaltige Luft haben tiefe Spuren hinterlassen. Beim ersten Blick auf die Felsformationen, die „Tafoni“, versteht man, weshalb sie 1983 in die UNESCO-Liste des Weltnaturerbes aufgenommen wurden. Der Ausblick, der sich uns bietet ist grandios. Wir sind restlos begeistert und können nachvollziehen, wie die Namen der einzelnen „Tafoni“ zustande gekommen sind. Da gibt es z.B. den „Adler“, die „Verliebten Herzen“, den „Hundekopf“ und den „Bischof auf dem Thron“. Für letzteren braucht man allerdings viel Fantasie.

Der Bus legt zwei längere Foto-Stopps ein. Es ist so wunderschön, wir können uns kaum losreißen, und den spektakulären Sonnenuntergang, der die Felsen blutrot färben soll, hätten wir zu gern gesehen. Aber der Bus und somit die Seaview warten und es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Wir legen unterwegs noch einen weiteren Foto-Stopp ein und werden von einem kräftigen Gewitter überrascht. Egal! Der Stimmung tut dies keinen Abbruch. So ein kleiner Guss schadet nicht. Die Fotos sind schon im Kasten. Der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt. Vor allem die spektakuläre Aussicht bei den Calanques. Unvergesslich schön.

Zurück an Bord, es war heute recht frisch bei 8 – 12 Grad, genehmigen wir uns erst einmal eine heiße Dusche. Durch die freie Tischzeit haben wir es nicht eilig und genehmigen uns vor dem Abendessen in der Haven-Lounge einen Aperitif.

Und dann muss ich noch die Uhren, die es bei der AUREA-Welt gratis dazu gibt und als Schlüsselkarte dienen, aktivieren. 48 Stunden hat man hierfür Zeit.

Für die freie Wahl der Tischzeiten im Golden Sand, „My Choice“ gibt es einen abgetrennten Bereich. Wir können dort zwischen 18.15 – 22.15 Uhr essen. Perfekt für uns.

Mal sehen, was uns heute Leckeres auf der Speisekarte erwartet.

3. Tag

Genua, Italien

Die eigentlichen Entdeckungsreisen bestehen nicht im Kennenlernen neuer Landstriche, sondern darin, etwas mit anderen Augen zu sehen. (Marcel Proust)

Früh morgens laufen wir in den Hafen von Genua ein. Eine zentrale Rolle im Seehandel spielt die Stadt seit 958. Bis ins Jahr 1797 war sie eine der Seerepubliken, die vor allem im Gefolge der Kreuzzüge bereits im Hochmittelalter begannen, Überseebesitzungen zu erwerben. So ist es nicht verwunderlich, dass das Wahrzeichen der Stadt ein Leuchtturm ist. La Lanterna, 1543 erbaut und 76 Meter hoch, weist bis heute Schiffen den Weg.

Heute schlafen wir länger, schließlich haben wir den ganzen Tag Zeit, die Stadt zu erkunden und morgen geht’s früh raus. Rom steht auf dem Programm. Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum alten Hafen Porto Antico, der in Gehweite unseres Anlegeplatzes liegt. Anlässlich des Kolumbusjahres 1992 - bzw. der Entdeckung Amerikas vor 500 Jahren - wurde der Porto Antico runderneuert und ist nun einer der größten Anziehungspunkte. Zwar entdeckte Kolumbus Amerika nicht im Dienst der Genueser, diese lassen es sich aber nicht nehmen, den berühmtesten Sohn der Stadt zu feiern.

Auf dem Weg kommen wir an einer bemalten Wand vorbei, die Auswanderer auf dem Weg auf das im Hafen liegende alte Segelschiff zeigt. Da haben wir es doch wesentlich angenehmer auf der Seaview.

Im Hafen sind viele kleine Fischerboote. Eines sieht besonders interessant aus. Ich möchte zu gerne ein Foto machen. Problem: die Fischer sind noch am Arbeiten. Für mich eine Selbstverständlichkeit: ich frage, ob ich ein Foto machen darf. Ganz begeistert sind sie zwar nicht, aber haben auch nichts dagegen. Und anschließend dürfen wir sogar noch an Bord, dort aber keine Bilder mehr machen. Viele Fische fangen sie nicht mehr. Vom Fischfang leben geht leider nicht mehr.

Eine der Attraktionen im Hafen ist der spektakuläre Panorama-Aufzug Bigo. Er sieht aus wie ein alter Schiffskran eines vor Anker liegenden Frachtschiffs. An einem der Arme hängt die rundum verglaste Kabine des Aufzugs, die von dem Kran 40 Meter hochgezogen wird. Sie dreht sich um 360 Grad und soll einen wunderschönen Ausblick bieten. Ganz schlau sind wir im Internet hinsichtlich der Öffnungszeiten nicht geworden. November soll, außer samstags/sonntags, geschlossen– aber während des Festivals der Wissenschaft täglich von 10 - 18 Uhr geöffnet sein ?! Ja, was denn nun ? Wir werden sehen ….. Ja, nun, er ist im Winterschlaf, wie auch das Riesenrad. Schade.

In der Nähe des Bigos ist eine Kugel, in der ein Biotop ist. Eigentlich wollten wir es besichtigen, doch als wir davor stehen, reizt es uns nicht wirklich. Sieht aus, als wäre es schnell besichtigt und dafür ist uns unsere Zeit und der Eintritt mit 5 € pro Person zu schade. Dann lieber weiter ins historischen Zentrum, das zwischen dem alten Hafen und der Piazza de Ferrari liegt und mit seinen prunkvollen Renaissance-Palästen, der Kathedrale San Lorenzo und der Basilica Sta Maria Assunta zur Erkundung einlädt. Es gibt zwar schöne Gebäude, aber alles ist so verschachtelt, dass keines wirklich zur Geltung kommt.

Den besten Ausblick auf die Stadt soll die Aussichtspromenade Spianata del Castelletto bieten. Wir machen uns auf die Suche. Es gibt zwei Aufzüge, wir wollen zum Ascensore Castelletto Levante, der sich am Anfang der Via Garibaldi befindet und einfach zu finden sein soll. Das klappt nun doch nicht. Aber es gibt eine Art Zahnradbahn. Die Tickets kosten für eine Stunde pro Person 6 €. Leider nimmt der Automat weder meine Kreditkarte, noch den 20 € Schein. Wechseln kann – oder will – uns niemand. Jemand gibt uns den Tipp, beim Tabacco Fahrscheine zu kaufen. Der ist geschlossen und auf der Post daneben stehen die Leute bis auf die Straße. Wir gehen zurück zur Bahn. Es sind andere Leute inzwischen da und einer von ihnen wechselt uns. Eine interessante Fahrt. Wir fahren mitten durch eine Steinwand. Der Tunnel ist sehr eng und an zwei Stellen bleiben wir ganz stehen. Und dann verpassen wir den richtigen Ausstieg. Wir wollten eigentlich zum Botanischen Garten und hofften, von dort einen Ausblick auf Genua zu haben, aber Chance vertan. Der Zug zurück sollte 10 Minuten später kommen, ließ aber 20 Minuten auf sich warten. Anschließend haben wir uns nicht mehr getraut, auszusteigen und sind stattdessen wieder in die Stadt gefahren. Auch nicht schlimm. Die Fahrt war sehr interessant.

Unten angekommen fängt es an zu regnen und wir müssen noch gute 3 km zurück laufen. Gerade noch rechtzeitig vor dem großen Regenguss schaffen wir es zurück an Bord.

Genua hat uns angenehm überrascht. Mit nicht allzu großen Erwartungen sind wir von Bord gegangen: eine Hafenstadt, bekannt als Start- und Endpunkt von Kreuzfahrten. Und doch so viel mehr. Auf jeden Fall eine Reise wert.

Nun aber schnell unter die Dusche, Abendessen und ins Bett. Morgen wartet Rom auf uns.

4. Tag

Civitaveccia/Rom, Italien

„Man kann sich nur in Rom auf Rom vorbereiten“ (J. W. von Goethe)

Civitavecchia erreichen wir gegen 7.30 Uhr. Hier gibt es außer der Festung Forte Michelangelo, den Tauriner Thermen oder den Thermen des Traja nichts zu sehen. Trotzdem ist der Ort eine wichtige Anlaufstelle, schließlich ist er DER Ausgangspunkt ins 69 km entfernte Rom und somit einer der vielen Wege, die – zumindest laut einer Redewendung – in die Hauptstadt Italiens führen.

MSC bietet vielfältige Ausflüge in die ewige Stadt an. Die Preise sind happig. Eine Busfahrt von ca. einer Stunde kostet 49 € pro Person. Die günstigere Möglichkeit ist der Zug. Der Bahnhof ist ca. 20 – 30 Gehminuten vom Hafen entfernt. Je nach Verbindung (mit/ohne Umsteigen/Tagesticket für Rom) kostet die Fahrt bis zu 15 €, je nach Karte sind sogar die öffentlichen Verkehrsmittel in Rom inklusive.

Vor dem Hafen stehen div. Ausflugs-/Transferbusse, die Bustransfers und geführte Touren wesentlich günstiger anbieten. Und trotzdem entscheiden wir uns für den MSC-Transfer. Bei den Zügen muss man anscheinend größere Wartezeiten einkalkulieren, weil diese, je nachdem, wie viele Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen, völlig überfüllt sind, die örtlichen Busunternehmen könnten auf dem Rückweg in längere Staus geraten. Die MSC-Busse natürlich auch – aber im Gegensatz zu privaten Touren ist das „Zu-Spät-an-Bord-kommen“ mit MSC dann nicht unser Problem.

Nach ca. einer Stunde Busfahrt erreichen wir die auf sieben Hügeln erbaute „Ewige Stadt am Tiber“. Wer kennt nicht die Sage, wonach Romulus am 21. April 753 v. Chr. die Stadt gegründet und später seinen Zwillingsbruder Remus umgebracht hat, weil dieser sich über die von Romulus errichtete Stadtmauer belustigte. Eltern der Zwillinge waren Gott Mars und die Vestalin Rhea Silvia, die die Kinder auf dem Tiber ausgesetzt haben. Diese sollen von einer Wölfin gesäugt und vom Hirten Faustulus gefunden und aufgezogen worden sein. Rom ist auch ohne die unzähligen Sagen und Legenden eine der größten geschichtlichen Schauplätze Europas und die Aufzählungen würden unzählige Seiten füllen. Drum belassen wir es bei einigen wenigen Ausführungen.

Wir starten unsere Erkundungs-Tour am Petersplatz und gehen weiter zum Petersdom, der Memorialkirche des Apostels Simon Petrus. Erfreulicherweise ist die Schlange kurz und der Eintritt frei. Keine Frage, alles sehr imposant, aber uns zieht es weiter. Die Kuppel hätten wir sehr gerne erklommen, trotz der 551 Stufen (mit dem Aufzug sind es „nur“ 302). Die Aussicht von oben soll grandios sein, aber die Warteschlange ist uns zu lange.

Und so klappern wir die Sehenswürdigkeiten mit dem von uns bevorzugten Verkehrsmittel, dem Hop-On-Hop-Off-Bus, ab. Eine, wie wir finden, immer gute Wahl, um möglichst viel in kurzer Zeit zu sehen. Leider ist das Wetter immer noch regnerisch und trüb. Die Busse haben eine Plastik-Plane, so dass man trotzdem gute Sicht hat und wir sind warm angezogen, also kein Problem.

Uns fallen die Worte von Herrn von Goethe ein. Ja, man kann viel über Rom lesen, aber wirklich vorbereiten … nein, das kann man nicht, man muss die Stadt erleben und auf sich wirken lassen. Entsprechend beeindruckt sind wir von der Silhouette der Engelsburg. Ursprünglich wurde sie als Mausoleum für den römischen Kaiser Hadrian und seine Nachfolger errichtet. Der heutige Name ist auf Papst Gregor I. zurückzuführen. Um die Zeit 590 n. Chr. wütete die Pest in der Stadt. Der Erzengel Michael soll über dem Grabmal erschienen sein und Papst Gregor I. das Ende der Pest verkündet haben, indem er das Schwert des göttlichen Zorns in die Scheide steckte. Die Pest ging zu Ende und die Statue des Engels erinnert heute noch an der Spitze des Gebäudes an diese Episode.

Gleich neben der Engelsburg liegt der Justizpalast, der Palazzo di Giustizia. Von den Römern wenig schmeichelhaft hässlicher Protzpalast genannt, war Zweck des kolossalen Gebäudes, die verschiedenen Gerichtshöfe der Stadt in einem Gebäude zu vereinen. Heute ist hier der italienische Kassationsgerichtshof (Corte Suprema di Cassazione) untergebracht, vergleichbar mit unserem deutschen Bundesgerichtshof.

Im Schritttempo, wenn überhaupt, geht es Richtung Kolosseum. Zu Fuß ginge es sicher schneller. Es wird gehupt, gedrängelt, Scooter und Motorräder quetschen sich in waghalsigen Manövern an den stehenden Autos vorbei – Chaos pur. Kaum eine andere westeuropäische Metropole weist eine höhere Fahrzeugdichte auf.

Doch dann ist es soweit: Gigantisch ragt das Kolosseum vor uns auf. Ein Bau der Superlative. Während der blutrünstigen Zeiten Roms sollte die Ellipsenform verhindern, dass Gladiatoren, zum Tode Verurteilte oder gejagte Tiere in einer Ecke Schutz suchen konnten. Auch wenn das Kolosseum eine grausame Geschichte hat, den damaligen Baumeistern muss Respekt gezollt werden. Unvorstellbar: am Außenrand des Obergeschosses wurden 240 senkrecht stehende Masten befestigt, an denen ein riesiges Velarium aufgezogen werden konnte, um den Innenraum zu beschatten. Der Raum unterhalb des Arenabodens war ursprünglich nicht bebaut. Nach Entfernung der Holzbohlen konnte er z. B. für die Seeschlachten, die Titus zur Einweihung des Kolosseums aufführen ließ, geflutet werden. Es existierte ein System aus Räumen, Gängen und Versorgungsschächten, den Kerkern der zum Tode Verurteilten, Käfige für wilde Tiere und ein unterirdischer Zugang von der benachbarten Gladiatorenkaserne Ludus Magnus. Durch Winden und Flaschenzüge, Falltüren, Rampen und Aufzüge wurden aufwändige Dekorationen und Bühnenbilder in die Arena befördert. Zur Überraschung der bis zu 50.000 Zuschauer konnte sich so eine komplette Wald- oder Wüstenlandschaft aus dem Boden erheben.

Eine weitere Superlative Roms: der Circus Maximus. Berühmt für seine Wagenrennen und die Triumphal Spiele Gaius Julius Caesars, wurde das Gelände bereits seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. für Wettkämpfe genutzt. Außer den Wagenrennen der „Zirzensischen Spiele“ fanden im Circus Maximus Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen statt. Kaiser August erneuerte nach einem Brand die Anlage, errichtete eine Kaiser-Loge und stellte im Jahr 10 v. Chr. den ersten Obelisken zwischen den Bahnen auf.

Die Zeit vergeht wie im Flug und wir müssen uns auf den Weg zum Treffpunkt für die Rückfahrt machen. Schade, uns bleibt nur ein kurzer Einblick in eine kosmopolitische Stadt mit einer Geschichte der Superlative. Vieles konnten wir nicht erkunden. So hätten wir so gerne die Spanische Treppe, auf der man seit Mitte diesen Jahres, warum auch immer, nicht mehr sitzen darf, und den Trevi-Brunnen gesehen, aber es hilft nichts. Der Bus wartet.

Trotz mehrerer Staus erreichen wir rechtzeitig die Seaview. Anscheinend fehlen noch Ausflügler. Das Auslaufen war für 18:00 Uhr angekündigt. Jetzt ist es 19:00 Uhr und wir sind noch immer im Hafen. Für uns kein Problem. Wir hoffen nur, dass es alle Passagiere an Bord schaffen.

Heute Abend gehen wir, wie schon die Tage zuvor, ins Golden Sand zum Abendessen. Gleich am erste Abend haben wir ein nettes Ehepaar aus der Schweiz kennen gelernt und hoffen, auch heute wieder bei ihnen zu sitzen. Sie haben auch die Aurea-Welt mit My Choice-Dining gebucht, gehen aber, wie wir, so ziemlich um die gleiche Zeit zum Essen. Sie haben eine geführte Tour gemacht und wir sind gespannt, was sie erzählen.

Bilder habe ich heute so gut wie keine gemacht, dafür war das Wetter zu schlecht. Auf meiner Festplatte, die ich zum Sichern dabei habe, sind Bilder von unserem letzten Rom-Aufenthalt drauf. Sie können einen besseren Eindruck von Rom vermitteln, als die heutigen.

5. Tag

Palermo, Italien

Eine fremde Kultur ergründen zu wollen, ist wie der Versuch, den Horizont zu erreichen ... Irgendwann steht man wieder an dem Punkt, an dem man begonnen hat - doch der Blick zum Horizont ist ein anderer. (Annette Bopke)

Gestern liefen wir 1 ½ Stunde später aus. Wir hatten uns schon gewundert, aber da keine Durchsagen kamen, dachten wir es hätte vielleicht technische Gründe. Das Ehepaar, mit dem wir abends öfters essen, erzählte uns später, sie wären bei einer Stadtführung mit der MSC gewesen und es hätte Verzögerungen schon in Rom und dann auf der Rückfahrt gegeben, sodass der Bus über eine Stunde nach Boarding-Time zurückgekommen ist. Da hatten wir mehr Glück. Für alle nicht schlimm. Solange man den Ausflug über MSC bucht, ist man auf der sicheren Seite.

Heute erreichen wir Palermo. Wir sind gespannt, was uns erwartet: eine faszinierende Stadt? Oder nur laut, dreckig, chaotisch und in fester Hand der Mafia? Wir versuchen heute, dies herauszufinden, wobei wir La Familia auf jeden Fall aus dem Weg gehen werden.

Karthager, Römer, Normannen Byzantiner, Araber, Spanier, Österreicher, Franzosen und Italiener haben die Stadt nach und nach geformt und eine faszinierende Mischung von Kulturen hinterlassen. Glanz und Verfall liegen in der Stadt, die der kulturelle, wirtschaftliche und politische Mittelpunkt Siziliens ist, sehr nahe beieinander Die Italiener lieben diese Stadt - oder sie hassen sie. Vom Kreuzfahrthafen aus lässt sich der historische Kern zu Fuß entdecken. Eine Pferdekutsche rattert an uns vorbei. Wir erkundigen uns nach dem Preis. 80 € für eine Stunde? Nein danke. Das ist uns doch zu teuer. Schade. Dann eben per pedes. Oder lieber eine Stadtrundfahrt mit dem Bus? Die regionale Verkehrsgesellschaft AMAT soll seit 2016 eine kostenlose Stadtrundfahrt anbieten. Dieser Service heißt „Free Centro Storico“ und verbindet die Piazza Indipendenza mit der Piazza del Cavalluccio Marino. Letztere ist ca. 1,5 Kilometer vom Hafen entfernt. Tatsächlich, wir finden die Bushaltestelle. Die Busse (weiß, blau und orange) halten an der Kathedrale, am Teatro Massimo und in der Nähe der bekannten Märkte del Capo, della Vucciria und Ballarò. Alle sechzehn Minuten fährt ein Bus. Sizilianische Minuten wohlgemerkt…. Unser Schiff liegt den ganzen Tag im Hafen und so spielt es keine Rolle, falls wir mal etwas länger warten müssen. Danach sieht es öfters aus: der, wie es scheint, ohne Regeln auskommende Straßenverkehr verstopft die Altstadtgassen und macht ein schnelles Vorankommen unmöglich.

Nach der Busfahrt streifen wir durch die Altstadt. Imposant ist die Kathedrale, an der Baumeister aller Stile vom 12. bis zum 18. Jahrhundert gebaut haben. Sie birgt sechs Königsgräber aus der Zeit der Normannen und der Staufer, unter anderen Kaiser Friedrich II. Ganz in der Nähe der Kathedrale ist der frühere Königspalast, der Palazzo dei Normanni. Heute ist hier das Parlament Siziliens untergebracht. Von dort aus erreichen wir zur Kirche San Giovanni degli Eremiti mit ihren 5 leuchtend roten Kuppeln. Sie wurde im 12. Jahrhundert aus den Ruinen einer Moschee erbaut.

Quirlig und laut geht es auf dem Quattro Canti zu. Der von barocker Architektur eingerahmte Platz heißt offiziell Piazza Vigliena nach dem spanischen Vizekönig Juan Fernandez Pacheco de Villena, der das Architektur-Ensemble erbauen ließ. Der Platz wird auch Teatro del Sole genannt, weil den ganzen Tag über das Sonnenlicht auf eine der Eckfassaden fällt. Weiter geht es zum Teatro Massimo an der Piazza Verdi, einem der schönsten und größten Theater weltweit. In dem prachtvollen Theaterraum gibt es mehr als 3.000 Sitzplätze. Die Schlussszene aus „Der Pate III“ wurde hier gedreht. Natürlich gibt es auch die typischen Gassen in der Altstadt, in der die Wäsche auf den Balkonen hängt und die letzte Renovierung sicher schon Jahrzehnte her ist. Wir kommen an einem Markt vorbei, auf dem es von Gewürzen, Fisch, Obst, Gemüse, Kleidung bis hin zu Taschen, Spielzeug usw. alles zu kaufen gibt. Weiter vorne ist die Tür einen Spalt offen und ich entdecke einen alten Friseursalon. Ich klopfe und frage den Friseur, ob ich ein Bild machen darf. Und auch hier werde ich hereingebeten und darf fotografieren.

 

Wir sind angenehm überrascht von Palermo, aber wir sind ja auch nur im touristischen Herzstück unterwegs. Trotzdem ist unser Blick zum Horizont ein anderer geworden.

Es gäbe noch unendlich viel zu entdecken, aber die Füße schmerzen und so machen wir uns auf den Rückweg. Morgen ist unser erster Seetag. Zeit, dann auch mal vom Schiff zu berichten. Aber heute geht es – wie an den letzten Tagen – unter die Dusche und zum Essen.

6. Tag

Seetag

Gar nichts tun, das ist die allerschwierigste Beschäftigung und zugleich diejenige, die am meisten Geist voraussetzt. (Oscar Wilde)

Herr Wilde mag recht haben, doch heute fällt es uns mehr als einfach, nichts zu tun. In den Tag hinein leben, entspannen, Füße hoch …. Endlich! Ein SEETAG! Obwohl die Seaview zur Entdeckung einlädt, verschieben wir es auf ein anderes Mal. Nach dem straffen Besichtigungsprogramm kommt ein Nichts-Tun-Tag gerade richtig.

Unverhofft sind wir zu einem weiteren Seetag gekommen. Gestern Abend, als wir von unserem Absacker an der Champagner Bar auf unser Kabine kamen, haben wir die Info bekommen, dass aufgrund außerplanmäßiger Wartungsarbeiten die Geschwindigkeit der Seaview reduziert werden muss. Statt Malaga zu erkunden, verbringen wir den Tag auf See. Einerseits schade, wir hätten lieber Malaga angelaufen und dafür Valencia nicht, aber allzu traurig sind wir nicht. Wir haben nämlich einen wunderschönen, großen und mehr als gut ausgestatteten Balkon. Zwei Liegen mit einer Art Kissen, zwei Stühle und einen Tisch. Das schreit gerade danach, es sich gemütlich zu machen. Room-Service mit Snacks und Getränken ist im Preis inklusive. Nun muss nur noch das Wetter mitmachen und dann gibt es für uns – fast – keinen Grund, Kabine und Balkon zu verlassen. Und als „kleine“ Wiedergutmachung erhalten alle Passagiere pro Kabine 100 € gut geschrieben. Das finden wir wirklich mehr als großzügig. Bei technischen Problemen bräuchte sich MSC nicht so kulant zeigen. Eine schöne Geste.

Nur Faulenzen können wir heute nicht. Nach dem Frühstück räumen wir das eine oder andere in unserer Kabine um. Dafür blieb bisher keine Zeit. Der Stauraum ist sehr begrenzt. Es gibt nicht viele Regale/Abstellmöglichkeiten. Das Bad, das farblich mit den braunen Elementen nicht unseren Geschmack trifft, bietet wenig Platz für unsere Kosmetikartikel. Nun gut, dann muss eben unser Sofa als „Schrankersatz“ herhalten. Eher unwahrscheinlich, dass wir es als Sitzmöbel benutzen werden. Witzigerweise haben uns gestern Abend unsere Tischnachbarn erzählt, dass sie das auch so machen.

Bei der Buchung haben wir gebeten, getrennte Betten zu bekommen. Uns wurde erklärt, dass man generell die Betten auseinanderschieben könne. Ich habe dies auch mehrfach bei der MSC-App eingetragen. Aber diese hat sowieso nicht richtig funktioniert. Auf meine Anfrage teilte man mir mit, dass es Probleme mit der Homepage gäbe, aber wir auf jeden Fall getrennte Betten hätten. Bei der Einschiffung war das zwar nicht der Fall, doch unser fleißiger Kabinensteward baute abends noch alles um. Er tat uns schon leid, aber 20 Nächte wollen wir nun doch nicht so nahe sein. Vor allem hatten wir nur eine Bettdecke und eine Auflage, mit der das Bett zum Französischen umgebaut war.

Die Farbgestaltung der Kabine – dunkles Grün – gefällt uns nicht. Es wirkt alles so düster und etwas „altbacken“. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Safe, Fön und Flachbildschirm gehören zum Standard und nehmen keinen Platz weg. Anders als die Minibar. Wir bräuchten sie nicht und hätten hierfür lieber ein Schränkchen mehr. Aber das ist, wie auch die Farbgestaltung, nur unsere Meinung. Am Schreibtisch sind zwei USB-Stecker und zwei Euro-Steckdosen, an jedem Bett ist ein weiterer USB-Stecker. Im Internet stand, dass das Laden der Elektrogeräte nur bei Anwesenheit möglich sei und der „Trick“ eine andere Karte ins Lesegerät zu stecken und so den Stromkreislauf in der Kabine in Betrieb zu halten, nicht funktioniere. Die neuen Kabinenkarten sind mit einem RFID-Chip versehen und würden entsprechend ausgelesen. Dem ist nicht so. Wir haben bei der Buchung mit der AUREA-Kabine zusätzlich noch Chip-Uhren und lassen die Chipkarten in der Kabine und unsere Akkus sind jedes Mal aufgeladen.

Was uns weiter positiv auffällt ist: der lästige Türanhänger, der anzeigen, ob man nicht gestört werden will oder die Kabine gereinigt werden soll und der selten dort ist, wo er sein sollte, nämlich an der Tür, wurde durch LED-Lämpchen ersetzt. Diese können mit dem jeweiligen Wunsch (Nicht-gestört-werden, Kabinenreinigung) über einen Schalter aktiviert werden.

So, unsere Utensilien sind umgeräumt. Zeit für einen Cappuccino. Auf Deck 8 gibt es neben der Meeresfront-Promenade zahlreiche Bereiche zum Essen, Trinken, Shoppen, Schwimmen und Sonnenbaden (wenn denn die Sonne mal scheint). Spektakulär ist das verglaste Atrium. Es erstreckt sich über 4 Decks und bietet einen atemberaubenden Blick aufs Meer. Gigantisch. Und mit den Panorama-Aufzügen werden wir wieder zu Kindern. Wir müssen einfach ein paar Mal rauf- und runterfahren.

Aufzugfahren macht hungrig. So schlendern wir zum Hauptbuffetrestaurant „Marketplace“.

Heute ist Galaabend mit Vorstellung des Kapitäns und der Offiziere. Von 17.30 – 18.30 Uhr findet in allen Lounges an Deck der „Begrüßungscocktail“statt. Wir verzichten darauf und wollen statt dessen nach dem Abendessen zwischen 21.15 und 21.45 Uhr versuchen, einen Blick auf den Kapitän und seine Mannschaft zu erhaschen.

 

Ursprünglich dachten wir, dass wir morgen ausschlafen können. Palma hätten wir laut Plan erst am Nachmittag erreicht. Als wir mit Kaffee & Kuchen gestärkt auf die Kabine zurückkamen, erwartete uns eine neue Information: Aufgrund der Wettervorhersage für morgen Abend ist es wohl unmöglich, mit der Seaview aus Palma auszulaufen. Deshalb legen wir um 8.00 Uhr an und sind ab 17.00 Uhr auf dem Weg nach Valencia. Uns ist es sogar so lieber. Wir waren noch nie in Palma und sehen uns dann lieber tagsüber um.

7. Tag

Palma de Mallorca, Spanien (Balearen)

Ich reite in eine Stadt. Der Rest ergibt sich von selbst. (Clint Eastwood)

Ein Pferd besteigen wir heute nicht, aber der Shuttle-Bus von MSC ist nicht zu verachten. Es läuft hier nicht alles rund, die Organisation muss schon noch verbessert werden. Gestern Abend stand im Tagesprogramm, dass wir mit dem beigelegten Ticket bei Bedarf mit dem Shuttle-Bus fahren können. Kostet 14 € hin und zurück. Das Taxi ist teurer. Buslinie 1 wäre zwar mit 1,50 € pro Fahrt unschlagbar, aber zur Bushaltestelle müssen wir auch etwas weiter laufen und die Shuttle-Busse der MSC halten vor der „Haustüre“. Wussten wir gestern noch nicht. Drum fanden wir es sehr gut, dass man sich spontan entscheiden konnte. Ich hab sicherheitshalber gestern noch bei der Rezeption angerufen und nachgefragt, was wir machen können, weil wir keine Tickets bekommen haben, doch die Dame meinte, es sei kein Problem. War auch tatsächlich keins.

Der Ablauf wurde ja gestern geändert und so erreichen wir Palma gegen 8.00 Uhr morgens. Die Stadt Palma nur auf den Ballermann zu reduzieren wird der Hauptstadt Mallorcas nicht gerecht. Schon die Einfahrt in den Hafen ist wunderschön. Das Stadtpanorama wirkt wie eine Theaterkulisse und schon von Weitem können wir die prächtige Kathedrale La Seu ausmachen. Leider regnet es in Strömen und die Sicht ist entsprechend. Also zuerst zum Frühstück und hoffen, dass sich das Wetter bessert.

Um 10.00 Uhr regnet es zwar immer noch, also Regenjacken raus und runter vom Schiff. Wir wollen die Kathedrale anschauen und sind ja dort im Trockenen. Es sind genügend Busse vor dem Schiff und sie fahren los wenn sie voll sind und nicht z.B. alle halbe Stunde. Ein rundum guter Service. Haltestelle ist genau gegenüber der Kathedrale. Einfach zum Wiederfinden. Da es immer noch regnet ist unser erster Weg, wie bei allen anderen auch, zur Kathedrale. Zwischendrin hört es auf und wir schauen uns zuerst draußen um.

Außer der MSC Seaview liegt nur eine TUI-Schiff im Hafen, entsprechend hält sich der Ansturm in Grenzen.

Der Eintritt in die Kathedrale mit Museum (geht nicht getrennt) kostet 8 € pro Person. Wir finden es zwar heftig, aber es lohnt sich. Die Kathedrale der Heiligen Maria blickt auf eine lange Geschichte zurück. Begonnen wurde mit dem Bau im Jahre 1230 unter König Jaume I., der nach der Befreiung von der Maurenherrschaft auf dem Platz, auf dem zuvor eine islamische Moschee stand, den Grundstein legte. Im 16./17. Jh. wurde zwar der Bau vollendet, trotzdem haben im Laufe der Jahrhunderte viele Baustile ihre Spuren hinterlassen, u.a. steuerte Antoni Gaudí seine Kunst im Stil des katalanischen Modernisme (Jugendstilrichtung) bei.

Wir wollten eigentlich die 80-minütige Rundfahrt mit dem Hop-on-Hop-Off-Bus machen und zum Castell de Bellver, das 112 Meter über dem Meeresspiegel liegt und einen schönen Ausblick über die Stadt bieten soll, machen, doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Später bessert es sich zwar, doch dann ist es für uns zu spät. So halten wir es wie Clint Eastwood und lassen uns von unseren Füßen inspirieren. So entdecken wir einen kleinen öffentlichen Garten mit vielen Zitronen- und Orangenbäumen, einem Kräutergärtchen und einem kleinen Seerosenteich.

Ohne Ziel schlendern wir durch die Gassen. Am Placa Major ist Weihnachtsmarkt, aber die Stände sind leer, das Wetter lädt niemand so richtig zum Bummeln ein. Schade.

Am Passeig des Born befinden sich Cafes, sowie einige Designerläden. Die breite Flaniermeile ist gesäumt von Bäumen und Palmen und Weihnachtsbeleuchtung (leider nicht eingeschaltet). Es kommt ein eiskalter Wind auf. Und es wird langsam Zeit, zurück zur Seaview zu gehen.

Eigentlich wollten wir abwechseln und abends auch mal in einem der Buffet-Restaurants essen. Doch es ist uns viel zu laut und auch das Essen ist nicht so gut. Keine Frage, man findet immer etwas, aber so gut wie auf der AIDA und der Mein Schiff 6 ist es bei Weitem nicht.

Auch die Sache mit den Getränkepaketen ist sehr undurchsichtig. Anscheinend hat die MSC nach Einführung des Easy-Getränkepaketes die Preise kräftig erhöht. So sind Getränke bis 6 € im Paket enthalten. Je nach dem an welchen Kellner man gerät, wird uns erklärt, dass z.B. ein 0,4 l Radler, das 5,50 € kostet im Preis enthalten ist, weil das Paket vor Reiseantritt gebucht wurde, bei anderen Kellnern kommt die Mehrwertsteuer drauf und wir müssten den Mehrpreis zahlen. Beim Abendessen sind jeweils zwei – trinkbare – Rot-,Weiß- und Roséweine inklusive. Die kosten alle 6 €, doch hier ist anscheinend die Mehrwertsteuer wieder dabei.

Wir haben zwar offene Tischzeiten, aber seit dem ersten Abend immer den selben Tisch. Weil wir den gerne möchten, bei unseren Lieblingskellnern aus Bali und neben unseren Tischnachbarn. So trudeln wir vier, ohne es wirklich abgesprochen zu haben, zwischen 19.40 und 20.00 Uhr ein und haben jeden Abend sehr viel Spaß miteinander.

7. Tag:

Palma de Mallorca, Spanien (Balearen)

Ich reite in eine Stadt. Der Rest ergibt sich von selbst. (Clint Eastwood)

Ein Pferd besteigen wir heute nicht, aber der Shuttle-Bus von MSC ist nicht zu verachten. Es läuft hier nicht alles rund, die Organisation muss schon noch verbessert werden. Gestern Abend stand im Tagesprogramm, dass wir mit dem beigelegten Ticket bei Bedarf mit dem Shuttle-Bus fahren können. Kostet 14 € hin und zurück. Das Taxi ist teurer. Buslinie 1 wäre zwar mit 1,50 € pro Fahrt unschlagbar, aber zur Bushaltestelle müssen wir auch etwas weiter laufen und die Shuttle-Busse der MSC halten vor der „Haustüre“. Wussten wir gestern noch nicht. Drum fanden wir es sehr gut, dass man sich spontan entscheiden konnte. Ich hab sicherheitshalber gestern noch bei der Rezeption angerufen und nachgefragt, was wir machen können, weil wir keine Tickets bekommen haben, doch die Dame meinte, es sei kein Problem. War auch tatsächlich keins.

Der Ablauf wurde ja gestern geändert und so erreichen wir Palma gegen 8.00 Uhr morgens. Die Stadt Palma nur auf den Ballermann zu reduzieren wird der Hauptstadt Mallorcas nicht gerecht. Schon die Einfahrt in den Hafen ist wunderschön. Das Stadtpanorama wirkt wie eine Theaterkulisse und schon von Weitem können wir die prächtige Kathedrale La Seu ausmachen. Leider regnet es in Strömen und die Sicht ist entsprechend. Also zuerst zum Frühstück und hoffen, dass sich das Wetter bessert.

Um 10.00 Uhr regnet es zwar immer noch, also Regenjacken raus und runter vom Schiff. Wir wollen die Kathedrale anschauen und sind ja dort im Trockenen. Es sind genügend Busse vor dem Schiff und sie fahren los wenn sie voll sind und nicht z.B. alle halbe Stunde. Ein rundum guter Service. Haltestelle ist genau gegenüber der Kathedrale. Einfach zum Wiederfinden. Da es immer noch regnet ist unser erster Weg, wie bei allen anderen auch, zur Kathedrale. Zwischendrin hört es auf und wir schauen uns zuerst draußen um.

Außer der MSC Seaview liegt nur eine TUI-Schiff im Hafen, entsprechend hält sich der Ansturm in Grenzen.

Der Eintritt in die Kathedrale mit Museum (geht nicht getrennt) kostet 8 € pro Person. Wir finden es zwar heftig, aber es lohnt sich. Die Kathedrale der Heiligen Maria blickt auf eine lange Geschichte zurück. Begonnen wurde mit dem Bau im Jahre 1230 unter König Jaume I., der nach der Befreiung von der Maurenherrschaft auf dem Platz, auf dem zuvor eine islamische Moschee stand, den Grundstein legte. Im 16./17. Jh. wurde zwar der Bau vollendet, trotzdem haben im Laufe der Jahrhunderte viele Baustile ihre Spuren hinterlassen, u.a. steuerte Antoni Gaudí seine Kunst im Stil des katalanischen Modernisme (Jugendstilrichtung) bei.

Wir wollten eigentlich die 80-minütige Rundfahrt mit dem Hop-on-Hop-Off-Bus machen und zum Castell de Bellver, das 112 Meter über dem Meeresspiegel liegt und einen schönen Ausblick über die Stadt bieten soll, machen, doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Später bessert es sich zwar, doch dann ist es für uns zu spät. So halten wir es wie Clint Eastwood und lassen uns von unseren Füßen inspirieren. So entdecken wir einen kleinen öffentlichen Garten mit vielen Zitronen- und Orangenbäumen, einem Kräutergärtchen und einem kleinen Seerosenteich.

Ohne Ziel schlendern wir durch die Gassen. Am Placa Major ist Weihnachtsmarkt, aber die Stände sind leer, das Wetter lädt niemand so richtig zum Bummeln ein. Schade.

Am Passeig des Born befinden sich Cafes, sowie einige Designerläden. Die breite Flaniermeile ist gesäumt von Bäumen und Palmen und Weihnachtsbeleuchtung (leider nicht eingeschaltet). Es kommt ein eiskalter Wind auf. Und es wird langsam Zeit, zurück zur Seaview zu gehen.

Eigentlich wollten wir abwechseln und abends auch mal in einem der Buffet-Restaurants essen. Doch es ist uns viel zu laut und auch das Essen ist nicht so gut. Keine Frage, man findet immer etwas, aber so gut wie auf der AIDA und der Mein Schiff 6 ist es bei Weitem nicht.

Auch die Sache mit den Getränkepaketen ist sehr undurchsichtig. Anscheinend hat die MSC nach Einführung des Easy-Getränkepaketes die Preise kräftig erhöht. So sind Getränke bis 6 € im Paket enthalten. Je nach dem an welchen Kellner man gerät, wird uns erklärt, dass z.B. ein 0,4 l Radler, das 5,50 € kostet im Preis enthalten ist, weil das Paket vor Reiseantritt gebucht wurde, bei anderen Kellnern kommt die Mehrwertsteuer drauf und wir müssten den Mehrpreis zahlen. Beim Abendessen sind jeweils zwei – trinkbare – Rot-,Weiß- und Roséweine inklusive. Die kosten alle 6 €, doch hier ist anscheinend die Mehrwertsteuer wieder dabei.

Wir haben zwar offene Tischzeiten, aber seit dem ersten Abend immer den selben Tisch. Weil wir den gerne möchten, bei unseren Lieblingskellnern aus Bali und neben unseren Tischnachbarn. So trudeln wir vier, ohne es wirklich abgesprochen zu haben, zwischen 19.40 und 20.00 Uhr ein und haben jeden Abend sehr viel Spaß miteinander.

8. Tag:

Valencia, Spanien

Entwirf deinen Reiseplan im Großen – und lass dich im Einzelnen von der bunten Stunde treiben. Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an. (Kurt Tucholsky)

So schön es ist, viele Anlegestellen zu haben, so sehr sehnen wir uns nach einem Seetag. Daraus wird heute wieder nichts, wir sind bei Barcelonas kleiner Schwester zu Besuch. Zumindest wird Valencia gerne als solche bezeichnet. Wie gestern ist es auch hier ein weiter Weg in die Altstadt. Es gibt, wie immer, verschiedene Möglichkeiten dorthin zu gelangen und wie es scheint, sind wir nicht in der Nähe der Estacion Maritima. Von dort könnte man mit den Stadtbussen fahren. Das Liniennetz soll sehr gut ausgebaut und die Fahrten günstig sein. Vor der Seaview stehen Taxen bereit, sowie die Shuttlebusse der MSC und Transferbusse der Stadt, die wesentlich günstiger sein sollen. Nachdem es gestern so angenehm mit den MSC-Shuttlebussen war, entscheiden wir uns auch heute für die etwas teurere, aber bequemere Variante.

Im Bus nimmt uns eine brasilianische Familie in Beschlag. Die meisten Brasilianer denken, wir seien Landsleute und sprechen uns an. Diejenigen, die englisch reden, sind sehr neugierig und wollen alles wissen, erzählen dafür auch frei von der Leber weg über ihre Familien und ihr Leben. Die Fahrt ist zwar fast 30 Minuten lang, aber die Zeit fliegt bei der Sichtung von Familienfotos und –Geschichten nur so dahin. Sie laden uns ein, mit ihnen die Stadt zu besichtigen. Als sie hören, dass wir die 207 Stufen des Torre de Miguelete erklimmen wollen, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Nein, sie würden lieber shoppen gehen… Unterwegs treffen wir immer mal wieder aufeinander und es gab Umarmungen, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen. Die meisten Brasilianer, die wir bisher kennen lernen durften, sind so nett und aufgeschlossen. Es macht einfach Spaß, sich mit ihnen zu unterhalten.

Der Bus setzt uns in der Nähe der Torres de Serranos ab. Unterwegs lese ich im Internet, dass der Torre del Miguelete in den Wintermonaten ab 13.00 Uhr geschlossen ist. Wir sind spät dran und wissen nicht genau, wo wir hin müssen. An den Torres de Serranos kommen wir auf dem Weg vom Bus in die Altstadt sowieso vorbei und die sind ebenfalls sehr hoch und haben sicher ebenfalls eine schöne Aussicht. Der Eintritt kostet 2 € pro Person. Die Aussicht ist es allemal wert. Der Aufstieg allerdings ist sehr beschwerlich und es gibt im letzten Drittel kein Geländer. Es ist kalt und der Wind pfeift uns um die Ohren, trotzdem sind wir froh, den Aufstieg gemacht zu haben. Es bietet sich uns eine tolle Aussicht über Valencias Altstadt.

Eigentlich wollen wir nun zur Kathedrale de Santa María de Valencia. Doch es ist wie verhext. Ich habe für jede Stadt daheim Stadtpläne ausgedruckt und nehme zusätzlich im Hafen einen mit, aber irgendwie sind die Straßen, auf denen wir gehen, nicht in den Plänen auffindbar. Also lassen wir uns, wie immer, einfach treiben. Vielleicht entdecken wir nicht alle Sehenswürdigkeiten und vielleicht finden wir die Shuttlebus-Haltestelle nicht mehr, doch wofür gibt es Taxen?Plötzlich hören wir Musik, zuerst nur ganz leise, aber je weiter wir uns einem größeren Platz mit einer Kirche nähern, sind immer mehr Menschen auf der Straße und die Musik wird lauter. Toll! Ein Fest! Wie wir erfahren, ist es das Festival Palau de la musica de València. Mehrere Kapellen spielen im Wechsel und wir können uns kaum losreißen, so schön ist es. Auf dem Platz läuft ein Pärchen in ihrer Tracht vorbei und ich frage die beiden, ob ich sie fotografieren darf. Ich darf! Auf dem Weg zum Bus treffen wir auf eine Familie und auch sie lassen sich bereitwillig ablichten. Doch so schön es auch hier ist, wir wollen doch noch die Kathedrale, die Markthalle und das Gebäude der Seidenbörse sehen. Leider haben wir keine Ahnung, wo wir gerade sind. Fragen hilft zwar etwas weiter, trotzdem dauert es ein Weilchen, bis wir begreifen, dass wir eine Querstraße an der Kathedrale vorbeigelaufen sind. Dort angekommen stehen schon drei Gruppen mit Ausflüglern von der MSC in der Warteschleife und Warten. 8 € pro Person – das ist es uns dann auch nicht wert.

Nachdem wir nach wie vor nicht wirklich wissen, wo wir genau sind, laufen wir einfach zum nächst höheren Gebäude. Es ist eine Kirche, die man sogar kostenlos besichtigen darf. Es ist aber gerade ein Gottesdienst und wir wollen nicht stören, machen von ganz hinten ein paar Bilder und versuchen, den Weg zum Mercat Central zu finden. Dank Google Maps werden wir fündig. Es wären gerade mal 900 Meter gewesen, doch wir sind in die falsche Richtung gelaufen und uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Doch ohne die Markthalle gesehen zu haben, können wir nicht zurück zum Bus. Sie ist ein wahres Schmuckstück. Die Konstruktion aus Glas und Metall, geschmückt mit Kacheln und Ornamenten, ist sehr beeindruckend. Und natürlich gibt es so gut wie alles zu kaufen. Kein Wunder bei ca. 1.300 Marktständen. Allein schon die an den Ständen aufgehängten Serrano-Schinken lassen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen, ganz zu schweigen von der riesigen Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten, Gewürzen, und und und … Es hilft nichts, wir müssen uns auf den Rückweg machen und Zeit einkalkulieren, falls wir den Weg nicht gleich finden.

Zurück an Bord erfahren wir, dass sich die Zeit bis zum Auslaufen um zwei Stunden verzögert. Bis heute sind wir noch nie pünktlich ausgelaufen. Nachdem wir auf unseren letzten Kreuzfahrten zwei Mal das Schiff gerade noch so erwischt haben, lassen wir uns aber hier auf nichts ein und gehen mit einem großzügigen Zeitpuffer zurück an Bord und trinken lieber gemütlich einen Kaffee, als zu Bangen, ob wir es rechtzeitig zurück an Bord schaffen.

9. Tag:

Seetag

Man kann die Welt vergrößern, indem man einfach in eine neue Richtung segelt. (Allen Curnow)

Und genau das machen wir an unserem außerplanmäßigen Seetag. Statt in Malaga anzulegen, fahren wir auf einer Südwestroute an der Halbinsel Cabo de Palos vorbei um anschließend mit der West-Südwestroute Kurs auf die Straße von Gibraltar zu nehmen.

Zuerst einmal schlafen wir aus. Im Golden Sand Restaurant kann man von 8.00 – 9.30 Uhr frühstücken. Dafür sind wir zu spät dran. Dann bleiben noch das Marketplace Buffet (bis 11.00 Uhr) und das Ocean Point Restaurant & Buffet (bis 12.00 Uhr). Die Schwierigkeit in beiden Restaurants ist es, einen Sitzplatz zu bekommen. Wir drehen unsere Kreise ein ums andere Mal, bis endlich im Ocean Point ein Tisch frei wird.

Das Frühstücksangebot ist gut. Es gibt u. a. verschiedene Marmelade, Honig, drei Sorten Joghurt, Cornflakes, verschiedene Brot- und Brötchensorten, je drei Sorten Käse und Wurst, Rührei, Spiegeleier, hart gekochte Eier, warme Bohnen, Würstchen, Kartoffelpuffer und Obst. Kaffee, heiße Schokolade, Milch, Tee und drei Sorten Säfte kann man sich selber an drei Stationen holen, wobei es Tee im Ocean Point nur an einer Stelle gibt. Entsprechend ist der Andrang. Während man alle anderen Getränke beim Kellner bestellen kann, steht Tee nicht auf der Karte und wird nicht an den Tisch gebracht. Außerdem gibt es oft nur Schwarztee. Auf Fragen bei den Kellnern zucken die nur die Schultern. Sie wüssten auch nicht warum dies so ist. An manchen Tagen hat meine Mutter Glück und es gibt noch Pfefferminz-, Früchte- und Kamillentee. Aber von den 7 Tagen, die wir jetzt hier sind, war dies vielleicht drei Mal der Fall und wenn, dann nur eine Sorte. Mittlerweile horten wir Tee. Heute gab es tatsächlich alle drei Sorten, also haben wir für die kommenden Frühstücke Teebeutel mitgenommen.

Die Kellner kann man mittels einem Gerät mit Tasten an den Tisch rufen. Es klappt ganz gut. Manchmal muss man länger warten, aber das kann ja wirklich nicht anders sein. Wenn man überlegt, dass auf der Seaview das Verhältnis Gäste/Crew 5:1 ist, können uns die Angestellten nur leid tun. Sie sind nur am Rödeln und trotzdem immer freundlich und gut gelaunt. Gut, nicht alle, aber 98 % von ihnen. Es ist eigentlich selbstverständlich, dass man nicht rummeckert, nur weil das Getränk nicht gleich da steht oder die Tische nicht sofort abgeräumt werden. Aber es gibt leider Gäste, die hierfür kein Verständnis haben. Dabei muss man nur mal überlegen, wie man sich selber fühlen würde, sieben bis acht Monate von der Familie und Freunden getrennt zu sein und die ganze Zeit eine 7-Tage-Woche zu haben.

Als wir auf die Kabine zurückkommen, scheint die Sonne auf unseren Balkon. Also nichts wie Badetücher geschnappt und endlich unsere tollen Liegen eingeweiht. So einen schönen, großen Balkon hatten wir noch auf keiner Kreuzfahrt. Herrlich. Gegen 15.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Marketplace Buffet. Es ist bis 17.00 Uhr geöffnet, das Ocean Point schließt heute um 15.00 Uhr. Es gibt eine Pizza-Station mit verschiedenen Pizzen, bereits fertige Burger, div. Sandwiches, Pommes Frites, sehr leckere Kroketten, die in Papierschalen mit jeweils 6 Stück angeboten werden und kross und heiß, während die Pommes manchmal schon etwas labbrig sind. U.a. werden zwei verschiedene Sorten Fisch, Fleischgerichte, div. Pasta, Reis und zwei Suppen angeboten. Es gibt noch eine Salat- und Früchte-/Nachtisch-Station. Das Nachtischangebot reißt uns nicht vom Hocker, hier sind wir noch nie „schwach“ geworden. Das Obstangebot dagegen ist gut, also leben wir gesund.

Punkt 16.00 Uhr will ich an Deck sein. Mich interessiert die Fahrt durch die Straße von Gibraltar. Diese ist ca. 30 Seemeilen (55 km) lang und verbindet den Atlantik mit dem Mittelmeer, wodurch Europa von Afrika getrennt wird. Die Fahrt in der Meerenge dauert ca. 50 Minuten. Da immer noch die Sonne scheint, wird der kühle, starke Wind etwas gemildert und ich harre aus, bis Steuerbord Gibraltar in Sicht kommt. Schade, dass wir hier nicht anlegen. Wir waren zwar schon zwei Mal auf Gibraltar, aber hier gibt es so viel zu entdecken, dass wir uns auch mal einen längeren Urlaub vorstellen können.

Unglaublich, wie schnell die Zeit verfliegt. Zeit, zurück auf die Kabine zu gehen und sich fürs Abendessen fertig zu machen.

Was uns wirklich stört: es ist immer kalt auf der Seaview. Auch unsere Kabine wird nicht richtig warm. Die Klimaanlage haben wir auf höchster Stufe, aber es ist nicht gemütlich. Vor allem nicht, wenn man aus der Dusche kommt. Die Lüftung lässt sich nicht regulieren und bläst so stark, dass es sogar die Flyer der Seaview, die unterm Fernseher in einem Regal sind, aufblättert. Auch unsere neuen Freunde aus der Schweiz sehen das so und wir waren schon zusammen an der Rezeption. Es sei ein neues Umwelt-Heizsystem und man könne da nichts machen. Auch die anderen Bereiche sind viel zu kalt. Vermutlich ist die Seaview nicht für kältere Außentemperaturen konzipiert. Im Winter möchten wir jedenfalls nicht mit dem Schiff unterwegs sein. Nun wird es aber Zeit zum Abendessen. Wir freuen uns jeden Abend auf „unsere“ Schweizer. Halt – Jacke nicht vergessen, sonst wird’s ungemütlich ;)

10. Tag:

Seetag

Im Sand liegen, die Sonne und den Wind auf der Haut spüren – so gut fühlt sich das Leben an (unbekannt)

Im Sand liegen wir zwar nicht, sondern nach dem Frühstück gemütlich auf unseren Liegen auf dem Balkon, der Rest mit Sonne und Wind stimmt, denn heute ist es endlich schön warm und unsere Kabine liegt auf der Sonnenseite der heutigen Fahrtrichtung. Dazu kommt, dass wir auf unserem Balkon ganz leise Musik hören. Passt perfekt zu dem gemütlichen Tag.

Die Uhr wurde heute Nacht eine Stunde zurückgestellt und dieses Stündchen mehr Zeit fühlt sich richtig gut an. Eigentlich wollen wir gar nicht weg, aber der Hunger treibt uns so langsam doch Richtung Buffet. Von den Hauptrestaurants war nur das Golden Sand von 12.30 – 13.30 Uhr geöffnet. An einem Seetag ist das mehr als kurz. Aus den Essenszeiten im Marketplace werden wir nicht so richtig schlau. Laut Tagesprogramm ist das Marketplace Buffet und Bar von 12.00 – 17.00 Uhr geöffnet. Zusätzlich verfügbar ist das Marketplace Buffet und Bar von 12.00 – 16.30 Uhr (?) und von 17.30 – 11.00 Uhr mit Obstbar und Desserts. Und dann sind dort von 16.00 – 17.00 Uhr Snacks erhältlich, und, man lese und staune, ebenfalls von 12.00 – 02.00 Uhr die Pizzeria, Grill & Salatbar. Tja, da werden wir uns mal auf die Suche machen, weil gestern um 15.45 Uhr ein Teil im Marketplace abgesperrt wurde und wir bei den letzten waren, die an der Grillstation noch etwas bekommen haben. Vielleicht gibt es ja noch einen Teil, den wir nicht entdeckt haben.

Gestern Abend haben Kathrin und Jochen, unsere Schweizer, erzählt, dass sie sich für die angebotene Tour-durchs-Schiff angemeldet haben und ich doch mitkommen solle. Sie dauert ca. 3 Stunden und führt u.a. durch die Küche, Wäscherei und den Crewbereich. Bewaffnet mit Zimmernummer und Vor- und Zuname der beiden bin ich zum Ausflugsschalter, da ich gerne mit den beiden zusammen die Tour machen möchte. Für meine Mutter ist es zu anstrengend. Man muss wohl viele Treppen steigen, es ist teilweise rutschig und zwischendrin kann man sich nirgends setzen. Beim Anmelden wurde mir erklärt, dass es leider nicht sicher ist, dass die Tour auf Deutsch oder Englisch durchgeführt werden kann. Es seien einfach zu wenig deutsch-/englischsprachige Gäste an Bord und es liegen noch nicht genügend Anmeldungen vor. Überhaupt seien außer Brasilianern nur wenige andere Nationen an Bord. Geplant ist die Führung an einem der 5 Seetage und ich werde rechtzeitig benachrichtigt, ob sie stattfindet oder nicht. Grundsätzlich gefällt es uns sehr gut, dass so viele Brasilianer an Bord sind. Es geht quirlig, lebhaft und vor allem laut zu. Sie sind sehr freundlich und grüßen uns, egal ob im Vorbeilaufen oder im Aufzug. Nur in den Buffetrestaurants ist es nervig. Der Lärmpegel ist unbeschreiblich und alle reden gleichzeitig.

Nach dem Essen, heute wird gegen 16.30 Uhr ein Teil des Buffetrestaurants abgesperrt, machen wir uns auf den Weg zur Bibliothek. Wie steht doch gleich im heutigen Tagesprogramm? „Bücherei an Bord. Sie suchen des idealen Buches, um Ihren Urlaub zu begleiten? (Nein, kein Tippfehler, steht so im Programm). Nutzen Sie unsere breite Auswahl der Büchern, 24 Stunden lang verfügbar…..“ usw. Nur …. breite Auswahl? Zuerst denken wir, wir haben uns verlaufen, aber nein, in den sonst leeren Regalen liegen verstreut ein paar Bücher, leider keine deutschsprachigen. So wird sich meine Mutter mehr übel als wohl doch noch mit dem E-Book-Reader, den ich vorsorglich für sie eingepackt habe, anfreunden müssen.

Durch die Zeitumstellung ist es jetzt gegen 18.45 Uhr deutsche Zeit noch hell draußen und kein Wind. Das ruft nach Liegestuhl.

Kleidungsempfehlung für heute Abend ist „elegant“. Und ab 20.45 Uhr müssen die Offiziere die tanzwütigen Damen bespaßen. Da werden wir auf jeden Fall vorbeischauen.

11. Tag:

Teneriffa, Spanien (Kanaren)

Das Meer wird jedem Menschen neue Hoffnung geben, und der Schlaf wird Träume von zu Hause bringen…. (Christoph Kolumbus)

Pünktlich um 8.00 Uhr heißt uns die „Insel des ewigen Frühlings“ willkommen. Wir legen in der Hauptstadt an. Santa Cruz de Tenerife heißt seit dem 28. August 1803 mit vollem Namen „ Muy Leal, Noble e Invicta Villa, Puerto y Plaza de Santa Cruz de Santiago (Sehr treue, edle und unbesiegte Stadt, Hafen und Ort des Heiligen Kreuzes von Sankt Jakob). Was für ein Name!

Für uns heißt es nach einem Tag wieder Abschied nehmen. Doch wenigstens haben wir zwei Stunden mehr Zeit, als ursprünglich geplant. Die Liegezeit wurde von 14.00 auf 16.00 Uhr verlängert.

Der El Teide, der 3.800 Meter hohe Vulkankegel, hüllt sich bei der Einfahrt in Nebel. Ein Besuch ist sicher interessant, doch ich will lieber im Städtchen bleiben.

Vor der Seaview ist eine Haltestelle für die kostenlosen Shuttlebusse der Stadt. Da meine Mutter heute an Bord bleibt und an der Bushaltestelle schon eine lange Schlange steht, gehe ich die 945 Meter zur Stadt zu Fuß. Einfach zu finden, ich muss nur der blauen Linie auf dem Boden folgen.

Da ich schon in Santa Cruz war, ist mein Hauptziel heute die „Grüne Lunge“ Teneriffas, der Parque Garcia Sanabria. Er soll ein wahres Highlight sein, in dem es frei lebende Papageien, unzählige exotische Blumen und Pflanzen und viele Skulpturen und Springbrunnen geben soll.

Vor dem Hafengebäude ist ein Stand der Touristeninformation. Die Angestellte meint, es sei nicht weit zum Laufen. Auf dem Stadtplan sieht es zum einen kompliziert und zum anderen sehr weit aus. Gegenüber ist die Haltestelle der Hop-on-Hop-Off-Busse. Ein Bus steht da und ich entscheide mich, bis zum Park zu fahren. Im Bus ist oben ganz vorne noch ein Platz frei. Leider ist das Band, auf dem die Sehenswürdigkeiten erklärt werden, nicht synchron mit unserer Fahrtstrecke. Und irgendwie will niemand ein- oder aussteigen. Komisch. Bei meinem schönen Plätzchen habe ich mich entschieden, die Runde komplett mitzumachen. Am Parque Garcia Sanabria kommen wir dann zwar vorbei, aber ich sehe die Haltestelle zu spät und beschließe, nachher noch zu Fuß dorthin zu gehen.

Am Hafen angekommen laufe ich zur Calle Castillo, eine der beliebtesten Einkaufsstraße und flaniere durch die belebten Ramblas und komme zu meinem eigentlichen Ziel. Allerdings bin ich sehr enttäuscht. Selbst wenn jetzt nicht Blütezeit ist, außer einem Springbrunnen, zwei Statuen und einem Café finde ich nichts. Und ich brauche nicht länger als 15 Minuten, um den ganzen Park abzulaufen. Na ja. Egal, dann bleibt Zeit für den Markt Nuestra Señora de Africa.

In Santa Cruz ist es einfach, den Weg zu finden. Das liegt nicht nur an den vielen Wegweisern – wirklich ein guter Service – sondern auch daran, dass die meisten Straßen vom Hafen aus bergauf bzw. dann wieder bergab gehen. Für mich ideal. Die Sehenswürdigkeiten liegen enger beieinander als es der Stadtplan und die Bustour vermuten lassen. So bin ich zehn Minuten später vom Park beim Markt. Eine eigene Welt, in deren Geschmäckern, Düften und Eindrücken man mit allen Sinnen eintauchen kann. Hier trifft kanarisches Flair auf eine Basar-ähnliche Atmosphäre. Es macht viel Spaß zwischen Früchten, Gemüsen, allerlei süßen Genüssen und Blumen von einem Stand zum anderen zu gehen.

Doch nun wird es Zeit, zurück zum Schiff zu gehen. Ich habe meiner Mutter versprochen, mindestens eine Stunde vor Boarding-Time auf der Kabine zu sein. Heute das Schiff zu verpassen wäre nicht ratsam. Schließlich treten wir gleich unsere Reise über den Großen Teich an, die wir um nichts in der Welt verpassen wollen.

Doch vor dem Schiff trifft mich fast der Schlag. Es ist jetzt 14.30 Uhr, 15.30 Uhr ist Boarding-Time. Entlang der Seaview ist eine Schlange, soweit das Auge reicht. Und es geht nicht vorwärts. Unvorstellbar: es ist nur ein Zugang zum Schiff geöffnet und dort ist nur ein Mitarbeiter bei der Eingangskontrolle und nur ein Band für die Taschenkontrolle. Und die meisten Leute kommen ja erst noch! Mittlerweile bin ich vielleicht 5 Meter weiter gekommen und drei Busladungen Gäste mit den Shuttlebussen ausgeladen, als endlich ein zweiter Zugang geöffnet wird.

Um 15.50 Uhr sind wir endlich an Bord. Ich laufe vom 4. in den 9. Stock, schnappe meine Mutter und wir gehen wieder runter in den 8. Stock ins Market-Place. Eingedeckt mit Essen und Getränken suchen wir uns draußen ein Plätzchen um das Auslaufen nicht zu verpassen. Aber es geht nicht voran. Mittlerweile ist es 16.40 Uhr und wir beschließen, auf unsere Kabine zurück zu gehen. Von dort haben wir einen wunderschönen Blick und können die Beine hochlegen. Um 17.00 Uhr werden wir über eine Durchsage informiert, dass es einen medizinischen Notfall gegeben hat und wir noch nicht auslaufen können. Hoffentlich nichts Schlimmes! 20 Minuten später kommt das Lotsenboot und wir starten Richtung Salvador de Bahia. 2829 Seemeilen, 5 Tage und ein halber Ozean liegen vor uns.

Wir freuen uns auf die kommenden Seetage und hoffen, das Wetter ist schön und wir können unseren Balkon genießen.

12. Tag:

Seetag

„Nach dem Licht der Sonne verließen wir die Alte Welt.“ (Christoph Kolumbus)

Wie Kolumbus haben wir gestern die alte Welt verlassen. Im Gegensatz zu ihm erreichen wir die neue Welt in fünf Seetagen. Auch wollen wir nicht Amerika entdecken, sondern Salvador de Bahia. Die kommenden Tage werden wir sehen, ob es Neptun gut mit uns meint oder uns kräftig durchschütteln wird. Auf jeden Fall werden wir – im Gegensatz zu Christoph Kolumbus und seiner Mannschaft – jeden Tag genießen.

Noch ist das Meer ruhig und liegt wie ein Spiegel vor uns. Kleinere Schaumkronen glitzern im Sonnenlicht. Wir hoffen auf wärmeres Wetter, damit wir die Pools endlich nutzen können. Auf dem Hauptpooldeck ist ein großer Pool mit Videoleinwand, mehrere Whirlpools und ein weiterer auf dem Promenadendeck.

Heute sind wir faul. Die Sonne scheint auf den Balkon und morgen haben wir ein etwas strafferes Programm. Gerade habe ich die Mitteilung erhalten, dass ich an der Führung durch das Schiff teilnehmen kann. Beginn ist um 8.30 Uhr. Hab ich schon befürchtet und trotzdem gehofft, dass es erst nachmittags losgeht. Und morgen Nachmittag „müssen“ wir zu der im Aurea-Paket enthaltenen Gratis Massage (50 Minuten). Ja, so ein Kreuzfahrer-Leben kann hart sein.

Langeweile wird sich bei 13 000 qm alleine auf der Außendeckfläche nicht breit machen. Die 360-Grad-Promenade werden wir bestimmt das eine oder andere Mal umrunden, um ein paar Kalorien zu verbrennen.

Kurse und Aktivitäten: ein so enormes Angebot haben wir noch nie gesehen. Ab 8.00 Uhr geht es los. Hier ist für jeden etwas dabei: ob div. Sportkurse, wie Tai Chi, Muskel-erwachen, Aerobics, Tischtennis- und Tischfussballturnieren, div. Tanzkurse, Italienisch-Unterricht, gemeinsame Bastelstunden, bei denen heute Blumen aus Krepp gestaltet wurden, Lesungen, Musik-Sessions, ich kann gar nicht alles aufzählen. Wer hier nichts findet, dem ist wirklich nicht zu helfen. Das Spielkasino, das auf unserer Strecke zu den Restaurants liegt, ist schon morgens bis spät in die Nacht gut besucht.

Die MSC-Seaview hat, laut der Schiffsinformationen, ein Herz für Kinder und Familien. So gibt es u.a. ein Restaurant nur für Kinder, Bowling-Bahnen und zahlreiche Aktivitäten in den div. Kinder-Clubs. Und auch wenn wir den interaktiven Aquapark mit fünf verschiedenen Wasserrutschen, einem Planschbecken für die ganz Kleinen und einem Hochseilgarten nicht nutzen können, sind wir doch neugierig und schauen mal vorbei. Viel los ist nicht, es sind auch nicht viele Kinder an Bord. Die Bereiche sind sehr schön und ansprechend gestaltet. Und es gibt natürlich Kinderbetreuung für alle Altersstufen. Die Tochter meines neuen Bekannten Paulo von gestern geht hin und ist dort, laut seiner Aussage, lieber, als mit ihren Eltern zusammen.

Und schon wieder wird es Zeit, sich fürs Abendessen umzuziehen.

13. Tag:

Seetag

Ich finde, die Idee, dass wir bereichert von einem Ort zurückkehren, ist die beste Betrachtungsweise des Reisens. (Alain de Botton)

Um 8.10 Uhr klingelt der Wecker. Frühstück fällt für mich heute aus, meiner Mutter habe ich es aufs Zimmer bestellt. Leider ist das Angebot nicht gerade berauschend.

Unsere Tour durchs Schiff, die uns eine neue Betrachtungsweise über die Arbeit an Bord eröffnen wird, startet um 8.30 Uhr im Theater. Wir erfahren, dass momentan ca. 4600 Passagiere an Bord sind, ungefähr 1000 weniger als möglich wäre. Die Besatzung besteht aus 1700 Crew-Mitgliedern aus 17 verschiedenen Ländern. Die Crew wurde dezimiert, weil vieles auf dem Schiff automatisiert wurde. Unsere Gästebetreuerin ist mit uns der Meinung, dass dies nicht unbedingt positiv ist. Viele ältere Menschen haben schon Probleme mit den Aufzügen. Es gibt nur noch außen Tasten mit den Stockwerken. Löst man den Sensor nicht aus, bleibt das Display dunkel. Löst der Sensor aus, kann man das gewünschte Deck antippen und bekommt einen der vier Aufzüge, die sich an der Stelle befinden (es gibt natürlich weit mehr Aufzüge verteilt auf die Länge der Seaview) zugewiesen. Ist der voll, beginnt das Spiel von vorne. Doch zurück zum Theater. Es fasst pro Aufführung ca. 900 Menschen. Pro Abend gibt es drei Shows mit gleichem Inhalt. Wollten alle Passagiere die Show ansehen, wäre das logistisch leider nicht möglich. Man muss sich Plätze in den Shows reservieren, wenn man mal eine sehen will. Die Simply-The-Best-Show über Tina Turner heute Abend ist schon seit über einer Woche komplett ausgebucht. Man kann zwar vorbeischauen und hoffen, dass jemand nicht kommt, aber sicher ist das nicht. Die Künstler werden von einer Agentur verpflichtet und sind in der Regel nicht die ganze Reise mit an Bord. Vor allem während der 5 Seetage bestreitet das Showensemble der Seaview das Programm und vielleicht „ist noch ein Überraschungs-Gast-Star mit an Bord“. Das wird heute noch nicht verraten.

Die nächste Station hätte man entweder kürzer besuchen oder ganz ausfallen lassen können, so der allgemeine Tenor. Wir durften die Welt der „Reichen und Schönen“ auf der Seaview im Yacht-Club besuchen. Bilder darf man hier keine machen, damit die nicht so Schönen nicht gestört werden. Jede Kabine hat einen eigenen Butler und es ist eine ganz eigene, abgeschlossene Welt mit Restaurants und einem kleinen Swimming-Pool. Dieser reiche auch, meint Larissa, die unsere Gruppe übernommen hat. Es gibt um die 70 Kabinen auf diesem Bereich und die wenigsten würden Schwimmen gehen. Will jemand etwas Einkaufen braucht er auch nicht zu den Shops zum „Fußvolk“, sondern kann sich von seinem Butler eine Auswahl bringen lassen. Wir sind uns so ziemlich einig: etwas langweilig, das Ganze. Um was ich die Yacht-Club-Gäste wirklich beneide ist, dass sie die ganze Bug-Breite über der Brücke zur Verfügung haben. Das beinhaltet eine Rundumsicht, wenn man in einen Hafen einläuft und ein lichtdurchflutetes Atrium. Das Nicht-Fotografieren-Verbot hat sich mittlerweile komplett gelockert, weil sich eh niemand dran hält.

Vom Yacht-Club geht es in die Wäscherei. Unglaublich was die Crew-Mitglieder dort für Wäschetonnen Tag für Tag waschen und bügeln müssen. Fast alles ist automatisiert, klar, nur die Wasch- und Bügelmaschinen füllen, leeren und bügeln sich nicht von alleine.

Als letzte Station ist die Küche, oder wie sie hier genannt wird, Galley dran. Wir müssen Plastikmäntel, Überzieher für die Schuhe, Kopfhaube und Mundschutz anziehen und dann geht’s los. Hier dürfe man auf gar keinen Fall fotografieren. Und ich halte mich zuerst daran. Als die anderen Gäste munter drauf los knipsen, keiner was sagt und – im Gegenteil – die Küchenangestellten noch Freude dran haben, hole ich mein Handy auch raus. Gut, ganz klar: wir sehen hier nicht wirklich viel. Aber das geht sicher aus Hygienegründen nicht anders. Trotzdem ist es sehr interessant und die Zeit vergeht wie im Fluge.

Zum Schluss bekommt jeder Teilnehmer noch ein Geschenk. Wir vermuten ja, es ist eine Küchenschürze mit MSC-Logo, falls mal in der Küche jemand ausfällt und wir zum Salatputzen, Kartoffelschälen o. ä. abgestellt werden. Ich schaue später, was es ist, jetzt geht es für meine Mutter und mich zunächst einmal weiter ins Spa-Center zur Massage. Das Zimmer ist sehr schön, warm und behaglich eingerichtet. Die Masseurin ist sehr nett, aber die balinesischen Massagen, die wir auf Bali hatten, sind nicht vergleichbar. Es war angenehm, hat gut getan, aber nochmal brauchen wir das nicht.

Zurück auf der Kabine packe ich mein Geschenk aus. Eigentlich dachten wir, dass es ein Stoffbeutel ist. Aber nein: es ist tatsächlich, was wir im Spaß gesagt haben: eine Küchenschürze. Nun ja. Also vielleicht winkt uns doch noch ein Einsatz in der Bordküche.

Aber zuerst, wie gewohnt, duschen und essen gehen. Wir bleiben beim My-Choice-Dining im Golden Sands. Das ist sehr angenehm, weil wir uns nicht an die Tischzeiten halten müssen. Abends gibt es, je nach Land, in dem wir uns aufhalten oder vorbeifahren, Spezialitäten. Daneben gibt es Gerichte, die ständig verfügbar sind. Es schmeckt alles sehr gut, die Portionen sind übersichtlich, aber wir könnten auch die doppelt Portion oder ein weiteres Gericht bestellen. Alles kein Problem. Doch wenn man sich relativ wenig bewegt und schon den ganzen Tag isst, reicht es allemal. Nach dem Essen, das gehört mittlerweile zu unserem Abendritual, geht’s mit Kathrin und Jochen zu einem Absacker an eine der Bars. Wir wechseln hier ab, je nachdem, ob uns das Musikangebot gefällt oder nicht. Gestern Abend meinte der Künstler, der das Atrium musikalisch „umrahmte“, er müsse eine Sondereinlage des Liedes „Volare“ zum Besten geben. Eigentlich hätte man ihm den Stecker ziehen müssen. Er hat die Töne so lang und schrill gezogen, dass uns die Ohren wehtaten. Aber das ist die Ausnahme. Sonst sind es immer sehr schöne Musik-/Gesangseinlagen.

14. Tag:

Seetag

Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. (Aristoteles)

Ein schöner, warmer Seetag erwartet uns, als wir heute Morgen die Balkontüre öffnen. Wir haben das Glück, dass zwar so bis gegen 10.00 Uhr die Sonne ungehindert auf unseren Balkon knallt, es dann aber nicht mehr lange dauert, bis beide Liegestühle im Schatten sind. Ein wenig konfus sind wir heute. Irgendwie will die Uhrzeit nicht richtig passen. Die Uhrzeit wurde zwei Mal zurückgestellt und – wie sich später herausstellt, nicht drei Mal. Ich hatte allerdings heute Nacht die Uhr nochmal zurückgestellt. Zwar wundern wir uns, dass beim Ocean View Buffet als Öffnungszeit 9.00 Uhr angegeben ist und schon alle Plätze belegt sind, obwohl es auf unserer Uhr erst 8.00 ist, doch, nun ja, vielleicht haben sich die Zeiten geändert.

Nach dem Frühstück machen wir es uns auf der Kabine gemütlich. Doch eine Stunde später ruft mich das Schiff zur Erkundung. Schließlich habe ich noch nicht viele Bilder gemacht und will heute endlich über 30 Meter lange Glasbrücke „Bridge of Sighs“ laufen bzw., es zumindest versuchen. Ich weiß noch nicht, ob ich meine Höhenangst besiege. Die Glasbrücke ist auf Deck 20. Aufzüge fahren nur bis Deck 18. Somit lande ich im Forest Aquaventure Park und kann gleich von den beiden Rutschen Bilder machen. Schon spektakulär, wie weit diese über die Reling hinausragen. Die Pools sind bei dem herrlichen Wetter sehr gut besucht, freie Liegestühle gibt es trotzdem in allen Bereichen noch.

Die richtigen Treppen zur Glasbrücke finde ich nicht. Mittlerweile bin ich zwar ganz oben angelegt, steht aber hier vor dem Sportplatz und kann zumindest rübersehen. Treppen runter gibt es hier nicht. Während ich noch überlege, wie ich am besten ganz ans Heck komme, surrt es über mir. Cool, ich stehe direkt über der Zipline und über mir schwebt ein Mutiger übers Schiff. In der Hoffnung, dass sich ein weiterer Mutiger findet, warte ich ein Weilchen. Mir gegenüber ist die Endstation mit einer Ampelschaltung. Und als wenig später die Ampel von rot auf grün schält, bin ich bereit! Sieht schon toll aus und ich beneide den Zip-Liner. Aber ich glaube nicht, dass ich es ausprobieren werde.

Mein nächster Versuch, zur Glasbrücke zu kommen, scheitert und mittlerweile ist es mir viel zu heiß und ich muss aus der Sonne. Also streife ich noch ein Weilchen durchs Schiff und höre meinen Liegestuhl rufen.

Gegen 14.00 Uhr schlägt das Wetter um. Dicke, schwere Regenwolken zeigen sich am Horizont und wir hoffen, der Kapitän kennt das Zitat von Aristoteles und „setzt die Segel“ anders. Leider fahren wir mitten ins Gewitter hinein und es gießt, wie aus Kübeln geschüttet. Unsere Stühle und den Hocker haben wir vorsorglich schon unters Dach geschoben und die Liegestühle nach vorne gestellt. So können wir behaglich im Trockenen sitzen, dem Gewitter zusehen. Warm ist es ja immer noch und so ein Regenguss hat auch was Schönes.

Der Hunger treibt uns ins Market-Place, dabei ist es erst 14.30 Uhr – doch halt: mein Blick fällt aufs Telefon und dort steht die aktuelle Uhrzeit = 15.30 Uhr. So ganz kommen wir mit der Zeitumstellung anscheinend doch nicht mit. Also schnell umgezogen und auf zum Essenfassen.

Die meisten Bereiche der Seaview gefallen uns sehr gut. Die Restauranteinrichtungen sind uns alle zu dunkel und die Decken zu niedrig, aber die offiziellen Bereiche sind so, wie es uns auf Kreuzfahrten gefällt: schön, hell, viel Glas und Glitzer. Vor allem die Treppen im Atrium glitzern und blinken, dass es eine wahre Pracht ist. Besonders gut gefällt uns auch der Bereich um das Bistrot Bar L’Atelier. Die schönen, roten Sofas laden zum Verweilen ein. Auch die Poolbereiche gefallen uns. Im Unterhaltungsbereich ist der Amusement Park sehenswert. Diesem werde ich morgen noch einen Fotoshooting-Besuch abstatten.

Die Kleidungsempfehlung für das Abendessen heute lautet: „Kostüm“. Da hier sicher kein Hosenanzug oder Kostüm gemeint ist, haben wir eigentlich nichts anzuziehen. Schwierig, aber da müssen wir durch. Mal sehen, wer von den anderen Passagieren sich daran hält. Wir sind sicher, das Essen schmeckt auch ohne Kostümierung.

15. Tag:

Seetag

Das Meer ist nur die Verkörperung einer übernatürlichen und wunderbaren Existenz. (Jules Vernes)

Kostümiert hatten sich gestern Abend die Wenigsten. Die Animateure waren als Piraten verkleidet und mischten sich unters Volk. Das war es dann aber auch schon. Beim Abendessen hatten wir das erste Mal seit wir auf der Seaview sind, stärkeren Seegang. Die Maschinen dröhnten so laut, dass wir uns fast nicht mehr unterhalten konnten. Außerdem vibrierten die Tische. War schon etwas seltsam. Unser Kellner beruhigte uns und meinte, es sei doch ein fast nagelneues Schiff. Weshalb wir Málaga wegen technischer Probleme nicht anlaufen konnten, wusste er allerdings auch nicht.

Manchmal fühlen wir uns schon morgens wie am Strand in Italien. Dauernd kommt jemand von den Mitarbeitern vorbei und nervt mit Angeboten für Massagen, frischem Orangensaft, ein supergünstiges Fotopaket, Reservierungen für die Spezialitätenrestaurants usw. Später stehen in den Gängen Crew-Mitglieder bereit und wollen Handzettel mit den Sonderangeboten des Tages verteilen. Das setzt sich, gerade an den Seetagen, den ganzen Tag über fort. Einfach nur Lästig. Die div. Sonderangebote und Rabatte stehen ja auch noch im Tagesprogramm und den zusätzlichen Flyern, die wir auf die Kabine bekommen.

Wie schon zu vermuten ist, haben wir gestern keine Schwimmwesten gebraucht. Der Lärm der Maschinen ist verstummt und wir sind noch in Bewegung. Was auch gut so ist, heute gegen 11.30 Uhr werden wir den Äquator überqueren. Ursprung des Brauchs liegt in der Zeit der Entdeckungsreisen der Portugiesen, die beim Überschreiten des gefürchteten Äquators ihren Mut und Gläubigkeit durch eine Taufe bekräftigen wollten/mussten. Es hieß, die Äquatorregion sei zu heiß, um sie zu bewohnen oder zu durchqueren und eine Expedition müsse unweigerlich tödlich verlaufen. Während früher zu diesem Zweck Öl oder andere Brennstoffe verabreicht wurden, werden die heutigen Täuflinge von Neptun mit Fischöl, Rasierschaum und anderen stinkenden Substanzen „eingeseift“ und „gereinigt“.

Eine so witzige Äquatortaufe wie heute habe ich noch nie erlebt. Das Spektakel war sehr gut organisiert. Um 10.30 Uhr konnte ich einen der wenigen guten und noch freien Stehplätze ergattern. Andere waren schlauer als ich und haben sich bestimmt schon eine, zwei Stunden vorher Liegestühle und Sessel geschnappt. Ich bin trotzdem sehr zufrieden mit meinem Plätzchen. Die Sonne brennt vom Himmel und ich bin wenigstens mit dem Kopf im Schatten. Pünktlich um 11.00 Uhr steigt Neptun aus den Tiefen heraus und erklimmt, mit dem Kapitän und seiner Mannschaft im Schlepptau, das Podest auf dem Neptuns Thron steht. Irgendwas muss Neptun wohl verwechselt haben, denn statt dem Kapitän geht Neptun in die Knie. Der Käpt’n kniet sich ebenfalls nieder und die beiden wechseln die Herrschaft über die Seaview. Dann geht’s für die Täuflinge aufs Ganze. Zuerst müssen sie an Neptun vorbeilaufen, der jedem – und es sind enorm viele – eine Schöpfkelle Wasser über den Kopf leert. Es grenzt schon fast an Schwerstarbeit. Die so Getauften versammeln sich um den Pool. Während bei den bisherigen Äquatortaufen die Neulinge einzeln eingeseift wurden, ist das bei der Menschenmasse heute unmöglich. Und so sitzen alle am Pool und werden von den Animateuren zuerst mit Wasser bespritzt. Alsdann wird Neptun gefragt, ob er damit zufrieden ist. Ist er nicht. Also kommt die nächste Runde, bei der alle mit Mehl bestäubt werden. Wieder wird Neptun befragt und natürlich ist er immer noch nicht zufrieden. Es folgen Runden mit Rasierschaum, Salz, Kakao und allerlei anderem, was Sauerei macht. Als der Kapitän verkündet, dass wir nun den Äquator überfahren, gibt sich Neptun mit einer letzten Runde, bei der den Täuflingen rohe Eier auf deren Köpfen zerschlagen werden, zufrieden. Danach darf wer kann und noch ein Plätzchen findet, in den Pool hüpfen. Ein Mordsspektakel. Sehr lustig zum Beobachten. Alle waren gut gelaunt und haben mitgemacht. Die halbe Stunde Anstehen hat sich gelohnt.

 

Gegen 13.00 Uhr gehe ich zurück zur Kabine und verbringe den Rest des Nachmittags mit einem Buch gemütlich auf unserem schönen Balkon.

Morgen ist schon unser letzter Seetag. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Meine Mutter und ich sind uns einig: wir könnten es noch fünf weitere Tage auf See aushalten.

16. Tag:

Seetag

Tag für Tag weht an uns vorbei, bringt das Boot in den Wind! Und ein Kuss und ein Tag im Mai, sei nicht traurig mein Kind. So viele Jahre und so viele Sterne ist es schon her seit wir draußen sind auf dem Meer… (Rio Reiser)

Unzählige Sterne haben wir tatsächlich gesehen, seit wir Europa verlassen haben. Jahre müssen es nun doch nicht an Bord sein, aber gegen ein paar Seetage mehr hätten wir nichts einzuwenden. Die letzten Tage waren sehr erholsam. Was uns jedes Mal aufs Neue erstaunt: wir fühlen uns, als wären wir ganz alleine …. abgesehen von den ca. 7000 Seelen an Bord …. auf dem weiten Ozean. Kein Schiff, kein Flugzeug während der letzten Tage. Einfach unvorstellbar.

Vom ersten Advent bekommen wir auf hoher See nichts mit. Beim Blick aus dem Fenster erwartet uns wieder Sonnenschein und blauer Himmel. Seit gestern begleiten uns Sturmvögel, ich glaube, es sind Lummen, aber das werde ich daheim noch googeln.

Wir sind in der Nähe des Fernando de Noronha Archipels. Ich zitiere aus dem Programm der Seaview: „Dieser hat seinen Namen von seinem portugiesischen Entdecker und besteht aus 21 Inseln vulkanischen Ursprungs, etwa 350 km vor der Küste Brasiliens.“ Ich kenne den Archipel dem Namen nach, weil es ein phantastisches Tauchgebiet und wegen seines empfindlichen Ökosystems als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.

Gegen 12.00 Uhr wird es kühler. Wir waren ganz am Anfang öfter im Spa-Bereich, die letzten Tage haben wir lieber die Sonne auf unserem Balkon genossen. Der Spa-Bereich ist bei der AUREA-Kabine inklusive, sonst muss Eintritt bezahlt werden. Ebenso inklusive ist der Zutritt zum gesonderten Sonnendeck. Auf dem Sonnendeck waren wir bisher noch nicht, weil unser eigener Balkon viel zu schön ist. Der Spa-Bereich innen verfügt leider über keine Fenster und ist auch nicht all zu groß. Aber nach einem kalten oder kühlen Tag sich aufzuwärmen lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall. Hand-/Badetücher braucht man nicht mitzunehmen. In der Umkleidekabine gibt es mehr als genug.

Im Wellness-Bereich sind kleine Nischen mit Liegestühlen, ebenso rund um das Thermalbecken, das allerdings nicht sehr groß ist. Uns hat es bisher nicht gestört. Oft waren wir ganz alleine drin. Man kann auf jeder Seite Düsen manuell einschalten und hat dann einen großen Whirlpool. Ein Inhalationsraum mit salzhaltiger Luft, ein Sanarium, eine Sauna und ein Kneipp-Becken vervollständigen den Spa-Bereich. Nicht zu vergessen der Eisraum. Er ist einfach schön. Im Raum ist eine kleine Schneelandschaft mit Bänkchen und Baumattrappen. Sieht so einladend aus, ist aber klirrend kalt und wir bleiben nicht lange drin. Im Außenbereich sind etliche Liegestühle und ein Whirlpool.

Mal sehen, welche Spezialitäten uns heute im Golden Sand Restaurant erwarten. Bis heute hat sich die Speisekarte noch nie wiederholt. Vorgestern war karibische Nacht u.a. mit gebackenen Garnelenschwänzen, einem sehr leckeren jamaikanischen Fischcurry und kubanischen Spezialitäten. Gestern stand das Abendessen unter dem Motto „elegantes“ Buffet und ich habe mich gefreut, dass Nudeln mit Jakobsmuscheln auf der Speisekarten standen. Leider war keine einzige Jakobsmuschel auf meinem Teller zu sehen. Ich wollte Kathrin und Jochen eine zeigen, weil diese sie nicht kennen. Im Spaß habe ich Kadek, unseren Kellner, gefragt, wo er denn die Muscheln versteckt habe. Er meinte dann, ob keine bei den Nudeln sei, woraufhin ich nochmal die Nudeln durchwühlt und gesucht habe. Unser Kadek ist einfach ein Goldstück. Er meinte, er besorge mir welche. Ich rief ihm zwar noch hinterher, dass es mehr ein Spaß gewesen sei, aber er war schon auf dem Weg zur Küche. Ja, und dann kam er zurück mit einem ganzen Teller voll Jakobsmuscheln. Genug, damit Kathrin und Jochen auch noch probieren konnten. Weil die Fischportion, die Jochen gestern bestellt hatte, mehr als mickrig war, hat Kadek ihm gleich noch eine zweite Portion gebracht. Und weil meine Mutter sich beim Essen mehr als schwer tut, stelle ich ihren Hauptgang individuell zusammen – wenig/kein Fleisch, dafür Beilagen quer durch die Karte. Mit den Beilagen ist es nämlich so eine Sache. Hier wird sehr „gespart“. Fleisch wird dagegen recht viel serviert. Gestern beim Lamm waren es drei Scheiben Fleisch, aber nur drei, vier kleine Kartoffeln. Meine Mutter hat dann eine Scheibe Fleisch und einen ganzen Teller Kartoffeln bekommen. Alle Wünsche werden, soweit es irgend geht, erfüllt. Auch beim Nachtisch erfahren wir eine Sonderbehandlung. Weil Jochen und ich sooo gerne Eis essen, bekommen wir statt einer Kugel immer drei. Auch mit den Mitarbeitern am Eingang haben wir jeden Abend unseren Spaß und kleine Unterrichtseinheiten in deutsch/portugiesisch. Eigentlich wollten wir abends mal an einem der Buffets, die ebenfalls täglich unter einem eigenen Motto stehen, essen, aber es ist einfach zu schön mit den Angestellten im Golden Sands.

Morgen betreten wir nach fünf Seetagen das erste Mal wieder Land. Allerdings ist noch nicht ganz klar, wann. Im Programm und am Ausflugsschalter steht 14.00 Uhr und Jochen und Kathrin haben einen 6-stündigen Ausflug gebucht, im Fernseher bei den allgemeinen Infos steht 16.00 Uhr. Wir sind gespannt. Jochen hat gestern extra nochmal gefragt und ihm wurde versichert, dass wir pünktlich um 14.00 Uhr anlegen und sie dann um 19.00 Uhr wieder zurück sind. Wir kommen dann auf 5 Stunden Ausflug, statt 6 und harren der Dinge, die da kommen. Meine Mutter und ich wollen ohne Gruppe an Land und mit dem Aufzug ins historische Viertel. Bei Ankunft 16.00 Uhr wird das allerdings etwas schwierig. Bei all den guten Erfahrungen, die wir 2016 in Salvador gemacht haben …. Nachts möchten wir nicht alleine unterwegs sein.

17. Tag:

Salvador de Bahia, Brasilien

Reisen können, ist eine der schwierigsten Künste. Eigentlich müßte man es im Hauptberuf betreiben. (Walter Nissen)

Das Festland hat uns wieder! Die vergangenen Seetage waren sehr erholsam und wir hatten endlich Zeit, die Annehmlichkeiten der Seaview zu genießen. Wir fühlen uns wie die ersten Seefahrer, die am 1. November 1501 hier an Land gingen und der Stadt den Namen São Salvador da Bahia de Todos os Santos (Heiliger Erlöser an der Allerheiligenbucht) gaben. In der Geschichte der Stadt spielte der Sklavenhandel eine schreckliche Rolle. Noch heute ist der Anteil der Afrobrasilianer so hoch, wie in keinem anderen Gebiet. Der damit verbundene afrikanische Einfluss ist vor allem in der Musik, Religion und der Küche stark ausgeprägt.

Die Hafeneinfahrt ist seltsam. Gegenüber 2016 haben wir kaum noch freien Blick auf die Kirchen des Pelourinho. Wir kommen durch eine sehr große Hafeneinfahrt und ich bin mir sicher, dass wir damals so nicht an die Anlegesstelle gefahren sind. Manches dagegen scheint „vertraut“. Aber während damals der ganzen Hang von der Ober- in die Unterstadt mit wie Schuhschachteln ineinander gebauten „Häuser“, die ein erschütterndes Bild von der „Wohnsituation“ der Einheimischen geboten haben, bebaut war, ist davon nur ein kleiner Teil zu sehen. Ich mache mir Gedanken, wie weit wir dann wohl vom Elevador Lacerda entfernt sein mögen, als ich eine markante Bauruine entdecke, die das letzte Mal auch schon da war. Mir fällt auf, dass die meisten Häuser nicht mehr da sind und stattdessen Bäume und Büsche angepflanzt wurden. Wo wohl die bisherigen Einwohner angesiedelt wurden? Hoffentlich in besseren Behausungen.

Viel Zeit bleibt uns nicht zur Erkundung. Zwar legen wir entgegen aller Befürchtungen sogar schon gegen 13.00 Uhr an und bleiben bis 23.00 Uhr, aber nachts wollen wir dann doch nicht alleine unterwegs sein. Also so schnell wie möglich runter vom Schiff und Richtung Elevador Lacerda. Wir waren 2016 auf einer Kreuzfahrt hier und kennen den Weg. Von der Unterstadt fahren wir 70 Höhenmeter hinauf ins historische Zentrum Pelourinho. Leider ist der Aufzug nicht verglast und wir fahren eingepfercht, ohne etwas sehen zu können, in gefühlt einer Minute nach oben. Die Fahrt kostet 15 Centavos, das sind gerade einmal 5 Cent.

Pelourinho bedeutet Pranger und hat eine schreckliche Vergangenheit. Doch während früher überwiegend Sklaven, aber auch Verbrecher, ausgepeitscht und zur Schau gestellt wurden, strömen heute Touristen auf den Platz und seine Nebenstraßen. Lange Zeit verfiel der Pelourinho und verkam zu einer innerstädtischen Favela. 1991 wurden die Bewohner in Neubausiedlungen außerhalb Salvadors umgesiedelt und das Viertel saniert. Leider waren viele Häuser so verfallen, dass die Rekonstruktion nicht detailgetreu durchgeführt werden konnte, aber der Zauber der Kolonialzeit konnte gerettet werden und verströmt seinen Charme. Hübsch anzusehen sind die Frauen in ihren traditionellen Kostümen, die sich damit allerdings ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Auf dem Platz tummeln sich neben den Südstaaten-Schönheiten alle Arten von Kleinkünstlern, Eis-, Getränke- und Souvenirverkäufern, Capoeiro-Gruppen, Rikscha-Fahrer. Trotz der Armut herrscht eine fröhliche, turbulente und gelöste Atmosphäre.

Uns fallen die Worte von Jorge Amado ein: „Das Volk ist stärker als die Armut. Auch wenn das Überleben vor lauter Schwierigkeiten und Grausamkeiten fast unmöglich erscheint, das Volk lebt, kämpft, lacht, gibt nicht auf.“

Zwei Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen, entsprechend groß ist das Gedränge um die vielen Sehenswürdigkeiten, u.a. bei der himmelblau angestrichenen Igreja de Nossa Senhora do Rosário des Pretos. Die „Kirche unserer lieben Frau vom Rosenkranz der Schwarzen“ wurde in den Jahren zwischen 1704 und 1796 im Barockstil von Sklaven für Sklaven gebaut. Ebenfalls sehenswert ist das Museu de Cidade.

Bevor es für uns mit dem Aufzug wieder nach unten geht, werfen wir von der Praça da Sé einen Blick auf die Unterstadt. Dort steht auch das gigantische Denkmal Monumento da Cruz Caida. Hier stand eine alte Kathedrale, die 1933 dem Bau einer Straßenbahn weichen musste. Zwanzig Jahre später wurde die Bahn außer Dienst gestellt und im Nachhinein der Abriss der Kirche als „Verbrechen an der Geschichte Salvadors“ bezeichnet. Zur Erinnerung an diesen Frevel wurde das „gefallene Kreuz“ aufgestellt.

Auf dem Weg zurück zur Seaview laufen wir kreuz und quer durch die Straßen. Die Häuserfassaden sind sehr beeindruckend. Schade, dass die meisten der alten Häuser vom Verfall bedroht sind. Was uns gegenüber unserem Besuch 2016 auffällt: fast an jeder Straßenecke sind Polizisten oder Soldaten. Insgesamt sind die Straßen vom Hafen zum Aufzug wesentlich sauberer als damals und es wird viel gebaut. Uns haben letztes Mal die vielen Stände in den Straßen sehr gut gefallen, doch auch diese sind nur noch vereinzelt zu sehen. Nach einem sehr kurzen Abstecher in einer der Markthallen, die komplett auf Touristen ausgerichtet sind, beschließen wir zurück an Bord zu gehen.

Wir sind gespannt, was Kathrin und Jochen berichten. Sie haben einen 6-stündigen Ausflug mit der MSC gebucht.

Morgen können wir uns wieder auf einen Seetag freuen. Unseren letzten. 114 Seemeilen trennen uns von unserem vorletzten Ziel Ilhéus.

18. Tag:

Ilhéus, Brasilien

Reisen besteht darin, die Vorstellungen mit der Wirklichkeit auszugleichen, und anstatt zu denken, wie die Dinge sein könnten, sie so zu sehen, wie sie sind. (Samuel Johnson)

Gestern Abend haben uns Kathrin und Jochen von ihrem 6-stündigen Ausflug in Salvador erzählt. Es hat ihnen sehr gut gefallen, aber sie meinten einhellig, zwei Stunden weniger wäre besser gewesen. Vor allem waren 45 Minuten zur freien Verfügung, die definitiv nicht notwendig gewesen wären. Der Reiseleiter, ein Deutscher, der ausgewandert ist, hätte statt Informationen über Salvador zu erzählen, hauptsächlich von sich, seiner Familie und den damit verbundenen Problemen erzählt. Sie werden heute einen Ausflug an einen der Strände unternehmen, während wir lieber wieder auf eigene Faust losziehen.

Ilhéus, eine der ältesten Städte Brasiliens, erreichen wir gegen 7.00 Uhr. Mit ihren gugelhupfförmigen Hügeln breitet sie sich bis zum längsten weißen Sandstrand im Bundesstaat Bahia aus. Die Sehenswürdigkeiten kann man an einer Hand abzählen, einen Stadtplan braucht man nicht. Doch diese Unzulänglichkeiten machen den Charme der Hafenstadt aus.

Es ist extrem heiß und wir verzichten darauf, die 3 km bis ins Städtchen zu laufen. Die Hafenbehörde bietet kostenlose Shuttlebusse an und wir werden direkt am Praça Dom Eduardo im historischen Zentrum abgesetzt. Wir schlendern zuerst zum Kulturzentrum Museo Casa de Cultura Jorge Amado. In diesem ehemaligen Herrenhaus verbrachte einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts Jorge Amado seine Jugendjahre. Während dieser Zeit entstand sein Roman „Gabriela wie Zimt und Nelken“. Mit dieser Geschichte im Kopf, wandeln wir auf ihren Spuren und versuchen das Städtchen durch ihre Augen zu sehen. Gabriela führt uns durch die schmalen Gassen und erzählt uns von Intrigen, bahianischer Leidenschaft, politischen Ränkespielen und Selbstjustiz. Nur, dass der Roman und die Gegenwart keine Gemeinsamkeiten – mehr – haben.

Zur Catedral de São Sebastião pilgern heute Touristenscharen, während im Roman fromme Jungfern und die gefallenen Mädchen zu finden waren. Die Männer hielten sich lieber im „Vesuvio“ auf. Auch dort haben Touristen die Oberhand. Zwar würden wir gerne ein Erinnerungsbild mit Herrn Amado, der für alle Zeiten in Form einer Statue an einem der Tische sitzt, schießen, aber die Schlange mit Kreuzfahrer, die dieselbe Idee haben, ist uns zu lang und wir haben ja ein Bild mit ihm vor seinem Haus. Auch wenn Samuel Johnson Recht haben mag und man die Dinge so sehen sollte, wie sie sind, schadet es nicht, bei einem Kaffee im Vesuvio nach Gabriela, der betörend schönen Mulattin mit zimtfarbener Haut und Nacib, dem Barbesitzer, der sich unsterblich verliebte, Ausschau zu halten. Schon die Vorstellung, dass es so sein könnte, macht Spaß und auf dem Platz vor uns ist es sehr kurzweilig. Zwei Männer mit überdimensionalen Strohhüten stolzieren auf und ab und schwenken ab und zu ihre Hüte. Die Bedeutung ihrer „Darbietung“ verschließt sich uns. Sie dient vermutlich nur dazu, ein wenig Trinkgeld von den Besuchern zu erhalten.

Uns bleibt noch Zeit, die Kathedrale São Sebastião zu besichtigen. Erbaut wurde sie im neoklassischen Stil zwischen 1931 und 1967. Die fröhliche, frische, gelb-weiße Farbe gefällt sehr gut. Auch das Innere der Kathedrale spricht uns an. Ein Blick auf die Uhr, es ist Zeit, zum Ausgang zu gehen und den Heimweg zur Seaview anzutreten. Die kostenlosen Shuttlebusse stehen schon bereit. Ein Besuch des Städtchens lohnt sich auf jeden Fall, selbst wenn es nichts Spektakuläres zu sehen gibt. Das muss ja nicht immer sein, gerade die kleinen, etwas unscheinbaren, gemütlichen und ruhige Orte tun der Seele einfach gut.

Zurück an Bord suchen wir uns ein Plätzchen im Außenbereich des Market-Place-Buffets und schauen bei einem verspäteten Mittagessen beim Auslaufen zu.

Für heute Abend haben wir Plätze im Theater ergattert. „Fantasia – eine Reise, wie ein Traum und ein Traum wie eine Reise“ steht auf dem Programm. Da wir spät essen und mit Kathrin und Jochen immer sehr lange sitzen bleiben und reden, besuchen wir die Vorstellung um 22.30 Uhr. Die beiden kommen mit uns. Morgen ist Seetag, da spielt es keine Rolle, also werden wir sicher hinterher noch einen Absacker an unserem Lieblingsplätzchen bei der Shine Bar nehmen.

19. Tag:

Seetag

So viel ist sicher: Reisen tut immer gut. (Voltaire)

Die Show gestern Abend war hervorragend. Wirklich sehr gut gemacht, kurzweilig und überraschend. Schade, dass sie nur 30 Minuten dauerte, wir hätten noch eine Stunde zuschauen können, ohne dass es langweilig geworden wäre. Für heute konnten wir ebenfalls Plätze ergattern. Es gibt eine „Best of Show“ der letzten drei Wochen und wir freuen uns schon drauf.

Uns kommt zu Gute, dass wir die letzte Zeitumstellung erst morgen machen. Eigentlich war es schon vor 3 Tagen soweit, aber wir haben beschlossen, morgens nicht länger liegen zu bleiben. Beim Abendessen haben wir uns an die richtige Zeit gehalten, schon um Kathrin und Jochen zu sehen. Doch für die letzten beiden Tage dachten wir, kommt es uns entgegen, wenn wir morgens „gefühlt“ eine Stunde mehr Zeit haben. Frank Hopfe von Discover Rio hat sich gemeldet. Morgen holt uns Simon um 9.00 Uhr am Hafeneingang ab und verbringt den Tag mit uns. Laut unserer Zeitrechnung wäre es dann ja schon 10.00 Uhr. Tja, so betrügt man sich selber, doch wir finden es gut.

Schön, am Ende der Reise noch einmal einen Seetag zu haben. Kaum zu glauben, wie die Zeit verflogen ist. Morgen Rio und dann ab nach Hause. Wohl oder übel werden wir heute anfangen, unsere Koffer zu packen. Aber das hat Zeit. Zuerst geht es zum Frühstück ins Ocean View. Zurück an Bord sind wieder Sturmvögel da. Es ist eine andere, größere Vogelart, doch auch sie nutzen den Schatten, den die Seaview wirft, zum Jagen und bieten uns ein tolles Schauspiel.

An dieser Stelle ein paar Worte zur MSC Seaview, nachdem Kreuzfahrtschiffe immer mehr in den Fokus der Umweltaktivisten geraten. Klar, die ersten Generationen sind bzw. waren, wie bei allen anderen Maschinen, die mit Brennstoffen betrieben werden – seien es Dampfschiffe, Fabriken, Autos, Flugzeuge etc – Dreckschleudern. Aber zumindest bei den neueren Schiffen wird versucht, dem Umweltschutz weitgehend gerecht zu werden. Perpetuum mobile gibt es nicht, doch die 153.516 BRZ große und 323 Meter lange Seaview besitzt eine der neuesten und umfassendsten Zertifizierungen der Klassifikationsgesellschaft RINA, die „Green Star 3“. Das bedeutet, dass sie durch innovative Technologien und Maßnahmen umweltschonend betrieben werden kann.

Die Klimaanlage halten wir allerdings nicht für gelungen. Hier wäre es effektiver und billiger, wenn jeder die Luftzufuhr selber steuern könnte. Am Anfang der Reise war es uns viel zu kalt auf der Kabine. Seit wir hier sind bläst die Klimaanlage auf Höchststufe, manuell runterschalten geht nicht. Die Temperatur lässt sich nicht wirklich regulieren, obwohl man „wärmer“ und „kälter“ einstellen kann. Egal, was man eingestellt hat, aus den Düsen über unseren Köpfen strömt eiskalte Luft. Dadurch wurde es in der Kabine in Europa, als es wirklich kalt war, nie richtig warm. Die meiste Zeit haben wir mit Badetüchern um den Kopf geschlafen, um uns keine Erkältung zu holen. Auf den Gängen ist das Gebläse noch stärker eingestellt. In den öffentlichen Bereichen geht es. In den Buffet-Restaurants gibt es Plätze, an denen es richtig kalt ist, aber auch wärmere Bereiche. Die Klimaanlage im Zimmer hätten wir sehr gerne, als es draußen wärmer wurde, ganz ausgemacht, weil wir lieber die Balkontür aufgelassen haben. Während bei den bisherigen Schiffen, die Klimaanlage automatisch aus war, blies unsere trotzdem munter weiter.

Was wir ebenfalls nicht verstehen und was vermeidbarer Müll ist: es gibt so gut wie keine Kaffeelöffel. An der Kaffee-/Teestation sind in Papier eingepackte Holzstiele, die noch dazu ekelhaft schmecken und mit denen wir es nicht schaffen, den Schaum aus unserem Cappuccino zu löffeln. Seit ein paar Tagen gibt es darüber hinaus ebenfalls in Papier eingeschweißte Suppenlöffel. Der Sinn verschließt sich uns komplett.

Den Service empfanden wir immer als hervorragend, nur die Umsetzung des Getränke-Ruf-Service ist katastrophal. Am Einfachsten wäre es, wenn ein LED-Lichtchen anzeigen würde, dass der Getränke-Service aktiviert ist. So blieb uns nur zu hoffen und zu warten ... und zu warten. Anfangs haben wir mehrfach gedrückt, weil wir nicht sicher waren, ob wir stark genug gedrückt haben, doch wenn andere Gäste, die nach uns kamen, ihre Getränke bekommen hatten und wir leer ausgingen, haben wir entweder am Nebentisch gedrückt oder die Bedienungen angesprochen. Dabei haben wir erfahren, dass die Geräte nicht richtig funktionieren, weil entweder das Gerät am Tisch, die Uhr, auf der die Tischnummer von der der Service angefordert wurde und/oder das Tablet, über das letztendlich die Bestellung laufen sollte, nicht funktionierten. Öfters haben wir andere Getränke bekommen, als die, die wir bestellt haben. Aber das ließ sich alles schnell regeln. Generell ein guter Gedanke, nur mit der Umsetzung hapert es noch sehr. Eigentlich unverständlich. Das sollte heute technisch kein Problem mehr darstellen und würde den Angestellten die Arbeit erleichtern. Sie mussten nämlich, wenn das Gerät nicht funktionierte, mit der Cruisecard zur nächsten Bar und diese dort einscannen.

Aber das sind Kleinigkeiten. Die Seaview ist zweifellos ein tolles Schiff, keine Frage. Trotz der momentan an Bord befindlichen ca. 4.900 Kreuzfahrer findet man überall ein Plätzchen, sei es in den Buffet-Restaurants als auch in den div. Bars und Liegestühle gibt es sowieso mehr als genug. Uns ist keine Sekunde langweilig geworden, noch hätten wir einen Seetag missen wollen. Im Gegenteil, manches Mal mussten wir uns überwinden, von Bord zu gehen. Nach 19 Nächten auf dem Schiff haben wir immer noch das Gefühl, ein Eckchen des Schiffes nicht erkundet zu haben und wir hätten gerne weitere Stunden im Spa-Bereich verbracht oder an den vielen interessanten Aktivitäten teilgenommen.

Wie heißt es so schön: nach der Reise ist vor der Reise und vielleicht verschlägt uns es ja noch einmal auf die Seaview. Wir wären gleich mit von der Partie.

20. Tag:

Rio de Janeiro, Brasilien

Reisen ist eine Symphonie der Sinne. (Autor unbekannt)

Até a vista – bis bald, Rio. Mit diesen Worten haben wir uns 2016 von dieser farbenfrohen, chaotischen und trotz aller Armut lebensfrohen Stadt verabschiedet, ohne zu ahnen, dass wir tatsächlich wiederkommen würden. Heute ist es soweit: der Zuckerhut, die Christus-Statue und die Copacabana warten auf uns. „Leider“ einen Tag zu früh, morgen hat meine Mutter einen runden Geburtstag. Das wäre es gewesen! Geburtstag in Rio. Schade, aber nicht zu ändern.

Frühmorgens werden wir vom Wecker aus unseren Träumen gerissen. Auch wenn 6.30 Uhr sehr früh ist und wir es schon einmal erleben durften: die atemberaubende Hafeneinfahrt wollen wir auf keinen Fall verpassen. Zuckerhut und Christus-Statue hüllen sich in dichten Nebel. Doch da, plötzlich reißt die Nebelwand ein winziges Stückchen auf. Wir sehen die Statue! Der Augenblick währt zunächst noch kurz, nur zögernd gibt sich das Wahrzeichen der Stadt unseren Blicken preis. Viel schöner, als bei klarer Sicht. Die Statue scheint über der Stadt zu schweben. Den Zuckerhut sehen wir in seiner ganzen Pracht. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.

Das Frühstück haben wir auf die Kabine bestellt. Leider ist das Angebot mehr als mager, hatte ich ja schon geschrieben. Dieses Mal gab es nicht einmal den angeforderten Tee. Deshalb bin ich runter auf Deck 8 zum Market-Place und habe unser Frühstück dort selber geholt.

2016 hatten wir mit unserem privaten Guide Winnie, den wir über Frank Hopfe gebucht hatten, einen wunderschönen und unvergesslichen Tag. Und so haben wir uns erneut an Frank Hopfe gewandt. Leider lebt Winnie nicht mehr in Rio und Frank hat schon andere Termine. Aber er besorgt uns einen deutschsprachigen Guide, der uns am Kreuzfahrt-Terminal in Empfang nehmen wird.

Heute sind wir entspannter, beim letzten Mal dachten wir, der Terminal ist riesig, aber nein, er war übersichtlich und wir kamen zügig ins Freie. Tja, denken ist grundsätzlich nicht schlecht, aber die Wirklichkeit sieht heute anders aus. Zunächst kommen wir nicht einmal vom Schiff, obwohl wir seit 7.00 Uhr im Hafen liegen. Es ist 8.50 Uhr, 9.00 Uhr ist ausgemacht und es darf keiner vom und aufs Schiff. Warum das so ist, wird uns nicht erklärt. Gute zehn Minuten später ist es soweit. Doch statt eines Terminals gibt es nun drei und wir müssen an den ersten zwei in sengender Hitze vorbei zum dritten laufen. Endlich sind wir draußen und sehen schon das Discover-Rio-Schild. Mit Frank! Wir freuen uns und denken, er geht mit uns auf Tour. Aber nein, er holt eine andere Reisegruppe ab. Unser Guide für heute heißt Simon und sucht noch einen Parkplatz. Trotzdem ist es schön, Frank persönlich kennen zu lernen. Und da kommt auch schon Simon. Witzig, er ist auch aus dem Schwabenländle, wie wir, und wir verstehen uns auf Anhieb.

So spektakulär die Christus-Statue und der Zuckerhut sind, wir wollen etwas Neues von Rio sehen. Nachdem wir aber sehr unschlüssig waren, hat uns Frank Hopfe ein interessantes Programm zusammengestellt. Unser erstes Ziel ist Santa Teresa, das hügelige Künstlerviertel über dem Zentrum Rios. Idyllische Gärten und Villen aus der Kolonialzeit prägen das Stadtbild. In den prachtvollen Häusern residierten einst die Kaffeebarone. Erst in den 50er Jahren entdeckten Künstler und vor allem auch Hippies das Domizil. Wir genießen den Bohemian Touch und das quirlige, bunte Treiben und flanieren durch die Straßen mit den zahlreichen Ateliers, kleinen Museen, Bars und idyllischen Cafés, in denen brasilianischer Bohnenkaffee serviert wird. Einige Kaffeehäuser sind schon sehr alt, zum Beispiel die aus dem Jahr 1894 stammende Confeitaria Colombo. Simon hat eine Zeit lang dort gewohnt, sucht dort wieder eine Wohnung und eröffnet demnächst seine eigene Bar. Er kennt Gott und die Welt und wird entsprechend oft begrüßt. Besonders interessant wird es, als wir bei einem Künstler, den Simon ebenfalls gut kennt, Halt machen. Während die beiden reden, dürfen wir die Ausstellungsstücke anschauen und fotografieren. Was es da nicht alles gibt! Phantastisch. Wir können uns kaum losreißen.

Während der Fahrt zum 362 Meter hohen Aussichtspunkt Mirante Dona Marta im Tijuca-Nationalpark erzählt uns Simon sehr viel von und über „seine“ Stadt. Er lebt seit fünf Jahren in Rio und ist mit einer Brasilianerin verheiratet. Sie hat zwanzig Jahre in Deutschland gelebt und jetzt versuchen sie hier ihr Glück.

Die Straße hoch zum Aussichtspunkt steht Bus an Bus, kilometerlang. Uns wird ganz anders. Frank meinte doch, es sei noch ein Geheimtipp. Danach sieht es aber nicht aus. Simon beruhigt uns und meint, das seien die Busse der Touris, die bei der Christus-Statue sind, zwängt sich vorbei und einen Kilometer weiter haben wir mehr als genug Parkplätze. Von dort machen wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt. Hier bietet sich uns uns ein grandioser Panoramablick auf den Corcovado mit der Christus-Statue, das Maracanã-Stadion, die Guanabara-Bucht, den Zuckerhut, Botafogo und das Häusermeer von Rio. Direkt unter uns ist die Favela, in der Michael Jackson „What about us“ gedreht hat. Die Filmaufnahmen sollten eigentlich von Seiten der Politik verhindert werden, dies gelang aber nicht und ein späterer Abriss kam durch die Berühmtheit der Favela durch das Video nicht mehr in Frage.

Kaum zu glauben, aber diese grandiose Aussicht gibt es sogar kostenlos. So spektakulär haben wir es uns gar nicht vorgestellt. Und als kleines Zuckerl obendrauf setzt ein Passagierflugzeug zur Landung an. Weil der Wind stark ist, fliegt es schnurgerade auf den Zuckerhut zu. Atemberaubend. Simon meint, das wäre der schwierigste Anflug auf Rios Flughafen und wird nur noch gemacht, wenn es anders nicht möglich ist. Wir beneiden die Fluggäste um diese unvergessliche Landung.

Da wir keine Favela besuchen möchten – wir finden es pervers, die Armut der Cariocas (Einwohner Brasiliens) zu „besuchen“, führt uns unser Ausflug weiter in den Regenwald Rios. Als wir Simon darauf ansprechen, meint dieser, viele Bewohner der Favelas würden das anders sehen. Sie freuen sich über Besucher und die damit verbundenen Devisen und möchten der Welt, z.B. über Facebook & Co. zeigen, wie das tägliche Leben tatsächlich aussieht. Zu spät, vielleicht beim nächsten Mal.

Unsere Fahrt im Tijuca-Nationalpark geht weiter. Dieser wurde 1861 wieder aufgeforstet, nachdem große Teile des Baumbestandes durch die Kaffeeplantagen zerstört wurden. Der brasilianische Kaiser Dom Pedro II legte den Grundstein und ließ neben der Renaturierung ein Wegenetz und Aussichtsplätze anlegen. 100 Jahre später wurde das Gebiet zu einem Nationalpark erhoben. Mehrere Straßen und Wanderwege führen durch den Wald zu Aussichtspunkten, Höhlen und Wasserfällen. An einem der Wasserfälle machen wir einen kurzen Foto-Stopp. Simon fährt dafür einen Umweg und schon die Fahrt dorthin ist sehenswert. Der Nationalpark ist Naturschutzgebiet und wird tatsächlich streng bewacht. Immer wieder kommen wir an Kontrollen vorbei und die Straße ist mit Bodenwellen geradezu gepflastert.

Weiter geht es nach Boa Vista. Dort wartet ein Boot auf uns, mit dem wir in die Mangrovenlagune fahren können. Wir denken, es ist sicher ein Boot für mehr Leute, aber nein, es ist nur für uns drei, dazu noch recht groß mit einem bequemen Einstieg und wir können während der Fahrt nach Lust und Laune aufstehen. Wir staunen: zuerst über die vielen Wasservögel und dann über die vielen Kaimane. Unglaublich. Im Gebüsch entdeckt unser Bootsführer ein Wasserschwein und fährt ganz nahe ans Ufer, damit wir besser sehen können. Später entdecken wir noch eins, und wieder Kaimane. Ist das schön hier!

Die Zeit ist viel zu schnell vorbei und wir müssen uns auf den Rückweg machen. Dieser führt uns entlang der schönen Küste mit den Stränden Barra, Sao Conrado und Ipanema. An einem Strandabschnitt unterhalb mehrerer höherer Berge legen wir einen letzten Halt ein. Bei einem frisch gepressten Maracuja-Saft warten wir darauf, dass sich waghalsige Drachenflieger vom Gipfel stürzen. Leider ist wohl heute kein gutes Flugwetter. Schön ist es trotzdem.

Bei unserem letzten Besuch haben wir durch einen unangekündigten Streik in Rio mit knapper Not unser Schiff erreicht. Deshalb wollen wir heute rechtzeitig zurück und haben einen Zeitpuffer von zwei Stunden eingeplant. Der Verkehr auf dem Rückweg ist mörderisch und wir haben schon die schlimmsten Befürchtungen, obwohl mehr als genug Zeit ist. Doch unser Vorsprung schmilzt zusammen. Simon versichert uns, dass wir mehr als im Zeitplan liegen und so ist es auch, trotz der vielen Staus und roten Ampeln. Pünktlich setzt er uns am Hafeneingang an. Es war ein hervorragend organisierter, erlebnisreicher Tag und wir verabschieden uns überglücklich von Simon. Er schickt mir noch eine Facebook-Freundschaftsanfrage, wäre schön, mit diesem außergewöhnlichen Menschen in Verbindung bleiben zu können.

Nach einem kurzen Abstecher auf die Kabine versorgen wir uns mit einem Cocktail und schauen dem Auslaufen zu. Wer weiß, wir hoffen darauf: Até à vista, Rio!

Es ist jetzt 18.30 Uhr und wir haben noch immer keine Infos über die Abholzeiten morgen und auch noch keine Gepäckbänder. An der Rezeption heißt es, es werde gerade vorbereitet. Die Organisation auf der MSC lässt an allen Ecken und Enden zu wünschen übrig. Wir wüssten nun schon gerne, wann wir morgen abgeholt werden.

Ein letztes Mal machen wir uns auf den Weg zum Abendessen ins Golden Sand Restaurant und freuen uns schon auf unsere gegenseitigen Erzählungen.

Kaum zu glauben – drei Wochen sind wieder einmal wie im Flug vergangen und morgen heißt es Abschied nehmen von unserem schwimmenden Zuhause. Es war eine wunderschöne, erlebnisreiche Reise, von der wir noch lange zehren werden.

21. Tag:

Abreise (São Paulo– Madrid – Frankfurt)

Du wirst niemals wieder ganz zu Hause sein, weil ein Teil Deines Herzens immer anderswo sein wird. Das ist der Preis, den Du für den Reichtum bezahlst, Menschen an mehr als einem Ort zu kennen und zu lieben... (Miriam Adeney)

Auch auf dieser Reise haben wir aufgeschlossene, nette, interessante und liebe Menschen kennen gelernt und hatten wunderschöne Begegnungen und unvergessliche Momente. Und wenn es stimmt, dass man sich immer zwei Mal sieht im Leben, hoffen wir bei dem einen oder anderen auf ein Wiedersehen – vielleicht in der Schweiz, auf Bali oder/und in Rio. Kadek, unser Lieblingskellner, schenkt uns als Andenken Schlüsselanhänger aus Bali. So eine nette Geste, kein Wunder, dass u.a. deshalb beim Abschied die Augen feucht wurden.

So schön die Tage an Bord und die Ausflüge waren: die Organisation auf der MSC Seaview, sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausschiffung, war eine Katastrophe. So etwas Unorganisiertes haben wir noch nie erlebt. Alle, sogar eingeschworene MSC-Kreuzfahrer, waren einhellig der gleichen Meinung. Frühstück auf die Kabine gibt es am Abreisetag nicht. Ebenfalls ein Novum. Gerade am Abreisetag wäre es stressfreier, auf der Kabine zu frühstücken und dem Gedränge am Buffet zu entgehen.

Um 16.05 Uhr startet unser Flug über Madrid nach Frankfurt. Treffpunkt im Theater zur Ausschiffung mit anschließendem Bustransfer ist auf 7.45 Uhr anberaumt. Zwei Stunden später sind wir auf dem Flughafen in São Paulo. Dort wartet eine schöne Überraschung auf uns. Unglaublich, aber wahr, Willi und Kathrin sitzen dort bei einer Pizza. Sie fliegen erst um 20.00 Uhr und müssen den Tag irgendwie rumbringen. Wir freuen uns, uns nochmals zu sehen und stoßen auf den Geburtstag meiner Mutter an. Das, und eine Begegnung am Flughafen in Madrid, war das einzige Erfreuliche an diesem Tag.

In Madrid (hier konnte ich selber einen Rollstuhl bestellen) werden wir am Flugzeug abgeholt. Wir haben nur zwei Stunden Zeit zum Aussteigen. Wenn es weite Wege sind, kann es mit meiner Mutter mehr als knapp werden. Wir werden in einen extra Wartebereich geführt und lernen Luisa aus Lima (Peru) kennen. Als wir für den Weiterflug abgeholt werden, schließt sie sich uns an und sagt zu unserem Begleiter, dass wir eine Familie seien. Uns ist es egal, wir haben Luisa schon in unser Herz geschlossen. Auf geht es zum Flugzeug. Man kann vom Terminal zum Flugzeug laufen. Das hatten wir auch noch nie. Witzig – zunächst. Es ist 30 Grad kälter, als die Tage zuvor und nachdem die Flugzeugtüren verschlossen bleiben, telefoniert unser Begleiter. Er erfährt, dass wir 30 Minuten Flugverspätung hätten und er uns wieder in den Wartebereich zurückbringe, weil es sonst doch viel zu kalt sei. Nach einer halben Stunde kommt er zurück und meint, durch Streiks in Frankreich sei der Flugplan durcheinander und wir würden frühestens um 11.30 Uhr weiterfliegen können. Gegen 10.00 Uhr beschließen Luisa und ich zur Toilette zu gehen. Im Vorbeilaufen hört Luisa, dass das Boarding in wenigen Minuten beginnen würde. Gut, wenn man jemand kennt, der spanisch spricht! Und tatsächlich, meine Mutter wird schon davon gerollt. Das Flugzeug ist winzig, mit extrem wenig Fußraum. Wir trauern um unsere bezahlten XL-Sitze und trösten uns mit dem Gedanken, dass es ja nur knapp 2 ¾ Stunden Flugzeit ist. Doch weit gefehlt. Wir sitzen über zwei Stunden in der Blechbüchse fest. Ohne Infos, ohne Getränke, rings um uns nur erkältete Menschen, die Husten und Niesen, dass uns angst und bang wird. Wir hoffen, wir haben uns nicht angesteckt.

Endlich in Frankfurt angekommen, fragt Luisa, ob sie sich uns anschließen darf. Sie befürchtet, den Gepäckabholbereich nicht zu finden. Klar nehmen wir sie mit. Es ist nicht weit zum Laufen. Ich schicke die beiden voraus zum Gepäckband 41 und hole für unser Gepäck einen Gepäckwagen. Leider kann man die Gebühr von 1 € nur noch mit Kreditkarte (!) zahlen. Ich weiß das schon vom letzten Mal, aber viele Ankömmlinge haben keine Ahnung. Ein Mann versucht verzweifelt, jemand zu finden, der ihm hilft, aber jeder ist genervt oder will generell nicht helfen. Keine Ahnung. Als ich bei ihm ankomme, biete ich ihm an, über meine Kreditkarte den Gepäckwagen zu bezahlen. Er ist froh und dankbar und will mit den Euro geben. Ich winke ab und er ist überglücklich. Nicht über den Euro, einfach nur, weil er endlich stolzer Gepäckwagenbesitzer ist. Für mich ist es selbstverständlich. Wir haben auf unseren Reisen schon so viel Hilfe und Unterstützung erfahren und ich bin froh, wenig, aber doch etwas zurückgeben zu dürfen.

Dann machen uns auf den Weg zu unserer Abholstelle. Uns steht der Rückweg von Frankfurt auf die Schwäbische Alb bevor. Unterwegs überlegen wir, doch irgendwo zu übernachten, schließlich sind wir mittlerweile über 36 Stunden unterwegs und haben kaum geschlafen. Ab und zu sehe die Straße doppelt oder gar nicht mehr. Mit mehreren Pausen schaffen wir es in weiteren 4 ½ Stunden nach Hause. Das Schlimmste an der ganzen Geschichte: meine Mutter hatte am 06.12. einen runden Geburtstag und ich wollte ihr die Rückreise so angenehm wie möglich machen. Dass es so ein schrecklicher Tag werden würde, hätte ich nicht gedacht.

Doch genug gejammert. Wir sind gesund (und mittlerweile wieder munter) mit vielen schönen Erinnerungen zu Hause angekommen und das ist alles, was zählt.

Ich hoffe, mein Bericht hat Ihnen gefallen und Sie sind mit Reisefieber angesteckt worden. Vielleicht lesen wir uns wieder. Ich würde mich auf jeden Fall freuen und gebe den Rat Peter Rosseggers gerne an Sie weiter:

Einen besonderen Rat will ich dir geben, für den du mir oft mit Jubel danken wirst. Spare für Fernreisen! Wenn du auch noch so schmal gehalten wirst, so wirf dir, wenn du willst, jeden Tag ein Scherflein ab, ohne dass du deshalb darben musst. Aus diesem kleinen täglichen Scherflein erwachsen die herrlichsten Tage und Wochen. (Peter Rossegger)

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